Flughafen München:Nato-Manöver bringt Luftraum durcheinander

Flughafen München: Der zivile Flugverkehr am Flughafen München wird zumindest indirekt von dem Nato-Manöver im Juni betroffen sein. Das steht fest.

Der zivile Flugverkehr am Flughafen München wird zumindest indirekt von dem Nato-Manöver im Juni betroffen sein. Das steht fest.

(Foto: Marco Einfeldt)

Im Juni findet die "größte Luftoperationsübung seit Bestehen der Nato" statt: Mehr als 200 Flugzeuge aus 24 Ländern werden dann über Deutschland fliegen. Die Sperrungen haben auch Auswirkungen auf den zivilen Luftverkehr in München.

Von Gerhard Wilhelm

Vom 12. bis zum 24. Juni findet die "bis dato größte Luftoperationsübung seit Bestehen der Nato" über Deutschland statt, wie die Bundeswehr schreibt. Das Manöver heißt "Air Defender 2023" und wird unter Führung der Luftwaffe durchgeführt. 220 Flugzeuge aus 24 teilnehmenden Nationen werden dann über Deutschland üben.

Die Folgen für den zivilen Luftverkehr sind gravierend. Wenn die Jets am Himmel sind, ist der Luftraum für Passagiermaschinen gesperrt. "Unsere zivilen Kunden müssen also mit verlängerten Flugwegen und voraussichtlich erheblichem Delay rechnen", schreibt die Deutsche Flugsicherung (DFS). Auch beim Flughafen München rechnet man mit Verspätungen in dieser Zeit.

In Deutschland wird es fünf Standorte für die Übung geben, und einer davon befindet sich in Bayern. Genauer gesagt ist es der Fliegerhorst Lechfeld. Er ist der größte Militärflugplatz in Deutschland. Ziel des Manövers sei, "die Kooperation der teilnehmenden Nationen zu optimieren und auszuweiten und gleichzeitig Stärke im Bündnis zu zeigen", wie es auf der Homepage der Bundeswehr heißt.

Die teilnehmenden Nationen werden hauptsächlich Einsätze von den Standorten Jagel/Hohn in Schleswig-Holstein, Wunstorf in Niedersachsen, Lechfeld in Bayern, Spangdahlem in Rheinland-Pfalz, Volkel in den Niederlanden und Čáslav in der Tschechischen Republik starten, wie die Bundeswehr mitteilt. Auch von Manching aus sollen Jets in die Luft gehen.

Geflogen wird bei dem Manöver zwischen elf und 19 Uhr

Die Übungen werden hauptsächlich in drei Flugkorridoren über Deutschland durchgeführt. Vor allem die nördlichen, südlichen und östlichen Gebiete werden von dem Manöver betroffen sein. Die Manöver sollen jeweils zwischen elf und 19 Uhr stattfinden. Die jeweiligen Lufträume sollen laut einem Bundeswehrsprecher immer nur für jeweils zwei Stunden gesperrt werden, nie den ganzen Tag. Im Süden zwischen 14 und 16 Uhr. Nachts und am Wochenende soll es keine Übungen geben.

Flughafen München: Über dem deutschen Luftraum werden zum ersten Mal die amerikanischen F-35-Tarnkappenbomber fliegen.

Über dem deutschen Luftraum werden zum ersten Mal die amerikanischen F-35-Tarnkappenbomber fliegen.

(Foto: Tom Reynolds/Picture alliance / DPA)

"Dem zivilen Flugverkehr steht dann also weniger Raum zur Verfügung. Um den Verkehr im verbleibenden Luftraum sicher führen zu können, werden Steuerungsmaßnahmen notwendig sein. Unsere zivilen Kunden müssen also mit verlängerten Flugwegen und voraussichtlich Verspätungen rechnen. An einer detaillierten Ausarbeitung der Verkehrsprognosen wird aktuell noch gearbeitet", teilt Robert Ertler, Pressesprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS), mit. Derzeit erstelle man mit den Daten, die die Bundeswehr der DFS mitteile, Simulationen, die die Auswirkungen auf die europäischen Luftverkehrsströme zeigen.

Dass es Auswirkungen auch in München geben wird, ist nach Einschätzung der Flugsicherung gewiss, auch wenn detaillierte Angaben zur Betroffenheit einzelner Flughäfen "heute (noch) nicht möglich" seien. Flughäfen wie der Münchner, der das zweite große Drehkreuz in Deutschland nach Frankfurt ist, seien über die Lufträume mit anderen vernetzt. Können Flugzeuge zum Beispiel wegen der Sperrung eines Luftraums nicht pünktlich an einem Flughafen starten oder landen, habe das Auswirkungen für andere Start- und Zielorte. Kommt ein Flugzeug zu spät an, könne es auch nicht pünktlich weiterfliegen, oder Verbindungen klappen nicht. Alles sei "ein sehr eng getaktetes System, das schon auf kleine Störungen empfindlich reagiert", schreibt Robert Ertler.

Flughafen München: Im Kontrollzentrum der Deutschen Flugsicherung (DFS) wird der Luftverkehr über Deutschland gesteuert.

Im Kontrollzentrum der Deutschen Flugsicherung (DFS) wird der Luftverkehr über Deutschland gesteuert.

(Foto: Arne Dedert/dpa)

Auf eines hat man zumindest Rücksicht genommen: Der Zeitraum von "Air Defender 23" überschneidet sich nicht mit den Pfingstferien in Bayern. Die sind vom 30. Mai bis 9. Juni. Die Übung beginnt am 12. Juni. Gerade in den Ferien finden am Flughafen München vermehrt Starts und Landungen statt. Für die Osterferien, die gerade begonnen haben, wurden von den Airlines mehr als 13 300 Flüge angemeldet. Allein zum Ferienauftakt sollten knapp 800 Maschinen am Münchner Airport starten und landen. Insgesamt rechnet die Flughafen München GmbH während der Osterferien mit einem Aufkommen von rund 1,6 Millionen Passagieren.

Flughafen München: Die USA verlegt rund 100 Luftfahrzeuge nach Europa. Dort üben bei "Air Defender 23" insgesamt 24 Nationen gemeinsame Luftoperationen in drei Lufträumen über Deutschland.

Die USA verlegt rund 100 Luftfahrzeuge nach Europa. Dort üben bei "Air Defender 23" insgesamt 24 Nationen gemeinsame Luftoperationen in drei Lufträumen über Deutschland.

(Foto: Bundeswehr/Marco Parge (oh))

Die Flughafen München GmbH (FMG) hofft, dass die Auswirkungen der militärischen Übung auf den "ohnehin hochbelasteten deutschen Luftraum" noch reduziert werden, wie FMG-Pressesprecher Robert Wilhelm mitteilt. Um die Beeinträchtigungen für Passagiere am Münchner Flughafen so gering wie möglich zu halten, erhielten die Fluggesellschaften und Flughäfen von der Bundesregierung und von der Deutschen Flugsicherung sehr genaue Informationen, wann welche Luftraumblöcke gesperrt werden und wie dann die Flugführung organisiert werden soll. Erste Informationen gebe es bereits, und es sei ein "enger Austausch mit den Ministerien und der DFS vereinbart". Beeinträchtigungen des zivilen Luftverkehrs werden wohl nicht vermieden werden können, sagt der FMG-Sprecher.

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