Süddeutsche Zeitung

Kontrollen auf Festival:Veranstalter kritisieren massive Polizeipräsenz

Auch Drogenspürhunde sind beim "Rootsbase-Festival" im Einsatz, die Zahl der Rauschgift-Delikte ist jedoch gering.

Von Katharina Aurich, Nandlstadt

Das zweite "Rootsbase-Festival" im Zeilhofstadl bei Nandlstadt hat drei Tage lang rund 700 Gäste aus ganz Deutschland angezogen. Gespielt wurde überwiegend Reggae-Dub aus selbst gebauten Sound-Systemen. Die Veranstalter, Mitglieder der Vereine Kulturimpuls aus Freising sowie "Move Together" aus Dachau, zogen eine positive Bilanz, beklagten jedoch die starke Polizeipräsenz. Vor Veranstaltungsbeginn waren die Zufahrtsstraßen gesperrt und alle Besucher kontrolliert worden, auch Drogenspürhunde waren im Einsatz.

Laut Polizeibericht hatten sieben Personen Cannabis dabei, zwei Gäste standen unter dem Verdacht, unter Drogeneinfluss Auto gefahren zu sein. Auch Beamte der Kriminalpolizei Erding waren einen Nachmittag lang im Einsatz. Wenn das Festival nicht wachse, werde man im nächsten Jahr aber nicht mehr vorbeikommen, bilanzierte Josef Vogl vom Kommissariat für Rauschgiftdelikte, da keine kriminellen Handlungen festgestellt worden seien.

Die durchgängige Kontrolle von Gästen auf Zufahrtswegen und bei der Heimreise von Festivals, unabhängig von der Musikrichtung, die dort gespielt wird, sei normal und auch bei anderen Veranstaltungen wie zum Beispiel beim Utopia-Island-Festival üblich, begründet Christian Bidinger, Leiter der Polizeiinspektion Moosburg, den Einsatz beim Rootsbase. "Wir waren vom Personal her allerdings etwas stärker drin", schildert er, auch Drogenspürhunde und verdeckte Ermittler seien beteiligt gewesen. Denn man habe vermutet, dass es Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz geben werde. Die einzelnen Bundesländer legten die Spielräume dabei unterschiedlich aus, in Bayern sei man bereits beim Besitz geringer Mengen Cannabis zum Eigenkonsum sehr streng, so Bidinger. Damit hätten wohl nicht alle Gäste des Rootsbase, die beispielsweise aus Berlin oder Nordrhein-Westfalen kamen, gerechnet.

Auch Familien mit Kindern seien kontrolliert worden, beklagen die Organisatoren

Doch nicht bei allen Veranstaltungen wird mit gleichem Aufwand kontrolliert. Bei einem Volksfest zum Beispiel gehe die Polizei davon aus, dass dort weniger gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen, sondern vor allem Alkohol konsumiert werde, der nicht darunter fällt, erklärt der Moosburger Polizeichef die Unterschiede. Deshalb kontrolliere man dort nur stichprobenartig.

Die Veranstalter des Rootsbase kritisieren dagegen, dass auf dem friedlichen Festival, zu dem auch Familien und Menschen aller Altersgruppen aus der Umgebung gekommen sind, so massiv kontrolliert worden sei. Die Besucher hätten das umfangreiche Musikprogramm und die Workshops wie Kräutersammeln, Meditation, Yoga, Siebdruck, Schnitzen und Töpfern sowie die friedliche und gelassene Atmosphäre genossen. Weniger entspannt seien An- und Abreise gewesen. Bei den Kontrollen am Freitag und Samstag bei der Anfahrt und am Sonntag bei der Abfahrt seien bei einigen Autos sogar Wandverkleidungen entfernt worden. Dies bestätigte die Polizei jedoch nicht. Auch Familien mit Kindern seien von den Kontrollen nicht ausgenommen worden, bedauern die Rootsbase-Organisatoren.

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Quelle:
SZ vom 21.08.2018
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