Der heftige Gegenwind hat Lilian Schwaiger und Erhard Schönegge überrascht und auch verwundert, wie sie sagen. Seit Wochen protestieren Anwohner in Sünzhausen und Gremertshausen gegen den geplanten Umzug des Naturgartens Schönegge von Meilendorf bei Nandlstadt nach Viehhausen in die Gemeinde Kranzberg – vor allem, weil sie viel zusätzlichen Verkehr und die Zerstörung der idyllischen Landschaft befürchten. Viele der Gerüchte, die im Umlauf sind, seien falsch, versichert die Betreiberfamilie. Im Gespräch mit der SZ erneuert Erhard Schönegge das Angebot, Interessierte aus den betroffenen Orten über den Hof in Meilendorf zu führen und das Projekt zu erläutern. Auch eine Infoveranstaltung soll noch folgen, mit Mediator.
In Meilendorf muss der Naturgarten die bisher gepachteten Flächen – etwa 5,5 Hektar – aufgeben, die Verträge wurden nicht verlängert. Davon betroffen sind überwiegend Anbauflächen, aber auch Pferdekoppel, Kindergarten und Kräuterlehrgarten. „Es fällt existenzbedrohend viel weg“, sagt Lilian Schwaiger. Gemeinsam mit ihrer Schwester Sophia Sedlmaier will sie die soziale Landwirtschaft deshalb auf einer leer stehenden Hofstelle in Viehhausen weiterführen und ausbauen, anfangs unterstützt von ihrem Vater Erhard Schönegge. Die etwa einen Hektar große, verbleibende Fläche in Meilendorf sollen künftig die Söhne übernehmen. Der Kindergarten soll dort mit zwei Gruppen erhalten bleiben und auf das Gelände des bisherigen Zeltplatzes umziehen.
In Viehhausen sollen neben den 17 eigenen Pferden etwa ebenso viele Pensionspferde untergebracht werden, wie Lilian Schwaiger erklärt. Insgesamt seien es circa 40 Tiere, weil auch ältere Pferde auf dem Hof bleiben dürfen. Geplant seien große Koppeln, offene Ställe und Reitplätze, um die Tiere artgerecht halten zu können und das pädagogische Reiten auszubauen. „Die Plätze dafür sind rar“, sagt Schwaiger, die Nachfrage groß. Auch die Pensionspferde sollen nach Möglichkeit für Therapiezwecke eingesetzt werden.
Das alles werde überwiegend auf dem Hof stattfinden. Die Zahl der Ausritte in die Wälder der Umgebung werde nicht nennenswert steigen. Mehrere Waldbesitzer hatten entsprechende Befürchtungen geäußert, weil sie in der Vergangenheit bereits schlechte Erfahrungen mit rücksichtslosen Reitern gemacht hatten. Die Größe sei vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vorgegeben, schildert Erhard Schönegge, dazu habe man viele Gespräche geführt.
Weitere Standbeine sind laut Planung der Gartenbau mit Hofladen und Café sowie ein Naturkindergarten für 35 bis 40 Kinder. Das sei ein „Kernprojekt“ des Naturgartens Schönegge, die Bildungsarbeit in der Natur sei „essenziell wichtig“ und gehöre zum Konzept, sagt Lilian Schwaiger. Ein bestehendes Gebäude soll für Verwaltung und Mitarbeitende genutzt werden. Insgesamt umfasst das Areal 18 Hektar. Die Vorhaben sollten nach und nach verwirklicht werden, erklärt Schönegge. Man habe aber von Anfang an die gesamten Pläne auf den Tisch legen wollen.
Anders als kolportiert werde, sei kein Hotelbetrieb vorgesehen. Wie schon in Meilendorf sei vorgesehen, in einem Raum einfache Übernachtungsplätze zur Verfügung zu stellen, etwa für Kindergruppen, so Schönegge. Auch was den Verkehr angeht, kursierten falsche Zahlen. Die Spitzenzeit sei in der Früh zwischen 7.30 und 8.30 Uhr, wenn die Kindergartenkinder gebracht werden. Zudem sei der Naturgarten keine Event-Location. Das aktuelle Jahresprogramm weist laut Lilian Schwaiger 70 Veranstaltungen aus, viele mit geringer Teilnehmerzahl. Sie habe eigens nachgezählt, weil Kritiker von bis zu „140 Events“ gesprochen hatten.
Die Hauptzufahrt soll, anders als zunächst geplant, über Gremertshausen führen, um die Ortschaft Sünzhausen zu entlasten. Zwar führt die einspurige Straße durch ein Waldstück. Dort hat die Familie Schönegge aber eine einen Hektar große Fläche erworben, um die Engstelle zu entschärfen.
Dem Vorwurf, die Landschaft in Viehhausen würde durch den Schönegge-Umzug versiegelt, widerspricht Lilian Schwaiger. „Die Natur wird profitieren.“ Wie schon in Meilendorf werde die Artenvielfalt durch die vielen unterschiedlichen Kulturen zunehmen. „Die Ängste, dass etwas kaputtgeht, sind nicht begründet.“
Neue Wege will die Familie bei der Finanzierung des Projektes gehen. Zwölf der 18 Hektar will die Genossenschaft „Kulturland“ mit dem Verkauf von Anteilen à 500 Euro erwerben und an den Betrieb verpachten. 539 000 der 1,93 Millionen Euro sind laut der Homepage www.zukunftshof.com bereits gesichert. Ziel der Genossenschaft ist es, landwirtschaftlichen Grund der Bodenspekulation zu entziehen und Höfen eine Zukunft zu geben.
Die TU München würde das Bauvorhaben nur „im geringen Maß“ beeinflussen
Betroffen von den Schönegge-Plänen ist auch die Versuchstation der TU München (TUM) in Viehhausen. Der Wegfall einiger kleinerer Teilflächen der genutzten Ackerflächen würde den Versuchsbetrieb voraussichtlich nur im geringen Maß beeinflussen, teilt die TUM dazu mit. Sie bewirtschaftet dort aktuell 95 Hektar, davon gehören 30 Hektar unterschiedlichen Verpächtern. Derzeit betreibt der Lehrstuhl „Ökologischer Landbau und Pflanzenbausysteme“ Versuche, die sich beispielsweise mit den Unterschieden zwischen ökologischer und konventioneller Landwirtschaft und den Auswirkungen des Bewirtschaftungsmanagements auf die Umwelt beschäftigen. Es geht etwa um die Bedeutung von Fruchtfolgen oder Düngung.
Lilian Schwaiger und Erhard Schönegge hoffen, dass sie im Herbst endlich wissen, wie es weitergeht und ob das Projekt in dieser Form genehmigt werden kann. Das Landratsamt prüft derzeit die Bauvoranfrage. Die aktuelle Unsicherheit sei auch für die 40 Mitarbeitenden belastend.