Namen sind mehr als Schall und Rauch:Für immer B 11

Namen sind mehr als Schall und Rauch: Auch ohne die gleichnamige Apotheke: Die Korbinianskreuzung wird weiter Korbinianskreuzung heißen. Ganz sicher.

Auch ohne die gleichnamige Apotheke: Die Korbinianskreuzung wird weiter Korbinianskreuzung heißen. Ganz sicher.

(Foto: Marco Einfeldt)

Was das Schiedereck und die Zinnerne Kanne mit der Korbinianskreuzung in Freising zu tun haben.

Von Johann Kirchberger

Der Volksmund lässt sich nicht bevormunden. Er hält an alten Bezeichnungen fest, mögen sie korrekt sein oder nicht. Das gilt insbesondere für die Namen von Straßen und Plätzen, haben die sich erst einmal in den Köpfen festgesetzt. Bestes Beispiel dafür ist die "alte Isarbrücke", die von den Freisingern so genannt wird, obwohl sie nach dem Willen des Stadtrats schon vor Jahrzehnten "Korbinianbrücke" getauft wurde. Noch älter ist der "Ledererbuckel", die Überführung der Münchner Straße zu den Schlüterhallen. Namensgeber ist der Nazi-Bürgermeister Karl Lederer, in dessen Amtszeit die Brücke errichtet wurde. Auch vom Bahnposten 15 ist immer noch die Rede, einst zuständig dafür, dass die Schranke an der Kreuzung Dr.-von-Daller-Straße/Erdinger Straße ordentlich geschlossen und geöffnet wurde. Heute gibt es hier eine Unterführung. Der Bahnposten - erst in einer Wellblechhütte, danach in einem gemauerten Gebäude untergebracht - ist ebenso Geschichte wie die Bahnschranke, der Name ist geblieben.

In der Innenstadt wird das Gebäude an der Ecke Obere Hauptstraße/Bahnhofstraße seit Jahrzehnten als Schiedereck bezeichnet, weil hier einmal das Hutgeschäft Schieder beheimatet war. Hüte gibt es hier schon lange nicht mehr, aktuell werden Hörgeräte angeboten, von einem Kindeck war freilich noch nie die Rede. Am Ende der Oberen Hauptstraße, exakt dort, wo Freisings Flanierstraße wieder schmal wird, stand viele Jahrzehnte das Kaufhaus Zinnerne Kanne. Schon lange bevor der Internethandel solchen Kaufhäusern den Garaus machte, musste es schließen. Eine Bank zog ein und nun betreibt dort ein Zahnarzt seine Geschäfte. Das Gebäude aber wird immer noch gerne Zinnerne Kanne genannt. Am Ende der Unteren Hauptstraße gab es einst den Hacklbräu, eine große Brauerei mit Gaststätte. Vor Jahrzehnten schon wurde hier alles umgebaut, modernisiert, wurden Läden und Lokale eingebaut. Altstadtgalerien ist nun der offizielle Name des ganzen Komplexes. Alte Freisinger aber reden immer noch vom Hacklbräu.

In der Stadtmitte steht am Rindermarkt das Ziererhaus, mit seiner wunderbaren Stuckverzierung eines der bedeutendsten Rokokobauten Altbayerns, das 1730 errichtet wurde. Hier ist seit 1980 das Standesamt untergebracht. Nach dem Krieg gab es hier die Buchdruckerei Zierer, die nicht überlebt hat, der Name schon. Unweit davon entfernt, am Marienplatz, steht das Geislerhaus. Die damals gerade erst erstarkten Denkmalschützer verhinderten 1971 den Totalabriss, die klassizistische Fassade, gestützt von allen Seiten, musste erhalten bleiben. Bis vor ein paar Jahren residierte hier die Kreishandwerkerschaft, im Erdgeschoss ist heute ein griechisches Lokal untergebracht. Im Volksmund ist das Geislerhaus erhalten geblieben und der Volksmund wird es wohl auch nicht zulassen, dass die B 11 durch Freising nach ihrer Abstufung jetzt Staatsstraße 2350 genannt wird. B 11, das ist geschmeidig, das hat sich in den Köpfen eingeprägt.

Eine der meist befahrenen Kreuzungen Freisings ist die Korbinianskreuzung, dort wo Mainburger-, Landshuter- und Isarstraße zusammenkommen. Den Namen hat diese Kreuzung von der Korbiniansapotheke, die es hier 64 Jahre lang gab. Vor wenigen Tagen hat sie für immer geschlossen. Wetten, dass die Kreuzung noch Jahrzehnte lang Korbinianskreuzung heißen wird? Der Volksmund wird dafür sorgen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: