Nahverkehr der anderen Art:Trampen statt Busfahren

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Busse in die Neufahrner Ortsteile fahren selten, jetzt denkt man über Mitfahrbänke nach

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die Idee hat sich in anderen Orten schon bewährt und könnte womöglich auch ein Neufahrner Problem lösen: Weil es für die Bewohner der Dörfer im nördlichen Gemeindegebiet nur schlechte Busverbindungen zum Hauptort und dem dortigen S-Bahnhof gibt, wird jetzt über "Mitfahrbänke" nachgedacht, ganz nach dem Vorbild des Nachbarorts Eching, wo ein solches Projekt ebenfalls in Planung ist.

Mitfahrbänke sind farblich auffallende Sitzbänke, die im jeweiligen Dorf und an günstigen Stellen in Neufahrn - zum Beispiel in der Nähe von Lebensmittelmärkten oder des Bahnhofs - aufgestellt werden. Wer darauf sitzt, signalisiert, dass er oder sie mitgenommen werden möchte. Autofahrer, welche die Aktion unterstützen möchten, können entsprechende Aufkleber an ihren Fahrzeugen anbringen.

Der Massenhausener Ortssprecher Otto Radlmeier hat das Konzept unlängst bei einem Seniorengespräch der Ortsteile Fürholzen, Giggenhausen, Hetzenhausen und Massenhausen ins Gespräch gebracht. Ziel der Veranstaltung war es, die Ergebnisse der Senioren-Umfrage der Gemeinde durch Anregungen aus den Dörfern zu ergänzen. Die mangelhaften Busverbindungen, so Sozialreferentin Beate Frommhold-Buhl (SPD), seien in der Umfrage immer wieder Thema gewesen.

Beim Seniorengespräch wurde nun auch die Möglichkeit angesprochen, "externe" Fahrgäste in Schulbussen mitzunehmen, sofern dort Plätze frei sind. Mittlerweile hat sich schon gezeigt, dass so etwas laut Landrastamt grundsätzlich denkbar sei, so der Giggenhausener Ortssprecher Christoph Aichinger: "Das ist schon mal gar nicht so schlecht." In der Praxis scheitert die Umsetzung derzeit allerdings daran, dass es keine freien Plätze in den Schulbussen gibt. Freilich haben gerade Senioren nicht nur an Wochentagen Probleme, wenn sie etwa zum Einkaufen oder zum Arzt nach Neufahrn wollen und keine privaten Fahrmöglichkeiten haben. Vielmehr gibt es auch Klagen, dass Gottesdienstbesuche oft schwierig sind, weil nicht mehr wie früher regelmäßig in alle Dörfern Messen gefeiert werden. Auch hier wird nun überlegt, wie man Gottesdienstbesucher und potenzielle Fahrer vernetzen könnte.

Unterdessen ist man im Nachbarort Eching mit der Idee von "Mitfahrbänken" schon einen Schritt weiter: Das dortige Kulturforum hat die Aktion "Gut sitzen in Eching" gestartet. Bis zu einem "Bank-Festival" im kommenden Frühjahr sollen diverse künstlerisch gestaltete Sitzmöglichkeiten für den Ort geschaffen werden - darunter auch "Mitfahrbänke" im Ortsteil Dietersheim.

© SZ vom 07.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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