Bauen im Landkreis Freising:Gewerbekomplexe für die Zukunft

Bauen im Landkreis Freising: Bei einer kleinen Feier anlässlich des ersten symbolischen Spatenstichs haben Doris und Christoph Driescher das Neubau-Vorhaben auf dem Firmengelände in Moosburg vorgestellt.

Bei einer kleinen Feier anlässlich des ersten symbolischen Spatenstichs haben Doris und Christoph Driescher das Neubau-Vorhaben auf dem Firmengelände in Moosburg vorgestellt.

(Foto: Johannes Simon)

Die Firma Driescher errichtet in Moosburg ein innovatives Bürogebäude, der Neubau soll möglichst ressourcen- und energieschonend sein. Aber auch in anderen Kommunen des Landkreises gibt es Beispiele für nachhaltiges Bauen.

Von Petra Schnirch, Freising

Auch bei Gewerbebauten spielt die Energieeffizienz eine immer größere Rolle. Ein Beispiel dafür ist der Neubau der Firma Driescher in Moosburg, der bis Herbst 2024 bezugsfertig sein soll. Das dreigeschossige Bürogebäude auf dem Firmengelände soll "nachhaltig, ressourcen- und energieschonend" werden. Die Suche nach den richtigen Materialien aber gestaltete sich nicht ganz einfach, wie die beiden Geschäftsführer Doris und Christoph Driescher bei einer kleinen Feier anlässlich des Baubeginns schilderten.

Ziel ist der Energieeffizienz-Standard KfW 40, das heißt, das Gebäude benötigt maximal 40 Prozent der Energie eines üblichen Referenzbauwerks. Das sei der derzeit höchste Standard, so Doris Driescher. Dies sollte sich auch in der Wahl des Baustoffs widerspiegeln. Ein reiner Betonbau kam deshalb nicht in Frage. Holz aber ist wegen der nahen Bahnstrecke und des Lärmschutzes nicht möglich. Die Wahl fiel schließlich auf Ytong, Porenbeton.

Dieser Baustoff habe zu unrecht einen schlechten Ruf, sagte Christoph Driescher. Doch Ytong könne zu nahezu hundert Prozent recycelt und später dem Bau-Kreislauf wieder zugeführt werden. Anders als herkömmlicher Beton lasse er sich deutlich ressourcenschonender herstellen. Außerdem habe er gute raumklimatische Eigenschaften und lasse sich leicht verarbeiten. Und, wichtig für die Bauherren: Er kann in der Region bezogen werden. 50 Prozent des Abfalls in Deutschland kämen aus dem Bau- und Abrissgeschäft, schilderte Christoph Driescher, auch in diesem Punkt müsse man an die Zukunft denken, ebenso bei der Haustechnik.

Bauen im Landkreis Freising: Ein ovales Gebäude, die Fassade in einem Kupferton: So soll das neue Bürogebäude der Firma Driescher aussehen.

Ein ovales Gebäude, die Fassade in einem Kupferton: So soll das neue Bürogebäude der Firma Driescher aussehen.

(Foto: Driescher Moosburg)

Der Neubau erhält auf dem Dach eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von etwa 30 Kilowatt-Peak. 80 Prozent des Strombedarfs des Bürogebäudes können damit laut Doris Driescher gedeckt werden. Geheizt wird mit einer Wärmepumpe, es gibt eine Fußbodenheizung aus Biofaserplatte, eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und eine Betonkerntemperierung mittels Lüftungsanlage in der Decke. Diese Maßnahmen zur Energieeinsparung könnten in keinem Bestandsgebäude realisiert werden. Einen "enkelfähigen Planeten" zu hinterlassen, sei für Unternehmer ebenso wichtig wie für Privatpersonen, sagte Doris Driescher. Um nicht noch mehr Flächen zu versiegeln, sind andere Gebäude auf dem Firmengelände abgerissen worden.

Ohne die Produkte von Firmen wie Driescher - nach eigenen Angaben einer der führenden Anbieter von Nieder- und Mittelspannungs-Schaltanlagen und Schaltgeräten - wäre die Energiewende nicht möglich, so die Geschäftsführerin. Die Nachfrage steige immer weiter. Mit dem Neubau solle ein attraktives Arbeitsumfeld geschaffen werden. Am Standort Moosburg zählt das Unternehmen etwa 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

An das Betätigungsfeld, die Elektrotechnik, sollen auch die ungewöhnliche Form und Farbgebung des Neubaus erinnern. Die Fassade erhält einen Kupferton, ähnlich dem vieler Driescher-Produkte, das ovale Bauwerk greift die Rundungen leitender Materialien auf, die in der Elektrotechnik verwendet werden. Neben Büros mit insgesamt bis zu 70 Arbeitsplätzen sind in dem Neubau ein Ausstellungs- und ein teilbarer Seminar- und Veranstaltungsraum vorgesehen. Driescher arbeitet mit dem Freisinger Planungsbüro KPT Architekten zusammen.

Richard Stanzel hat schon früh auf ökologisches Bauen gesetzt

Nicht nur in Moosburg entstehen innovative Gewerbebauten, im Landkreis gibt es zahlreiche Beispiele dafür. Schreinermeister Richard Stanzel hat schon früh den Fokus auf ökologisches Bauen gelegt. 2010 errichtete er für seine Firma Design.s in Pulling eine innovative und energieneutrale Werkstatt. Aus Überzeugung, wie er sagt. Bereits durch sein Elternhaus sei er entsprechend geprägt worden. Davon profitiert er nun, während andere über hohe Energiekosten klagen. "Öl- und Gaspreise", sagte Stanzel, "das ist für mich kein Thema."

Für die Halle ist er ausgezeichnet worden, das Interesse an dem Projekt war und ist groß, zumal er nicht teurer war als konventionelle Bauten. Es handelt sich um einen Holzbau, auf der Nordseite gelangt durch transluzente Polycarbonatstegplatten, die recycelbar sind, gleichmäßiges Licht in die Werkstatt. Dadurch sei es sehr hell, man brauche wenig künstliche Beleuchtung. Der Betrieb nutzt die Abwärme der Maschinen. Holz- und Hobelspäne sowie Schleifstaub werden abgesaugt und zu Pellets gepresst. Obwohl Stanzel mittlerweile ein weiteres Gebäude errichtet und eine zusätzliche Halle angemietet hat, müsse er kein Heizmaterial zukaufen, schilderte er. Nur Strom muss er zu etwa einem Drittel aus anderen Quellen beziehen, die Leistung der Photovoltaikanlage reicht nicht mehr ganz. Es werde immer wichtiger, dass auch Gewerbebetriebe möglichst ökologisch bauen, betonte Stanzel

Bauen im Landkreis Freising: Ökologisch bauen muss nicht unbedingt teurer sein, sagt Richard Stanzel.

Ökologisch bauen muss nicht unbedingt teurer sein, sagt Richard Stanzel.

(Foto: Marco Einfeldt)
Bauen im Landkreis Freising: Dem Umweltpakt ist die Hallbergmooser Firma GES High Voltage GmbH beigetreten: Landrat Helmut Petz (von rechts) überreichte die Urkunde an Florian Scheuerecker und Markus Fesl, links Zweiter Bürgermeister Helmut Ecker und Claudia Betz vom Fachbereich Wirtschaftliche und digitale Entwicklung am Landratsamt.

Dem Umweltpakt ist die Hallbergmooser Firma GES High Voltage GmbH beigetreten: Landrat Helmut Petz (von rechts) überreichte die Urkunde an Florian Scheuerecker und Markus Fesl, links Zweiter Bürgermeister Helmut Ecker und Claudia Betz vom Fachbereich Wirtschaftliche und digitale Entwicklung am Landratsamt.

(Foto: Landratsamt)

Viel in Bewegung ist derzeit in Hallbergmoos - wohl auch, weil es dort große Gewerbegebiete gibt. Sowohl mittelständische Betriebe als auch Konzerne bemühen sich um das Thema Nachhaltigkeit. Die GES High Voltage GmbH, ein Hersteller von Hochspannungssteckverbindern für Präzisionsanwendungen in Industrie und Wissenschaft, ist jetzt dem Umweltpakt Bayern beigetreten. Landrat Helmut Petz überreichte vor Kurzem im Namen des bayerischen Umweltministeriums die entsprechende Urkunde an Geschäftsführer Markus Fesl. Die Anwendungsgebiete der Produkte der Hallbergmooser Firma, die aktuell 15 Mitarbeitende beschäftigt, liegen vor allem im Bereich Halbleiter und Mikroelektronik, in der Medizin und Biotechnik sowie in der Materialbearbeitung.

Teilnehmende Unternehmen des Umweltpakts engagieren sich mit freiwilligen, über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehenden Leistungen für den Umweltschutz. Am Standort in Hallbergmoos realisierte die GES einen Neubau und legte dabei großen Wert auf Energieeffizienz und Ressourceneinsparung, wie es in der Würdigung des Landratsamts heißt. Es wurde unter anderem eine Wärmepumpe mit Kühlfunktion, eine hochwertige Lüftungsanlage sowie eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 30 Kilowatt-Peak installiert. Durch den Bau von Carports soll sie noch vergrößert werden. "Das Ziel ist eine komplette Haussteuerung, in die auch die Ladesäulen für die vier Elektrofahrzeuge eingebunden werden sollen, um die Ressourcen bestmöglich zu nutzen und Energie einzusparen", sagt Fesl. Außerdem hat die Firma bei den Verpackungen von Kunststoff auf Papier umgestellt und die Grünflächen auf dem Grundstück als bienen- und insektengerechte Streuobstwiesen angelegt.

In Hallbergmoos ist ein großer Solarpark mit Servicestation einer Bäckerei geplant

Ein Projekt in Hallbergmoos, das im vergangenen Jahr vorgestellt wurde, lässt bereits im Vorfeld aufhorchen. Bis zu einer Verwirklichung ist es allerdings noch ein großer Schritt. Die Bäckereikette Höflinger Müller will eine neue Servicestation mit Gastronomie errichten, kombiniert mit einem 35 Hektar großen Solarpark. Damit sollen künftig 37 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt werden - damit lässt sich der Bedarf von etwa 10 000 Haushalten und Betrieben decken. Der besondere Clou: Die E-Lastwagenflotte der Bäckereikette soll dort tagsüber laden, nachts wird die Energie verbraucht, die Batterien können als Speicher genutzt werden.

Im Weg steht der Umsetzung des Projekts derzeit noch, dass die Flächen an der B 301 im Landschaftsschutzgebiet Isartal liegen. Der Landkreis will es ermöglichen, dass auch auf solchen Flächen künftig in Einzelfällen Solarmodule aufgestellt werden können. Bis Ende Juni soll das Änderungsverfahren abgeschlossen sein, solange ruhen die Hallbergmooser Planungen. Dabei geht es aber nur um den Solarpark. Der andere Teil des ambitionierten Projekts, die Servicestation, befindet sich in den Plänen ebenfalls im Bereich des Schutzgebiets. Darüber wird später gesondert entschieden werden. Die Gemeinde hofft aber, dass der Landkreis auch hier mitziehen wird.

Der Gemeinderat sieht darin jedenfalls ein "Leuchtturmprojekt", einen "Schritt in die richtige Richtung" auf dem Weg zur Energiewende, wie es aus dem Rathaus heißt. Insbesondere weil aktuell Stromspeichermöglichkeiten ein großes Problem darstellten. Dann, wenn die Freiflächenanlagen tagsüber massenhaft Strom erzeugten, seien Stromnetze schnell an ihrer Leistungsgrenze und müssten teilweise zum Erhalt der Netzstabilität davon getrennt werden. "Das Höflinger-Müller-Konzept setzt genau hier an", erklärte Katrin Liebig, Geschäftsleiterin der Gemeinde. Der durch erneuerbare Energien erzeugte Strom werde in Transportfahrzeugen gespeichert und in Zeiten genutzt, in denen die Stromerzeugung ineffizient sei, abends, nachts und morgens.

Bauen im Landkreis Freising: Ein riesiger Solarpark mit Servicestation der Bäckereikette Höflinger Müller ist in Hallbergmoos geplant.

Ein riesiger Solarpark mit Servicestation der Bäckereikette Höflinger Müller ist in Hallbergmoos geplant.

(Foto: Höflinger Müller)
Bauen im Landkreis Freising: Das Bürogebäude Hybrid One soll in Hallbergmoos direkt neben der Surftown entstehen, der Entwurf stammt vom Büro Henn Architekten.

Das Bürogebäude Hybrid One soll in Hallbergmoos direkt neben der Surftown entstehen, der Entwurf stammt vom Büro Henn Architekten.

(Foto: Rock Capital Group/Henn Architekten)

Deutlich weiter sind die Planungen für ein weiteres Großprojekt im Hallbergmooser Gewerbegebiet durch das Architekturbüro Henn. Direkt neben der Surftown, die bereits in Bau ist, soll bis voraussichtlich 2025 ein Gebäudekomplex, Hybrid One genannt, mit Büros, Labors, Gastronomie und Einzelhandel mit einer Fläche von insgesamt 30 000 Quadratmetern entstehen. Projektentwickler Rock Capital Group betonte, dass ihm das Thema Nachhaltigkeit sehr wichtig sei. Zum Einsatz kommen sollen laut Ankündigung möglichst natürliche Baustoffe und Photovoltaik.

Angestrebt werde eine Leed-Gold-Zertifizierung. Bewertet werden für dieses US-amerikanische Zertifikat Punkte wie Energie, Ressourcen, Wassereffizienz, aber auch Innovation und Design. Interessant ist es in der Regel für Projektentwickler, die an guten Standorten Mieter ansprechen wollen. Wie schon im benachbarten Skygate richtet sich der Fokus der Rock Capital Group hauptsächlich auf Unternehmen aus dem Life-Science-Bereich. Weitere Besonderheit: Das Gebäude soll als "Immune Office" in Betrieb gehen, in dem die Ansteckungsgefahr durch Viren reduziert wird.

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