Flughafenregion:Gemeinsam geht vieles besser

Lesezeit: 3 min

Der Nachbarschaftsbeirat arbeitet seit Jahren daran, die Infrastruktur rund um den Münchner Flughafen zu verbessern, um das Verkehrschaos in den Griff zu bekommen. Dabei stand er schon mal kurz vor dem Aus.

Von Petra Schnirch, Freising

Einige Jahre lang war es sehr ruhig geworden um den Nachbarschaftsbeirat, doch seit Christa Stewens Anfang 2020 den Vorsitz übernommen hat, ist er im Flughafenumland wieder präsenter. Die großen Themen sind die Verbesserung der Infrastruktur und neue Mobilitätskonzepte, damit der Verkehr während der Stoßzeiten nicht völlig kollabiert. Neue Konzepte will das Gremium auch bei der Internationalen Bauausstellung der Metropolregion München vorstellen, deren Motto lautet: "Räume der Mobilität."

Eine Projektgruppe des Nachbarschaftsbeirats unter der Leitung des Kirchdorfer Bürgermeisters Uwe Gerlsbeck (CSU) versteht sich als "Ideenwerkstatt". Sie soll in Vorbereitung auf die Ausstellung Impulse für die Verkehrspolitik in der Region erarbeiten, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Eine der zentralen Fragen dabei sei, wie vermieden werden könne, dass die letzten fünf Kilometer zum Wohnort doch mit dem Auto zurückgelegt werden müssen. Das Ziel seien soziale und klimaneutrale Mobilitätsangebote in der ganzen Region. Auch welche neuen Formen der Finanzierung und Aufgabenteilung zwischen öffentlichen, wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren dafür in Frage kommen, soll in der Ideenwerkstatt untersucht werden. Die Pläne für eine dritte Startbahn, an der die Flughafenbetreiber bekanntlich festhalten, spielen derzeit dagegen keine Rolle.

Leitet eine Projektgruppe des Nachbarschaftsbeirats: Der Kirchdorfer Bürgermeisters Uwe Gerlsbeck (CSU). (Foto: Marco Einfeldt)

Einige Mitglieder zweifelten am Sinn des Gremiums

Das war vor Jahren noch anders, der Beirat wäre daran fast gescheitert und stand kurz vor der Auflösung. Gegründet worden war er 2005 in erster Linie, um die Kommunen in die Planungen für das Großprojekt dritte Startbahn am Flughafen einzubeziehen. Als klar war, dass Kommunalpolitiker und Bürger nichts mitzureden hatten, was die Lage der Bahn und die Zahl der Flugbewegungen angeht, scherten die Bürgerinitiativen aus und verließen den Beirat im Jahr 2006, ebenso die Marktgemeinde Wartenberg. Weitere Kommunen und auch der Landkreis Freising wollten zunächst folgen. Das Gremium wurde als "Organ der Flughafen München GmbH" tituliert. Die damalige Vorsitzende Edda Huther wies dies jedoch energisch zurück und betonte ihre Unparteilichkeit.

Es ging dann doch weiter, mit dem Fokus auf Infrastrukturprojekten im Flughafenumland. Abermals wurde heftig gestritten - vor allem darüber, dass die finanzielle Unterstützung der FMG für längst überfällige Verbesserungen aus dem Umlandfonds, die der Beirat verteilt, zu einem großen Teil vom Bau der Startbahn abhängig gemacht wurde.

Hilfreicher Austausch in der Flughafenregion

Inzwischen bewegt sich der Beirat wieder in ruhigerem Fahrwasser. Ihm gehören etwa 40 Mitglieder aus Kommunen, Landkreisen, Wirtschaftsverbänden und der Luftfahrtbranche an. Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (FSM) sieht in ihm "ein hilfreiches Gremium zum Austausch in der Flughafenregion und auch mit dem Flughafen beziehungsweise den Akteuren am Flughafen selbst". Auf die Frage nach der Bedeutung des Beirats aus seiner Sicht fügt er jedoch hinzu, er könne "jetzt nicht sagen, ob es ihn dringend braucht". Die Stärke sei "definitiv die Vernetzungsarbeit und Bündelung der Interessen der Kommunen rund um den Flughafen". Ohne das Gremium hätten die Kommunen "sicher nicht einen so guten landkreisübergreifenden Kontakt und Austausch". Der Nachbarschaftsbeirat habe allerdings keine Entscheidungskompetenz und müsse sich die Themen oft selbst erarbeiten.

Laut der Vorsitzenden Christa Stewens beweist der Nachbarschaftsbeirat "gerade in diesen herausfordernden Zeiten, dass wir als Region viel bewegen können, wenn wir unsere Kräfte bündeln und die gemeinsamen Anliegen konsequent artikulieren und vorantreiben". Eine weitere Aufgabe wird die geplante Neuauflage des Strukturgutachtens für das Jahr 2025 sein, nachdem Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) dem zugestimmt hat.

"Fehler aus der Vergangenheit" sollen vermieden werden

Es gehe darum, wie der Flughafen München und die Flughafenregion "gemeinsam und ressourcenschonend qualitativ wachsen können", heißt es in der Mitteilung des Gremiums. Eine wichtige Grundlage dafür seien die wirtschaftlichen Rahmendaten. Beraten werden solle über Umgriff, Inhalte, Struktur, Verbindlichkeit und Finanzierung des Gutachtens, "damit Fehler aus der Vergangenheit vermieden werden". Denn die bisher neueste Überarbeitung des Gutachtens "Der Flughafen München und sein Umland" war zum Ärger der Kommunen nie öffentlich geworden, angeblich weil die Studie zu viele Mängel aufwies.

Mit Ausnahme der Pandemiezeit habe das Gremium eigentlich kontinuierlich - "sicher nicht immer laut" - gearbeitet, sagt Eschenbacher. Bei Christa Stewens bemerke man auf jeden Fall "einen engagierten Anspruch", bescheinigt er der Vorsitzenden. Würde jede Kommune einzeln agieren, wäre dies sicher mit einem erheblich größeren Aufwand verbunden, sagt der Freisinger OB. Auch würden die "Problemlagen nicht so prominent wahrgenommen".

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: