Nach Sportunfall:Der Kampf zurück ins Leben

Nach Sportunfall: Mit den Hunden der Familie würde Manuel Winklmeier künftig gerne spazieren fahren können.

Mit den Hunden der Familie würde Manuel Winklmeier künftig gerne spazieren fahren können.

(Foto: Marco Einfeldt)

Seit einem Sportunfall vor einem Jahr ist der 19-jährige Ringer Manuel Winklmeier querschnittsgelähmt. Unterkriegen lässt er sich nicht. Ein Handbike könnte ihm mehr Freiheit und Selbstbestimmung ermöglichen

Von Laura Dahmer

Er sitzt lächelnd auf der Couch, macht Witze und spricht ganz offen über das, was ihm passiert ist. Ziemlich genau ein Jahr ist es nun her - es war der 18. November 2017, als Manuel Winklmeier bei einem Ringkampf unglücklich auf den Kopf stürzte. Seitdem ist der 19-Jährige querschnittsgelähmt und sitzt im Rollstuhl. Unterkriegen lässt er sich davon aber nicht. Oder, wie er selbst es ausdrückt: "Wenn man nicht kämpft, dann erreicht man auch nichts." Ein Grundsatz, der dem Freisinger schon beim Ringen immer geholfen hat.

"Es wäre sehr schön, wenn ich endlich wieder längere Runden draußen drehen könnte, Spazieren,fahren' sozusagen", bemerkt Manuel grinsend - mit seiner Freundin oder den drei Hunden der Familie Winklmeier. Das klingt erst einmal sehr banal, ist für den 19-Jährigen seit dem Unfall aber nicht mehr möglich. Zu anstrengend ist das lange Fahren mit dem Rollstuhl, dauernd Herumschieben lassen will sich Manuel aber auch nicht. Ihm sind Freiheit und Selbstbestimmung wichtig, auch jetzt. Deshalb hat sich Manuel zusammen mit seinem ehemaligen Trainer von der Sportvereinigung Freising etwas überlegt: Ein Handbike soll es werden, eine Art Fahrrad für Rollstuhlfahrer. Es lässt sich vorne an den Rollstuhl montieren und dann mit den Händen antreiben. Die Kurbelbewegung belastet die Arme deutlich weniger als das ständige Schieben des Rollstuhls. Da ein solches Handbike aber teuer ist, hat sein Verein Manuel bei dem Spendenwettbewerb der Sparkasse Freising angemeldet, bei der jeder im Internet abstimmen kann. Die ersten drei Plätze werden mit 1 000 Euro unterstützt.

Das Spazierenfahren muss für Manuel dann auch das Ringen ersetzen. 15 Jahre lang war das sein großes Hobby, an der Wand in seinem Zimmer finden sich etliche Medaillen und Urkunden. Auch ein eingerahmter Ringeranzug hängt dort, daneben baumeln Turnschuhe. Die Leidenschaft liegt in den Genen: Die Winklmeiers sind eine Ringerfamilie. Mit vier Jahren fing Manuel an zu trainieren, als Vorbild diente ihm schon sein Großvater. Seine zwei Brüder folgten ihm in den Sport.

Dass der Unfall ihm ausgerechnet beim Ringkampf passieren musste, ist für den 19-Jährigen besonders bitter. "Der Sport wird mir nie aus dem Kopf gehen, er war ein großer Teil meines Lebens. Jetzt aber ist es ein Hobby zum Zugucken. Auch meine Brüder haben mit dem Ringen aufgehört." Seit einigen Monaten ist Manuel wieder bei jedem Heimkampf dabei, feuert seine Ringerfreunde vom Seitenrand aus an. Vielleicht, ganz vielleicht, wird er dort eines Tages selbst wieder stehen. Sein Rückenmark wurde bei dem Unfall nicht durchtrennt, das Gefühl in den Beinen könnte irgendwann zurückkehren.

"Ich will aber nicht auf etwas hoffen, das ich nicht beeinflussen kann. Natürlich wäre es saugeil, wenn ich irgendwann wieder laufen und dann auch ringen könnte. Aber so oder so: Das Leben geht weiter." Der gebürtige Freisinger denkt daher viel darüber nach, sich etwas Neues zu suchen. "Es ist schwer, aus dem Nichts ein Hobby zu finden. Und momentan hat bei mir die Ausbildung Priorität", so Manuel. Die Ausbildung - er spricht viel darüber, wie es jetzt für ihn weitergehen soll. Dann aber wird sein freundlicher Blick nachdenklich, seine Augen beginnen zu glänzen und seine Hände wandern immer wieder suchend zu seinen Beinen. Vor einem Jahr noch steckte er mitten in seiner Ausbildung zum Altenpfleger. "Ein Job, der mir sehr viel Spaß gemacht hat. Aber das ist wie mit dem Ringen: Das geht jetzt eben nicht mehr", stellt der junge Mann schulterzuckend fest. Er liebt die Arbeit mit Menschen und packt gerne selbst mit an. "In welchem Bereich ist mir mittlerweile fast egal. Aber ich will unbedingt wieder etwas finden." In seinem Alter ohne Ausbildung dazustehen, das sei eben echt Mist.

Stück für Stück findet Manuel in sein Leben zurück. Wohin genau es gehen soll, weiß er noch nicht. Aber wie es auch kommt, er wird wohl seinem Grundsatz treu bleiben: "Wenn man nicht kämpft, dann erreicht man auch nichts." Der aktuelle Kampf ist der um mehr Bewegungsfreiheit, um ein Handbike.

Nur noch bis Sonntag, 18. November, kann man bei dem Spendenwettbewerb der Sparkasse unter der Kategorie "Sport und Freizeit" für Manuel und seine Sportvereinigung Freising abstimmen. Ein Vater aus dem Verein, Meinhard Berger, hat für ihn außerdem ein Spendenkonto eingerichtet, um nicht nur für das Handbike, sondern auch alle sonstigen Kosten zu sammeln, die seit dem Unfall auf die Familie zukommen.

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