Nach 31 Jahren:Echinger Buchladen steht vor dem Aus

Nach 31 Jahren: Claudia Borst sucht für den Echinger Buchladen einen Nachfolger.

Claudia Borst sucht für den Echinger Buchladen einen Nachfolger.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Inhaberin Claudia Borst hofft bis Ende diesen Jahres aber noch, einen Nachfolger zu finden.

Von Klaus Bachhuber, Eching

Zum "Welttag des Buches" sind die Viert- und Fünftklässler in Eching stets ganz tief in die Buchwelt eingetaucht. Claudia Borst hat die Kinder regelmäßig in den "Echinger Bücherladen" eingeladen, ihnen Bücher, Verlage und Autoren vorgestellt, Rätsel und Spiele gemacht und auch Bücher zum jeweiligen Welttag geschenkt. Über Generationen ging das so, schon die Kinder der ersten kleinen Bücherwürmer waren dann wieder im Laden. Im nächsten April wird das anders: Claudia Borst hört zum Jahresende auf - offen ist derzeit aber noch, ob es den traditionsreichen "Echinger Bücherladen" weiter geben wird.

Nach 34 Jahren zieht sich die Gründerin des ältesten Geschäfts im Ladenzentrum "Alter Wirt" aus Altersgründen zurück. Momentan bemüht sie sich um eine Nachfolge. Sie habe so oft gehört, wie wichtig den Kunden der Laden sei, dass sie ihren Abschied früh angekündigt habe, schildert Borst. So könne noch ein möglicher Erhalt eingeleitet werden. "Für mich und für unsere Kunden ist es nur schwer vorstellbar, dass es in Eching keinen Buchladen mehr geben sollte", sagt sie, "das täte mir in der Seele weh." Angesichts der schwierigen Lage auf dem Buchmarkt sei das Interesse an inhabergeführten Buchläden freilich überschaubar. Auch aus der Belegschaft traut sich niemand den Schritt zu. Weil ein Bücherladen aber mindestens so zur mentalen Infrastruktur eines Ortes gehört wie zur kaufmännischen, gibt es in diversen Gemeinden bereits Kooperativen, um einen Buchladen gemeinschaftlich zu betreiben. Dies könne auch in Eching initiiert werden, schwebt Borst vor: "So ein Ort braucht doch einen Buchladen, in dem man schmökern und sich Anregung holen kann."

Per Aushang im Laden kündigt sie ihren Rückzug an, erste Gespräche zur Nachfolge laufen. Kunden hätten die Buchhandlung dabei schon als "Seele des Ortes"gewürdigt, erzählt Borst. Eine Hoffnung ist für sie, dass es über die Jahre immer wieder gelungen sei, Kinder hier zu haben, die jenseits von Aktionen oder schulischen Veranstaltungen geschmökert hätten. Darauf sei sie "unendlich stolz", sagt Borst. Die jetzt 74-Jährige hat den Echinger Bücherladen im Oktober 1983 mit Partnerin Angelika Baier eröffnet. Schon der Start kann als Blaupause für eine mögliche Weiterführung dienen: Gymnasiallehrerin Borst und Sozialpädagogin Baier waren beide keine Buchhändlerinnen, haben sich erst bei der zufällig gleichzeitig entstandenen Idee kennengelernt und arbeiteten sich als Autodidakten in die Materie ein. Die Innengestaltung, übrigens heute überwiegend noch so wie anno '83, haben die beiden selbst kreiert und gezeichnet, die Regale beim Baumarkt geholt und selbst angedübelt. Die anfängliche Zusammenarbeit mit dem Freisinger Bücherladen "Abraxas" war schnell nicht mehr nötig und 2005 verließ Angelika Baier das Geschäft.

Die größte Umwälzung für den Buchhandel brachte der online-Handel, so dass in den vergangenen 20 Jahren 25 Prozent der inhabergeführten Buchläden schließen mussten. Seitdem hörte Claudia Borst oft von ihren Kunden: "Gott sei Dank, dass es euch noch gibt."

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