Nach 18 Jahren an der Spitze der Stadt:Der Kapitän geht von Bord

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420 Gäste aus Politik und Gesellschaft feiern mit OB Dieter Thalhammer, der am Ende seiner Amtszeit zum Ehrenbürger ernannt wird

Petra Schnirch

Oberbürgermeister Dieter Thalhammer schwebt schon seit Wochen über den Dingen. Überall, wo er hinkommt, im Stadtrat, in Ausschüssen und bei Vereinen, wird er mit Lob überhäuft. Der Festakt am Freitagabend aber übertraf alle bisherigen Huldigungen: Vertreter aus Politik, Kirche, Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung würdigten Thalhammers Verdienste. Am späteren Abend erhielt er die Bürgermedaille in Gold und wurde zum Ehrenbürger Freisings ernannt. Seit 18 Jahren lenkt er die Geschicke der Stadt, am 1. Mai tritt Tobias Eschenbacher seine Nachfolge an.

420 Ehrengäste waren zur Abschiedsfeier in der Luitpoldhalle geladen, sie alle haben Thalhammer in den knapp zwei Jahrzehnten auf irgendeine Weise zumindest teilweise begleitet. Und angesichts seiner langen Amtszeit dürfte es schwer gefallen sein, die Gästeliste irgendwann zu schließen. Gekommen waren auch Kardinal Friedrich Wetter, Ehrenbürger von Freising, Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und - als Überraschungsgast - Fernsehmoderatorin Carolin Reiber. Thalhammer hatte sie bei der "Bayerntour" vor acht Jahren kennen und schätzen gelernt.

Eigentlich stehe Thalhammer gar nicht so gern selbst im Mittelpunkt einer solchen Veranstaltung, sagte Bürgermeister Rudi Schwaiger. Dennoch - es gibt sicher Schlimmeres, als am Ende des Berufslebens so umfassend für sein Lebenswerk gelobt zu werden. Zwischen all den Jubelarien blitzte ab und zu auch ein sehr persönliches Bild des scheidenden Oberbürgermeisters auf. Er schätze Thalhammers Strategie, "durch spitzbübisches Nachfragen Dinge zu erfahren und zu bewerten", sagte Landrat Michael Schwaiger. Und wer kennt es nicht, das verschmitzte Lächeln, wenn der OB etwas wissen oder mit etwas nicht so recht rausrücken will. Ansonsten listeten die Redner die Verdienste des langjährigen Oberbürgermeisters auf. Der Campus in Weihenstephan lag und liegt ihm am Herzen, der Domberg und seine Institutionen, die Partnergemeinden und natürlich die Stadtentwicklung. In den vergangenen 18 Jahren sei Freising zusammengewachsen und habe an Selbstbewusstsein gewonnen, sagte Rudi Schwaiger. Der OB habe klug parieren können, auch wenn viel auf Freising und die Region eingestürzt sei. Ein paar Worte zum Flughafen durften bei der Bilanz auch an diesem Festabend nicht fehlen. Thalhammer habe mit dem Großunternehmen FMG sachlich zusammengearbeitet, sein Unverständnis über einen Ausbau aber nachhaltig vertreten und der Haltung der Stadt ein Gesicht gegeben, so Rudi Schwaiger.

Nach Adolf Schäfer und Dieter Thalhammer endet nun eine Ära sozialdemokratischer Oberbürgermeister in Freising, deshalb hatte sich auch Franz Maget, Vizepräsident des Landtags und acht Jahre lang Oppositionsführer, angekündigt, um den OB zu verabschieden. Landrat Schwaiger sprach von einer Zäsur, da "Freising und der Name Dieter Thalhammer für eine lange Zeit eine feste und selbstverständlich gewordene Einheit bildeten". Noch eine beeindruckende Zahl zum Abschluss: In 18 Jahren haben OB und Stadträte fast zwei Milliarden Euro bewegt und 546 Millionen Euro investiert. Diesen Eintrag, so Rudi Schwaiger, hinterlasse Kapitän Thalhammer in seinem Logbuch.

© SZ vom 28.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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