Nach der Landratswahl:Mit Erfahrung durch die Krise steuern

Nach der Landratswahl: Helmut Petz ist der neue Freisinger Landrat.

Helmut Petz ist der neue Freisinger Landrat.

(Foto: Marco Einfeldt)

Das Alter und die berufliche Laufbahn des Bundesverwaltungsrichters Helmut Petz mögen für die Landrats-Stichwahl bei den Wählern mit den Ausschlag gegeben haben

Von Peter Becker, Freising

"Der Landkreis scheint noch nicht bereit zu sein für einen jungen Landrat." Mit diesen Worten kommentiert Tobias Weiskopf augenzwinkernd den Wahlsieg von Helmut Petz (Freie Wähler). Das Alter und die berufliche Laufbahn des Bundesverwaltungsrichters mögen für die Stichwahl mit den Ausschlag gegeben haben. Einer Person mit einer solchen Vita trauen es Wählerinnen und Wähler eher zu, den Landkreis durch die von der Corona-Pandemie geprägten Zeit zu führen. Die Folgen, die das Virus angerichtet hat, werden noch lange zu spüren sein. Abgesehen davon: Wer nicht unbedingt mit einer Parteibrille auf der Nase herumläuft, müsste eigentlich von alleine darauf kommen, dass es von der Kompetenz her keinen geeigneteren Kandidaten für das Amt des Landrats hätte geben können.

Die Beteiligung an der Stichwahl vom Sonntag lag bei 50,9 Prozent. Das ist einerseits wenig, beim ersten Urnengang vor zwei Wochen lag sie bei 58,3 Prozent. Die Wählerinnen und Wähler hatten die Wahlunterlagen nach Hause geschickt bekommen. Es war ja eine reine Briefwahl. Sie mussten nur ihre Stimmen abgeben, den Wahlschein unterschreiben und das Kuvert in den nächsten Briefkasten einwerfen. Warum vielen dennoch diese Mühe zu groß war, ist Spekulation. Vielleicht ist es tatsächlich so, dass viele Bürgerinnen und Bürger sich derzeit eher mit der Sorge beschäftigt, welche Auswirkungen die Corona-Krise auf ihre Leben hat. Das vermutet der künftige Landrat Petz. "Die sind mit dem Kopf woanders."

Dazu kommt, dass in den meisten Kommunen schon die Bürgermeisterwahl entschieden war. Manch einer sah deshalb keine Notwendigkeit mehr zu wählen, weil es ihn schlichtweg nicht mehr interessierte. Anderen behagte das Angebot nicht. Wählerinnen und Wähler wollten weder Petz noch seinem Gegenkandidaten Manuel Mück von der CSU ihre Stimme geben. All denjenigen, welche die geringere Wahlbeteiligung bedauern, sei es zum Trost gesagt: Vor sechs Jahren bewegte sich die Beteiligung an der Stichwahl zwischen Josef Hauner (CSU) und Rainer Schneider (FW) auf weitaus niedrigerem Niveau. Nur noch 37,5 Prozent der Wählerinnen und Wähler hatten sich daran beteiligt.

"Schade finde ich, dass die Hälfte der Wahlberechtigten nicht an der Landratswahl teilgenommen hat, obwohl die Stimmabgabe bequem von zu Hause aus möglich war", kommentiert Hauner die Wahlbeteiligung. Im Übrigen gratuliert er Petz zu seinem Erfolg und wünscht ihm viel Glück für seine neu gestellten Aufgaben. "Er wird, wie ich während meiner Amtszeit, jede Menge herausfordernde Themen vorfinden, mit denen er nicht gerechnet hat", prophezeit Hauner.

CSU verliert an Zustimmung

Das Wahlergebnis offenbart ein weiteres Mal, dass die CSU im Landkreis an Zustimmung verliert. Vier Sitze haben die Christsozialen bei den Kommunalwahlen im Kreistag abgeben müssen. In Mück ist es ihnen nicht gelungen, einen Kandidaten zu finden, der das Amt des Landrats für die CSU behaupten konnte. Als sie bei den Kommunalwahlen 2014 Hauner präsentierte, war ihr ein großer Coup gelungen. Der amtierende Landrat genoss im Landkreis großes Ansehen. Ob CSU-Anhänger oder nicht, Hauner war der Kandidat, auf den sich jeder einigen konnte. Mück, gleichwohl Fraktionssprecher im Kreistag, muss sich diesen Nimbus erst erarbeiten.

Petz hat jetzt den Part von Hauner übernommen, obwohl er gar nicht aus dem Landkreis kommt, sondern erst seit der Bekanntgabe seiner Kandidatur präsent ist. Nur Insider aus dem Landratsamt konnten mit seinem Namen etwas anfangen. Petz ist es gelungen, den gesamten Landkreis von seinen Fähigkeiten zu überzeugen. Er betonte immer wieder, dass es ihm gerade im Norden gelungen sei, einen guten Wahlkampf geführt zu haben.

Der Eindruck täuschte nicht. Der nördliche Landkreis, sonst eine feste Burg der CSU, schwenkte auf die Linie der Freien Wähler um. Sie stellen im Landkreis die überwiegende Anzahl der Bürgermeister. Selbst Gammelsdorf, wo die CSU bei überregionalen Wahlen des Öfteren Ergebnissen über die 80 Prozent geholt hatte, stimmte jetzt mehrheitlich für Petz. Mück scheint ein Landrat speziell für den westlichen Landkreis gewesen zu sein. In seiner Heimatgemeinde Allershausen (74,8 Prozent), Hohenkammer (71,9), Kirchdorf (55,9), Kranzberg (52,4) und Paunzhausen (55,2) holte er seine besten Ergebnisse. Setzt Mück tatsächlich seine Ambitionen um und kandidiert in sechs Jahren wieder für das Amt des Landrats, muss er seinen Popularitätsgrad im ganzen Landkreis steigern. Traditionell schlecht lief es für die CSU in Freising. Dort holte Mück mit 24,4 Prozent sein mit Abstand schlechtestes Ergebnis, Petz mit 75,6 Prozent sein bestes.

Mit dem Wahlerfolg von Petz ändert sich noch einmal die Besetzung im Kreistag. Heino Pause, langgedienter Kreisrat, rückt nach.

Petz sieht keine Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit den Fraktionen im Kreistag. Zumal es in den Wahlkampfprogrammen viele Parallelen gibt. Dass Petz auch außerhalb der Freien Wähler viele Bürgerinnen und Bürger anspricht, dafür spricht sein Wahlergebnis. Er hätte nicht derartig zulegen können, wenn nicht Anhänger anderer politischer Gruppierungen ihr Kreuzchen bei ihm gemacht hätten.

Die FDP kann offenbar mit Petz als Landrat kann gut leben. Weiskopf und Susanne Hartmann, beide im neuen Kreistag vertreten, gratulieren ihm zu seinem Sieg. Weiskopf, selbst Landratskandidat der Liberalen, freut sich auf eine gute Zusammenarbeit und hofft, den engen Austausch aus der Zeit des Wahlkampfes fortsetzen zu können. Susanne Hartmann betont, dass es mit Petz, was die Vorhaben anbelangt, große Schnittmengen gebe.

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