Süddeutsche Zeitung

Nach der Landratswahl:Die Startbahngegner warten auf ein Zeichen

Nach der Wahl eines CSU-Landrates in Freising: Die Bürgerinitiativen hoffen nun darauf, dass sich Josef Hauner in den Kampf gegen den Flughafenausbau einbringt. Ob er den Vorsitz der Schutzgemeinschaft übernimmt, ist noch offen

Von Petra Schnirch

Abwartend, aber gesprächsbereit - so lässt sich die Stimmung bei den Startbahngegnern nach der Landratswahl in Freising umschreiben. Wirklich überrascht habe es ihn nicht, dass sich Josef Hauner durchgesetzt hat, sagt Hartmut Binner, Sprecher des Aktionsbündnisses Aufgemuckt. Diese Personalie sei "ein sehr guter Schachzug der Freisinger CSU" gewesen. Binner erwartet nun, dass der neu gewählte Landrat auf die Gegner des Großprojekts zukommen wird.

Die ganz große Liebe ist es - vorerst jedenfalls - nicht. Das Verhältnis zwischen dem Flughafenwiderstand und der örtlichen CSU ist, vorsichtig ausgedrückt, eher schwierig. Hauner hofft aber, dass eine vernünftige Zusammenarbeit möglich sein wird. "Ich bin da ganz positiv eingestellt", sagt er. Voraussetzung sei aber, dass man ihn als Partner akzeptiert und ihm nicht die Glaubwürdigkeit abspricht.

Binner macht keinen Hehl daraus, dass ihm "ein Grüner lieber gewesen wäre". Es sei "kein gutes Zeichen, wenn in Freising zum jetzigen Zeitpunkt ein CSU-Mann regiert", findet er. Lieber hätten die Startbahngegner ein Signal in Richtung Staatsregierung gesandt. Zumindest mit dem Wahlergebnis in der Stadt Freising sei dies wieder gelungen, sagt Grünen-Landtagsabgeordneter Christian Magerl. Die örtliche CSU bringen solche Aussagen regelmäßig auf die Palme. Mit Hauner könnte nun aber tatsächlich eine Annäherung stattfinden. Während das Aktionsbündnis den Funktionsträgern der Christsozialen stets vorwirft, dass sie sich bei Protestveranstaltungen nicht zeigen, ist dies bei Hauner anders. Er nimmt an den Lichterzeichen-Protestmärschen teilt. Er war einige Mal im Startbahnprozess am Verwaltungsgerichtshof - "auch als noch nicht klar war, dass ich Landratskandidat werde" - und er demonstriert gegen die Ausbaupläne am Flughafen. Dennoch haben es in der Öffentlichkeit präsente Startbahngegner wie Hartmut Binner bisher vermisst, dass sich Hauner zu Wort meldet, etwa als die Staatsregierung die Petition gegen das Großprojekt kurz vor den Stichwahlen doch nicht im Landtag behandeln wollte. Als "Musterflughafengegner" könne man ihn jedenfalls nicht bezeichnen, sagt Magerl.

Ob Hauner auch den Vorsitz der Schutzgemeinschaft übernehmen wird, ist noch offen. Der scheidende Landrat Michael Schwaiger (FW) wird dieses Amt im Frühsommer in jedem Fall abgeben. Sein Vorgänger im Landratsamt, Manfred Pointner, hatte diesen Posten ebenfalls inne. "Ich möchte nichts ausschließen", sagt Hauner. Entscheidend sei, dass man die beste Mannschaftsaufstellung finde, dazu seien noch einige Gespräche notwendig. Jetzt schon Prognosen abzugeben, wer Schwaiger nachfolgen könnte, wäre ziemlich verwegen, meint Hans Wiesmaier, der stellvertretende Vorsitzende des Verbands. Er selbst stehe dafür aus zeitlichen Gründen nicht zur Verfügung, sagt der Fraunberger Bürgermeister. Abstimmen werde darüber die Vollversammlung.

Für die Bürgerinitiative Attaching ist wichtig, dass der neue Verbandschef die Betroffenen weiterhin unterstützt. Auch wenn Schwaiger im Wahlkampf vorgeworfen wurde, er hätte sich stärker in den Widerstand einbringen können: "Wir haben von ihm und der Schutzgemeinschaft immer Rückendeckung bekommen", sagt BI-Vorsitzender Franz Spitzenberger, einer der Musterkläger gegen die Startbahn. Auch vom neuen Landrat erhofft er sich einiges - er soll Druck ausüben, damit die Startbahnpläne in den kommenden sechs Jahren "endlich beerdigt" werden können. Hauner verspricht, wie schon im Wahlkampf, dass er für die Staatsregierung ein "unbequemer Landrat" sein will.

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SZ vom 01.04.2014
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