Nach dem Münchner Nein zur dritten Startbahn:Angst um die Millionen

Politiker in der Region fordern weiterhin finanzielle Unterstützung von der FMG - was aus dem Umlandfonds wird, ist offen

Petra Schnirch

Ohne dritte Startbahn gibt es auch kein Geld aus dem Umlandfonds, das hat die Flughafen München GmbH (FMG) stets zu verstehen gegeben. Ausnahme sind die bereits zugesagten fünf Millionen Euro für die Freisinger Westtangente und die Erdinger Nordumfahrung. "Dazu gibt es Beschlüsse", sagt Edda Huther, Vorsitzende des Nachbarschaftsbeirats. Wie es ansonsten mit dem Umlandfonds weitergehen wird, weiß sie noch nicht. Nächstes Treffen des Arbeitsausschusses ist am 5. Juli. Politiker aus der Region sehen Staatsregierung und FMG aber nach wie vor in der Pflicht, die prekäre Verkehrssituation im Flughafenumland zu verbessern.

Wir fordern das ein, was uns die Regierung seit Jahren versprochen hat", sagt Landrat Michael Schwaiger (FW) - auch wenn er befürchtet, dass das Ohr für die Region Freising nach dem Münchner Bürgerentscheid und der Ablehnung der Ausbaupläne "vielleicht nicht mehr ganz so offen ist". Das bayerische Verkehrsministerium versichert jedoch, dass die Planung für Neufahrner Kurve und Erdinger Ringschluss "planmäßig fortgeführt" werde. Für die Neufahrner Kurve rechnet die Staatsregierung bereits Ende Juli mit dem Planfeststellungsbeschluss. Frühestens 2013 könne dann mit dem Bau begonnen werden.

Aus dem Umlandfonds wollte die FMG den Landkreisen Freising und Erding insgesamt 100 Millionen Euro zur Verfügung stellen, davon 50 Millionen für den Straßenbau. Wiederum 26,6 Millionen wären in den Landkreis Freising geflossen. Zumindest auf dem Papier ist ein Teil bereits verplant: Mit vier Millionen Euro sollte der Bau der Moosburger Westumfahrung unterstützt werden, 13,5 Millionen waren für die Westtangente in Freising vorgesehen. Möglicherweise wäre dieser Betrag sogar noch deutlich erhöht worden, darüber sei im Arbeitsausschuss zumindest gesprochen worden, schildert Schwaiger. In der Praxis aber haben weder die Moosburger noch die Freisinger diese Beträge in ihrer Kalkulation berücksichtigt. "Wir haben ohnehin geglaubt, dass die dritte Startbahn nicht kommt", sagt Rupert Widmann, Hauptamtsleiter der Stadt Freising.

Auch bei Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU) in Moosburg überwiegt die Freude über den Ausgang des Bürgerentscheids, wenngleich die Stadt wegen der Westtangente einen Kredit über 4,5 Millionen Euro aufnehmen muss. Die unabhängig vom Startbahn-Bau zugesagten fünf Millionen Euro wird Freising demnächst teilweise abrufen. Derzeit laufen die Grundstücksverhandlungen für die Westtangente.

Die zusätzlichen Millionen aus dem Umlandfonds hätten Landkreis- und Stadtkassen entlastet, einspringen wird der Freistaat hier nicht. "Wir sind aber nicht käuflich", sagt Schwaiger. Die Zusage des Freistaats, 70 (Freising) beziehungsweise 60 Prozent (Moosburg) der "förderfähigen" Kosten der Umfahrungen zu übernehmen, sei aber ohnehin beachtlich - in der Regel liege der Satz unter 50 Prozent. Dass die FMG ohne Startbahn-Bau mehr als die bereits versprochenen Millionen ausschütten wird, glaubt Schwaiger nicht. FMG-Chef Michael Kerkloh habe stets betont, dass das Unternehmen nicht zuständiger Straßenbaulastträger ist.

Landtagsabgeordneter Manfred Pointner (FW) aber wiederholt seine Forderung, dass der Umlandfonds unabhängig von einer dritten Startbahn zur Lösung der Verkehrsprobleme im Umland beitragen sollte. Denn die würden zum großen Teil vom Flughafen verursacht. Auch sein Kollege Florian Herrmann (CSU) will die FMG nicht so einfach aus der Verantwortung entlassen. Der Flughafen werde auch ohne dritte Startbahn wachsen, eine vernünftige Anbindung bleibe weiterhin auf der Agenda. Land, Bund, aber auch FMG müssten ihren Beitrag leisten. Gefragt sei jetzt Kreativität. Willkommene Alternative wäre für die CSU, wie in Wien, ein Umlandeuro. Landrat Schwaiger will in jedem Fall die Sondermittel einfordern, die Ministerpräsident Horst Seehofer im Herbst 2011 in Aussicht gestellt hatte, ohne damals konkrete Zahlen zu nennen. Und auch Christian Magerl (Grüne) verspricht: "Wir werden im Landtag weiter den Finger in die Wunde legen". Das Verkehrsministerium wiederum beteuert, dass man Projekte wie Startbahn und Schienenanbindung nicht gegeneinander ausspielen werde.

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