Nach dem Hochwasser:Neue Kritik am Isarschleiferl

Anwohner haben Angst, dass der Flusslauf bei einer Flut nicht kontrolliert werden kann. Die jüngsten Sommertage haben zudem Befürchtungen bestätigt, dass dort eine Partymeile entstehen könnte

Von Kerstin Vogel

Nach dem Hochwasser: Ärgernis auf der Kiesbank: Manch einer, der hier gerne seine Freizeit verbringt, nimmt seinen Müll einfach nicht mit.

Ärgernis auf der Kiesbank: Manch einer, der hier gerne seine Freizeit verbringt, nimmt seinen Müll einfach nicht mit.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Widerstand gegen das neue Naherholungsgebiet "Isarschleiferl" ist ungebrochen. Unter dem Eindruck des jüngsten Hochwassers und der folgenden Tage mit hochsommerlicher Hitze haben Anwohner der Schwabenau jetzt Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher aufgefordert, die Planungen zu überdenken. Die Stadt möchte unterhalb der Isarbrücke einen neuen Isararm ausleiten und Liegewiesen für Erholungssuchende anlegen. Die Anlieger des Areals aber sorgen sich, dass hier eine "Partymeile" entstehen könnte. Sie fürchten Lärm, Dreck und Gestank und kritisieren, dass es weder ein klares Park- noch ein Müllkonzept gibt. Gleichwohl hat die Stadtrat das Planfeststellungsverfahren für den geplanten "naturnahen Ausbau" auf den Weg gebracht.

Doch die Kritik hält an: In den vergangenen Wochen habe sich gezeigt, dass der Lauf der Isar bei Hochwasser nicht kontrollierbar sei, heißt es in einem von Nadja und Marek Rouchal unterzeichneten Schreiben an Eschenbacher. Ihre Befürchtung: "Jegliche künstliche Anlage von Ausleitungen, Becken, Wegen, Müllcontainern oder Sitzsteinen wird durch die Gewalt des Wassers vernichtet und muss danach aufwendig erneuert werden." Tatsächlich ist ein kleines Bauwerk nötig, um die Isar auf Höhe der Luitpoldanlage an ihrem südlichen Ufer aufzuteilen in einen Nebenarm und mindestens eine weitere Rinne in den Auwald. Laut Christoph Stein vom planenden Büro Schober soll diese Rampe verhindern, dass sich die Isar auf Dauer komplett in den neuen Arm verlagert. Die Sorge um die 775 000 Euro teure Investition in das Isarschleiferl ist aber nicht das einzige Anliegen der Rouchals. Die Sommertage nach der Flut hätten gezeigt, dass die Müllsituation an den Kiesbänken nach schönen Tagen "prekär" sei: "Das lässt Schlimmstes für das Isarschleiferl befürchten."

Die Rouchals kritisieren zudem den Umgang der Stadt mit den Bedenken der Anwohner. Eschenbacher habe vor einigen Monaten zu einer Dialogrunde eingeladen, bei der sich die Anlieger gerne eingebracht hätten. Nach anfänglichen Verstimmungen sei man am Ende hoffnungsvoll gewesen, dass die gesammelten Kritikpunkte und Vorschläge beherzigt würden. Offenbar aber solle die Planung nun praktisch unverändert umgesetzt werden, kein einziger Punkt der Anwohner werde berücksichtigt. Die ganze Veranstaltung erscheine im Nachhinein als "Alibi-Event".

Dabei können die Rouchals ihre Forderungen genau formulieren. So sei es "mindestens erforderlich, die Schwabenau und Untere Isarau zu einer Anwohner-Parkzone zu erklären". Um einen ständigen Lärmpegel durch "Feiern am Isarschleiferl, An- und Abfahrt und Musikbeschallung" zu verhindern, müsse es eine klare Satzung für die Nutzung des Naherholungsgebiets geben, die kontrolliert und gegebenenfalls sanktioniert werde. Außerdem brauche es für das Schleiferl ein Müllkonzept - mit klaren Vorschriften, wirkungsvollen Kontrollen und eben auch Möglichkeiten, wie die Besucher ihren Müll entsorgen könnten. Dazu gehöre der Umgang mit der menschlichen und tierischen Notdurft.

Was das Hochwasser angeht, so kann Oberbürgermeister Eschenbacher die Anwohner beruhigen. Derartiges sei "eingeplant", versicherte er am Montag. Ein- und Auslauf des neuen Isararms würden Hochwasser überstehen - "und der Rest des Geländes darf und soll sich dynamisch entwickeln". Dass die Anliegen der Anwohner nicht ernst genommen würden, weist Eschenbacher zurück. Natürlich könne man nicht alle in der Dialogrunde angesprochenen Themen berücksichtigen, weil diese sich teilweise auch gegenseitig widersprächen. Man werde jedoch alle Kritikpunkte im Auge behalten.

Wenn sich tatsächlich zeigen sollte, dass die Besucher des Naherholungsgebietes in der Schwabenau statt an der Luitpoldanlage parken würden, "dann werden wir eine Lösung finden", so sein Versprechen. Auch den Vorschlag mit der Satzung könne man aufgreifen, "wenn das etwas bringt". Was den Müll angehe, so betreffe das jetzt schon die gesamte Isar. Leider gebe es immer einige, die ihren Abfall nicht mitnehmen, doch auch jetzt schon räume der Bauhof dann auf. Sicher werde man mit dem Isarschleiferl Möglichkeiten schaffen müssen, wo die Nutzer ihren Müll entsorgen könnten, räumte Eschenbacher ein: "Wir nehmen grundsätzlich alle Anregungen gerne auf und reden darüber."

Im Planfeststellungsverfahren ist unterdessen noch nicht viel passiert - und daran könnte tatsächlich das jüngste Hochwasser schuld sein, wie Martin Mayerhofer von der Stadtverwaltung vermutet: Die hatten da in der Wasserrechtsabteilung beim Landratsamt wahrscheinlich ein paar andere Sorgen."

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