Nach dem Aus für die Isarschleife:Rückendeckung für Manfred Drobny

Rudi Schwaiger (CSU) akzeptiert Kompromiss zwischen Naturschützern und Stadt zum Isarsteg

Von Kerstin Vogel

Ob das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft ist? Jedenfalls hat Grünen-Stadtrat Manfred Drobny, der als Geschäftsführer des Bund Naturschutz aktuell so ein bisschen der Buhmann der Stadt ist, am Dienstag Rückendeckung von unerwarteter Seite erhalten: Als es in der Jahreshauptversammlung der Christsozialen um das gescheiterte Naherholungsgebiet "Isarschleife" ging, warf sich CSU-Stadtrat Rudolf Schwaiger für Drobny in die Bresche. Schwaigers These: Nicht der Bund Naturschutz trage Schuld am Aus für die Planung, sondern die Stadtverwaltung.

Zur Erinnerung: Am 21. Juli hatte der Freisinger Stadtrat die Isarschleife hinter verschlossenen Türen überraschend beerdigt. Denn weil der Bund Naturschutz die Auswirkungen der beiden Projekte "Isarschleife" und "Isarsteg" von der Schwabenau zur Kläranlage in ihrer Summe betrachtet, hatte er dagegen geklagt. Zu massiv erschienen die Eingriffe in das FFH-Gebiet mit seiner schützenswerten Fauna und Flora. Weil ein Gerichtsverfahren aber viel Zeit in Anspruch genommen hätte, wären der Stadt die an Fristen gebunden Leader-Zuschüsse für beide Vorhaben entgangen. Man verständigte sich also auf einen Kompromiss: Der BN zieht die Klage zurück, so dass der Steg gebaut werden kann. Die Stadt stoppt im Gegenzug dafür das Planfeststellungsverfahren für die "Isarschleife".

Schnell machte daraufhin das Wort von einer Erpressung durch den Bund Naturschutz die Runde in der Stadt und auch bei der CSU-Versammlung gab es dazu am Dienstagabend kritische Worte. Zu so einem Vorgang gehörten immer ein Erpresser, aber auch jemand, der sich erpressen lasse, formulierte es Ex-Stadtrat Helmut Kratzer: "Warum hat sich die Stadt denn in diese Lage gebracht?", fragte er weiter - eine schöne Vorlage für den Vorsitzenden der CSU-Fraktion im Stadtrat, Peter Geiger, der dem Bund Naturschutz seinerseits vorwarf, nicht fair gewesen zu sein. "Das war ein Kuhhandel, aber wir hatten keine Alternative", verteidigte Geiger die Zustimmung der CSU.

Kollege Schwaiger allerdings sah das anders: Man dürfe dem BN jetzt nicht den Schwarzen Peter zuschieben, mahnte er. Drobny habe in den Gremien des Stadtrats von Anfang an auf die Problematik hingewiesen, die der Bund Naturschutz sehe und immer gesagt, dass sich die Organisation dagegen wehren werde. Wenn man wirklich einen Schuldigen suche, dann sei das die Verwaltung. Von dieser Seite seien zuerst die Fördermöglichkeiten ausgelotet worden und erst anschließend habe man sich um die Genehmigung des Projektes bemüht, kritisierte Schwaiger: "Das muss man doch andersherum machen, maximal vielleicht zeitgleich." Und Zeit genug hätte man bei der Stadt laut Schwaiger gehabt. Das Projekt Isarschleife sei 2008 zum ersten Mal vom Büro Schober vorgestellt worden, erinnerte er. 2009 sei eine Machbarkeitsstudie angefertigt worden - "also hätte man spätestens 2010 das Genehmigungsverfahren starten können".

Ob ein neues Naherholungsgebiet an der Isar im Stadtbereich tatsächlich gestorben ist, ist unterdessen offenbar gar nicht so sicher. Es gebe nur eine Vereinbarung dahin gehend, dass man das Planfeststellungsverfahren für die Isarschleife gestoppt haben, erklärte Schwaiger: "Ob und wann wir das Projekt noch einmal angehen werden, ist damit nicht gesagt."

Offene Türen rennt der CSU-Politiker mit dieser Haltung wohl zumindest bei seinen Kollegen von der Freisinger Mitte (FSM) ein. Einer Mitteilung zufolge hat die FSM die Stadtverwaltung bereits darum gebeten, im Anschluss an den Bau des Isarstegs zwischen Luitpoldanlage und Schwabenau den Bau eines "Naturerlebnisraum Isar" erneut zu prüfen. In Kooperation mit dem Bund Naturschutz könnte ein Konzept entstehen, das als Renaturierungsaktion der Isarlandschaft im Stadtgebiet ein Stück ihres ursprünglichen Gesichts wiedergeben, als zusätzliches Überschwemmungsgebiet Entlastung bringen und für Fauna und Flora einen Zugewinn an Lebensraum bieten würde, heißt es da.

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