Besuch im Auer Seniorenheim "Kursana":Wie in der Sauna

Besuch im Auer Seniorenheim "Kursana": Seit Wochen kämpft man im Auer Seniorenheim Kursana Domizil mit Corona-Infektionsfällen. Das Personal muss bei der Arbeit konsequent Schutzanzüge tragen.

Seit Wochen kämpft man im Auer Seniorenheim Kursana Domizil mit Corona-Infektionsfällen. Das Personal muss bei der Arbeit konsequent Schutzanzüge tragen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Lange durften Angehörige nicht ins "Kursana Domizil". Jetzt kann Gabriele Pfefferkorn dort ihre Mutter wieder besuchen, wenn auch nur im Ganzkörperanzug. Das Pflegepersonal verdiene größten Respekt, sagt sie.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Die Sorge war groß, als Ende März bekannt wurde, dass es im Auer Seniorenheim "Kursana Domizil" mehrere Fälle von Corona-Infektionen aufgetreten sind. Bei der Klinikleitung und dem Personal, den Behörden und Ärzten, aber natürlich auch bei den besorgten Angehörigen der Bewohner. Die Infizierten wurden, sofern sie nicht ohnehin in der Klinik versorgt werden mussten, in der Einrichtung isoliert - getrennt von den anderen Bewohnern - betreut, Besuche waren jetzt erst recht nicht mehr möglich. Das Pflegepersonal betrat die Räume, in denen die Infizierten betreut wurden, nur noch mit Schutzanzügen, und das über eine Schleuse.

Gabriele Pfefferkorn weiß, was das bedeutet. Ihre 93-jährige Mutter lebt im Kursana Domizil - und sie hat die Infektion mit milden Symptomen tatsächlich sogar überstanden. Sie hatte ihre Mutter dement und nach einem Oberschenkelbruch bettlägerig laut eigenen Aussagen vor Bekanntwerden der Corona-Infektion am 12. März das letzte Mal sehen können und dann lange Zeit nicht mehr. "Der Gedanke, dass sie dort isoliert in einem Zimmer liegt und ganz alleine sterben könnte, war sehr schlimm für mich. Ich habe eine Zeit lang nichts mehr auf die Reihe bekommen", erzählt sie.

Doch ein Besuch in dem Seniorenheim war zu dem Zeitpunkt einfach nicht möglich. Gabriele Pfefferkorn, ebenfalls schon über 70 Jahre alt, musste sich ja auch selbst vor einer Infektion schützen. Vor einigen Tagen nun hatte sie ihre Mutter wieder besuchen können, nach dem diese zwei Mal negativ auf das Virus getestet worden ist.

Aktuell sind noch fünf Bewohner infiziert

"Ich hatte einen dieser Ganzkörper-Schutzanzüge an, in dem ist es so heiß, wie in einer Sauna. Ich habe am Anfang gedacht, ich kollabiere gleich", erzählt sie. Vor dem Pflegepersonal, dass diese Schutzanzüge den ganzen Tag über trage und dabei auch noch die schwere körperliche Arbeit der Pflege leiste, könne man nur Respekt haben. "Ich habe damit ja nur am Bett von meiner Mutter gesessen, aber das Pflegepersonal muss damit ja arbeiten", so Gabriele Pfefferkorn. Überhaupt habe man im Kursana Domizil alles versucht, damit sie auch während der Zeit der Besuchsverbote Kontakt mit ihrer Mutter halten konnte. Man halte ihr das Telefon ans Ohr und einmal habe man es auch mit dem Tablet und einer Konferenzschaltung mit ihrer Schwester versucht. "Aber das hat unsere Mutter dann nicht verstanden, warum wir da jetzt alle im Fernsehen sind." Auch das mit dem Ganzkörperschutzanzug, den sie jetzt bei den Besuchen getragen habe, verstehe ihr Mutter nicht. "Warum ich denn das dumme Ding anhabe, hat sie mich gefragt", erzählt Gabriel Pfefferkorn. Was ihr Sorge bereite, dass ihre Mutter nach Auskunft der Schwestern jetzt nicht mehr essen wolle und auch keine Tabletten mehr nehme wolle. "Aber sie lebt nach wie vor und letztens hat sie der Schwester gesagt, sie würde so gern ein Bier trinken." Aktuell sind nach Aussagen einer Kursana-Sprecherin noch fünf Bewohner und ein Mitarbeiter in dem Auer Seniorenheim positiv auf Covid-19 getestet Allesamt zeigten bisher nur eine schwache Symptomatik.

Die fünf Bewohner würden isoliert versorgt und betreut, der Mitarbeiter sei in häuslicher Quarantäne. Das Seniorenheim sei in engem Austausch mit den zuständigen Behörden und stimme sich zum weiteren Vorgehen ab. Das Team arbeite konzentriert und sehr engagiert und sei für die Bewohner auch unter diesen schwierigen Umständen da. Das kann auch Gabriele Pfefferkorn bestätigen. "Das Personal dort kann gar nicht mehr tun, als was es jetzt schon leistet", ist ihr Eindruck. Das müsse auch nach der Krise honoriert werden. "Und zwar über bessere Bezahlung, das muss einfach passieren. Nur mit ein bisschen mehr Aufmerksamkeit ist es da nicht getan", so Gabriele Pfefferkorn. Was sie in der jetzigen Situation überhaupt nicht verstehen könne, seien die Corona-Demonstrationen der Gegner der Infektionsschutzmaßnahmen und Menschen, die diese partout nicht einhalten wollten und somit andere gefährdeten.

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