Es sind schwierige Zeiten für die Musikschule Ampertal. Sie findet kaum noch Lehrkräfte, weil die anderswo oft mehr verdienen. Um das bestehende Personal halten zu können, sind deutliche Lohnerhöhungen unumgänglich, das hat Musikschulleiterin Karin Schlagintweit am Donnerstag bei einer Mitgliederversammlung dargelegt. Das bedeutet aber auch, dass die Gebühren für die Eltern und Zuschüsse der Gemeinden im Herbst erheblich steigen werden. „Wir haben uns schweren Herzens dazu entschlossen“, sagt die Leiterin, die Schule blute sonst aus. Die Bürgermeister stehen hinter diesem Schritt, die Gemeinderäte müssen noch zustimmen.
Etwa 30 Lehrkräfte sind bei der Musikschule Ampertal angestellt, viele davon in Vollzeit. Sie unterrichten 630 Schülerinnen und Schüler in den Gemeinden Kranzberg, Allershausen, Hohenkammer, Kirchdorf und Paunzhausen. Der Verdienst sei mittlerweile aber ein großes Thema, schildert Karin Schlagintweit. Zwei Lehrkräfte hätten sich bereits anderweitig orientiert und verlassen die Musikschule. Ersatz hat sie bisher keinen gefunden. Eine Interessentin habe vor kurzem abgesagt, aus finanziellen Gründen, obwohl ihr die Schule gut gefallen habe. „Der Markt ist dünn“, sagt Schlagintweit, die Lehrkräfte sind begehrt. Die Hochschulen bildeten nicht mehr so viele Lehrer aus wie früher. Viele gehen demnächst zudem in Rente. Sie waren oftmals in der Boom-Zeit der Musikschulen in den Achtziger- und Neunzigerjahren eingestellt worden.
Ein großes Problem der Musikschule Ampertal ist, dass sie einen Haustarif hat und ihr Personal nicht nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Diensts (TVöD) bezahlt. Mehr sei finanziell nicht möglich, sagt Schlagintweit. Andere Einrichtungen erhielten deutlich höhere kommunale Zuschüsse. Für das Gehaltsniveau hat das gravierende Folgen. Die Musikschulleiterin macht eine Vergleichsrechnung auf: Derzeit verdient ein 40 Jahre alter Musiklehrer ohne Kinder an ihrer Schule nach acht Jahren Zugehörigkeit in Vollzeit 3060 Euro brutto in Monat, im TVöD sind es 4702 Euro. Die Schere sei aufgrund der Tariferhöhungen der vergangenen Jahre immer weiter auseinander geklafft, erklärt sie. Hinzu komme die allgemeine Teuerung. Künftig erhalten die Musiklehrer deshalb 3600 Euro. Damit, so der Eindruck von Karin Schlagintweit, seien die meisten zufrieden.
Diese Lohnerhöhung um 18 Euro pro Unterrichtsstunde aber hat zur Folge, dass auch die Elternbeiträge von September an um 20 Prozent steigen werden auf dann 118,80 Euro im Monat für 45 Minuten Einzelunterricht pro Woche. Damit liegt die Musikschule Ampertal noch unter den Beiträgen in Freising, Ismaning, Unterschleißheim oder Pfaffenhofen, wie eine Auflistung zeigt. Schlagintweit sieht dazu keine Alternative und hofft, dass die Eltern dennoch bei der Stange bleiben.
Die fünf Gemeinden leisten für jeden Musikschüler aus ihrem Bereich bisher eine Zuzahlung von 21 Euro im Monat, künftig werden es 27,30 Euro sein. Im Jahr sind das dann 327,60 Euro, etwa 30 Prozent mehr als bisher. Insgesamt belaufen sich die kommunalen Zuschüsse bisher auf 146 240 Euro. Geld, das überwiegend für den Arbeitgeberanteil der Gehälter, also die Sozialbeiträge, benötigt wird. Der Vorschlag, die kommunale Förderung nicht nur um 20, sondern gleich um 30 Prozent anzuheben, kam aus dem Allershausener Finanzausschuss, erklärt Josef Lerchl, der dem Vorstand der Musikschule angehört. Dort sei man der Meinung, dass die Lehrkräfte nicht in prekären Verhältnissen leben dürften. Froh ist er, dass Tariferhöhungen künftig auch für die Ampertaler Musiklehrer zum Tragen kommen.
Dass die Ausbildung Früchte trägt, zeigt der hohe Anteil der Schülerinnen und Schüler aus dem Ampertal am musischen Camerloher-Gymnasium in Freising. 64 von ihnen nehmen weiterhin Unterricht an der Musikschule Ampertal – zum Teil in Fächern, die am Gymnasium gar nicht angeboten werden. Die Entscheidung, ob die fünf Mitgliedsgemeinden der Erhöhung ihres Anteils zustimmen, wird demnächst in den Gemeinderäten fallen.
„Man muss für den Erhalt der Musikschule etwas tun“
Bei den Bürgermeistern ist der Warnruf angekommen. Kirchdorf ist 2022 als letzte der fünf Gemeinden der Musikschule nach kontroverser Debatte beigetreten. Auch Bürgermeister Uwe Gerlsbeck trägt die aktuelle Erhöhung mit. Er habe sich von den logischen Argumenten überzeugen lassen, sagt er im Gespräch mit der SZ. „Man muss für den Erhalt etwas tun.“ Es sei gerade so viel, dass man im Wettbewerb mitziehen könne.
Gegründet hat Karin Schlagintweit die Musikschule 1990, also vor 35 Jahren, in Kranzberg. Die Verwaltung befindet sich dort im alten Schulhaus, unterrichtet wird mittlerweile in fünf Gemeinden. Derzeit durchlebe sie die schwierigste Zeit in all den Jahren, räumt sie ein. Ihr sei ein Stein vom Herzen gefallen, dass die Bürgermeister Verständnis zeigen. „Ich weiß, dass das für die Eltern ein Batzen Geld ist“, aber der Schritt sei notwendig, um das Personal zu halten. „Die Kinder brauchen Lehrer, zu denen sie eine Beziehung aufgebaut haben.“
Sie hofft nun, dass auch die Gemeinderäte mitziehen. Was in den Diskussionen manchmal zu kurz komme, sagt sie, seien die Unterschiede beispielsweise zu Sportvereinen. Denn an der Musikschule seien die Lehrer fest angestellt. In Ländern wie Österreich werde Instrumentalunterricht viel stärker subventioniert und finde oft direkt an den Schulen statt. Hierzulande werde er meist ausgelagert.