Vor mehr als einem Jahr hatte der Investor Jost Energy AG sich zurückgezogen und die Zusammenarbeit eingestellt, nun hat die Gemeinde Neufahrn für den "Green Campus" einen neuen Investor gefunden: die Asto Group. Das Unternehmen mit Sitz in Gilching im Landkreis Starnberg ist auf Technologie- und Wissenschaftsparks spezialisiert - auf Projekte also, die Forschungseinrichtungen mit innovativen Unternehmen kombinieren. Aktuell realisiert die Firma unter anderem einen High-Tech-Campus in Oberpfaffenhofen und einen Themenpark für die Medizinbranche in Oberschleißheim.
Der Neufahrner Green Campus soll südlich der Römerstraße entstehen. Die Gemeinde beabsichtigt dabei "ein ökologisches Gewerbegebiet", und zwar "mit einer ausgeprägten Grünflächenausstattung, einem sparsamen Umgang mit Ressourcen und einer innovativen und vielfältigen Verkehrsinfrastruktur", wie man im Beschluss des Gemeinderats liest, der am Montagabend der Aufstellung des Bebauungsplans zugestimmt hat.
Für den Neufahrner "One High Tech Green Campus" ist eine Gesamtfläche von 12 Hektar vorgesehen. Darin sollen laut Plänen des Investors Wissenschaft und Industrie zusammenkommen: "Die Verzahnung ist uns sehr wichtig", sagte Philipp von Baudissin, Leiter des Bereiches Entwicklung bei der Asto Gruppe, bei der Gemeinderatssitzung am Montagabend. "Industrie" bedeutet eine für kleinere und mittlere Unternehmen attraktive Umgebung, die ihnen die Möglichkeit bietet, zu wachsen. "Wissenschaft" bedeutet hingegen die Kooperation mit der TU München, mit der Hochschule München und mit dem Fraunhofer Institut. Auch mit dem Freisinger TUM Venture Lab seien die Gespräche fortgeschrittenen, so von Baudissin, der von einer Verbindung "zwischen den drei Standorten Garching, Freising und Weihenstephan" sprach.
Das Campusmanagement - also die Entscheidung, wer wo angesiedelt werden soll - soll nicht dem Zufall überlassen sein, sondern in den Händen des Investors bleiben, damit am Ende "eine Synergie entsteht", so von Baudissin. Auch Kinderbetreuungsmöglichkeiten, Treffpunkte für Bürgerinnen und Bürger sowie innovative Mobilitätskonzepte (zum Beispiel Carsharing- oder Fahrradverleihsysteme) seien Bestandteil des Projektes. Was die Wärmeversorgung angeht, der Investor setzt auf die Geothermie.
Der Spatenstich soll laut der Asto Group im ersten Quartal des Jahres 2015 erfolgen. Der Neufahrner Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) bedankte sich bei dem Investor und Projektentwickler für die "gute und enge Zusammenarbeit" und sprach von einem Zeitprogramm, das "sportlich aber machbar" ist. Michael Schöfer, Bauamtsleiter der Gemeinde Neufahrn, sagte, aufgrund des straffen Zeitplans soll nun der Bebauungsplan parallel zum Projekt entwickelt werden.
Alle Gemeinderäte mit der Ausnahme von Selahattin Sen (Grüne), Attila Szalontay (AfD) und Norbert Manhart (Freie Wähler) stimmten für das Projekt. Manhart begrüßte das Konzept, kritisierte allerdings den Standort: Seiner Ansicht nach gebe es für ein solches Projekt geeignetere Flächen in der Gemeinde, irgendwann werde es zwischen Mintraching und Freising "rechts und links nur Industrie" geben. Beate Frommhold-Buhl (SPD) begrüßte das Projekt als "Zeitenwende": "Wir sind endgültig weg von dem Stempel Neufahrn als Logistik-Standort, mit dem wir zu kämpfen haben".
