Ultrafeinstaubmessung am Flughafen:Allgemeine Verwunderung

Satellitenterminal am Flughafen München, 2016

Bei der Verbrennung von Treibstoff durch Turbinen sehr kleine Partikel. Von 2023 an soll es Emissionsgrenzwerte für Partikelzahlen aus Triebwerken geben.

(Foto: Natalie Neomie Isser)

In der Fluglärmkommission ist man erstaunt darüber, dass der Freistaat Bayern in Augsburg und Regensburg die Konzentration von Ultrafeinstäuben messen lässt, aber nicht am Airport im Erdinger Moos

Von Peter Becker, Flughafen

Verwunderung herrscht in der Fluglärmkommission darüber, dass der Freistaat Bayern in Augsburg und Regensburg die Konzentration von Ultrafeinstäuben (UFP) messen lässt, aber nicht am Flughafen im Erdinger Moos. "Das versteht in der Region kein Mensch", gab der Eittinger Bürgermeister Georg Wiester seiner Verwunderung Ausdruck. Herbert Knur, ehemaliger Vorsitzender der Fluglärmkommission, schlug an Josef Schwendner, Generalbevollmächtigter des Flughafens, gerichtet vor, die Flughafen München GmbH (FMG) solle sich freiwillig als zusätzliche Messstation anbieten. Es könnten Messungen am Flughafen stattfinden. Dies könnte als Zeichen des guten Willens gegenüber all jenen zu verstehen sein, die dem Flughafen kritisch gegenüber stünden.

Schwendner bekam den Auftrag mit, verdeutlichte aber, dass der Flughafen kein wissenschaftliches Institut sei. Er stehe auf dem Standpunkt, die Ergebnisse abzuwarten, die bei den Messungen in Augsburg und Regensburg herauskommen. "Wenn diese vorliegen, dann kann man sich mit dem Thema befassen", sagte Schwendner. Eine Expertenanhörung hatte laut Herrmann Blomeyer, Leiter der Umweltabteilung am Flughafen, jüngst ergeben, dass es noch keine standardisierten Messverfahren zu den UFP gebe. Studien sind nicht eindeutig. Immerhin sind Flughäfen jetzt als signifikante Quelle von UFP identifiziert. Nachhaltiger und schwefelarmer Treibstoff könne deren Ausstoß reduzieren. Es fehlten aber eindeutige Ergebnisse und Erkrankungen und Langzeitstudien, sagte Blomeyer. Von 2023 an werde es Emissionsgrenzwerte für Partikelzahlen aus Triebwerken geben. "Man muss messen, was geht", sagte Tobias Eschenbacher, Vorsitzender der Fluglärmkommission. Je mehr Daten zur Verfügung stünden, um so eher könnten Wissenschaftler ihre Schlüsse daraus ziehen."

Blomeyer berichtete, dass die Messungen bei der Kindertagesstätte "Airporthopser" noch bis Januar andauerten. Den Einwand aus der Sommersitzung der Fluglärmkommission, dort müsse man die Partikelkonzentration wegen der Größe der Kinder in einer Höhe von 1,50 Meter messen, lässt das Landesamt für Umwelt (LfU) nicht gelten. Dies sei weder erforderlich noch zielführend, heißt es in einer Stellungnahme dazu. Die Größe von Kindern sei bereits in einer EU-Luftqualitätsrichtlinie enthalten. Ein Abweichen davon würde das Bewertungsschema in Frage stellen.

Was die Entwicklung alternativer Antriebe anbelangt, ist nichts Tröstliches in Sicht. Am Besten funktionierten wohl noch Hybridantriebe, meinte Blomeyer. Das sind Turbinen, die sowohl elektrisch als auch mit Kerosin Strom erzeugen. Elektrisch betriebene Flugzeuge auf größeren Distanzen einzusetzen, macht wohl derzeit keinen Sinn. Ein Airbus 320, sagte Blomeyer, könne bis zu sieben Stunden in der Luft bleiben, mit Batterie wohl etwa 20 Minuten. Wobei das Flugzeug erst Mal starten müsse. Dann gibt es noch die Power-to-Liquid-Treibstoffe, die klimaneutral synthetisch hergestellt werden. Die seien aber bis zu vier Mal so teuer wie Kerosin, sagte Blomeyer. Zumal gebe es in Europa kaum Anbieter.

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