Bedenklicher Trend:Vermüllte Plätze in Freising

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Vor dem Gebrauchtwaren-Kaufhaus Rentabel haben Unbekannte nicht zum ersten Mal ihren Abfall entsorgt, die Container-Standorte der Caritas sind häufig verschmutzt. Umweltverbände klagen über mehr Müll in der Landschaft.

Von Gudrun Regelein, Freising

"Das war ganz sicher keine Sachspende - da wollte jemand einfach seinen Müll entsorgen", sagt Heike von Wangenheim. Die Sozialpädagogin, die im Gebrauchtwaren-Kaufhaus Rentabel der Caritas in Freising arbeitet, ist noch immer empört. An diesem Montagmorgen hatten Mitarbeiter im Eingangsbereich eine ziemlich große Menge an Müll gefunden, darunter eine komplett verrostete Satellitenschüssel, kaputte Esszimmerstühle und Plastiktaschen voll mit zerbrochenem Porzellan oder auch Restmüll. "Da muss wohl jemand gezielt zu uns gefahren sein, um sich die Entsorgungskosten zu sparen", sagt sie. "Das ist natürlich sehr ärgerlich, denn jetzt mussten wir die Sachen entsorgen und auch noch dafür bezahlen."

Verstehen könne sie die Aktion nicht, sagt von Wangenheim. Denn die Caritas biete einen sehr kostengünstigen Entrümpelungsdienst an - beziehungsweise hole gut erhaltenes Mobiliar und Gebrauchsgegenstände ab. "Wir wollen ja Gutes tun und sind auf Spenden angewiesen", sagt die Sozialpädagogin. "Aber diese Sachen waren nicht mehr brauchbar oder recycelbar, das war wirklich nur Müll."

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Es war nicht das erste Mal, dass so etwas passierte. Immer wieder sei es vorgekommen, dass jemand etwas einfach vor die Tür gestellt habe - im Januar beispielsweise stand eine halbe Küche vor dem Kaufhaus. Manche Leute stellten einfach alles, was sie loswerden wollen, dorthin.

Auch der Reinigungstrupp der Caritas, der im Auftrag der Stadt Freising und der Gemeinde Neufahrn die dortigen Containerstandorte reinigt, stelle eine zunehmende Verschmutzung und Vermüllung der Plätze fest, berichtet Andrea Lachner, Fachdienstleiterin Beschäftigung Integration und Qualifizierung bei der Caritas Freising. "Das Müllaufkommen neben den Containern ist teilweise sehr hoch", sagt sie. "Wenn die Container voll sind, dann schmeißen die Leute ihr Papier oder das Altglas eben einfach daneben hin. Momentan, im Lockdown, sind das auch ganz viele Kartonagen, weil die Leute viel mehr im Internet bestellen."

"Ich finde es erschreckend, wie egal manchen Menschen ihr Umfeld ist"

Sperr- oder Restmüll finde der Reinigungstrupp aber auch hier. "Ich finde es erschreckend, wie egal manchen Menschen ihr Umfeld ist und wie wenig auf die Umwelt geachtet wird. Hauptsache, der eigene Müll ist weg", sagt Lachner. In Neufahrn sei die Situation in den vergangenen Monaten so extrem geworden, dass der Reinigungstrupp mittlerweile vier statt drei Touren mache.

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Mehr Müll in der Landschaft monieren auch die Umweltverbände. Das hat zwei Gründe: Zum einen seien in Zeiten von Corona mehr Menschen draußen unterwegs, denn Spaziergänge seien ja noch möglich. Zum anderen konnte die Aktion "Saubere Landschaft" in Zeiten von Corona und der geltenden Kontaktbeschränkungen weder im vergangenen Jahr noch in diesem Frühjahr stattfinden. Normalerweise organisieren die Gemeinden die Ramadama-Aktionen, bei denen die Bürger den Müll einsammeln, im Frühjahr und im Herbst. Der Landkreis bezuschusst diese und entsorgt das Sammelgut kostenfrei.

Selbst wenn die Kontaktbeschränkungen gelockert werden, kann der Ramadama-Tag nicht im Frühjahr nachgeholt werden - wegen der Vogelbrut

In der Stadt Freising war der Ramadama-Tag eigentlich für den 28. Februar geplant, sagt Stadtsprecherin Christl Steinhart. "Aber das war wegen der Kontaktbeschränkungen nicht möglich." Selbst wenn sich diese lockern würden, könne man die Veranstaltung aber nicht später im Frühjahr nachholen, das sei dann wegen der Vogelbrut nicht mehr möglich. Die Aktion aber sei wichtig, betont Steinhart. "Auch wenn es traurig ist, dass sie überhaupt notwendig ist, um die Landschaft aufzuräumen." Und sie sei keine Entschuldigung dafür, einfach seinen Müll in der Landschaft zu entsorgen.

Die Stadt und der Landkreis Freising unterstützen daneben auch privat organisierte Ramadama-Veranstaltungen in Kleingruppen. Diese seien momentan unter Beachtung der Corona-Beschränkungen und der naturschutzrechtliche Vorgaben nach Anmeldung noch möglich.

© SZ vom 12.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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