Mückenplage im Ampertal:Bakterien gegen Blutsauger

Die Bewohner im Ampertal leiden jedes Jahr unter der Mückenplage. Besonders schlimm war es nach der Hochwasserkatastrophe im Juni. Jetzt denkt man über biologische Schädlingsbekämpfung nach. Doch es gibt auch kritische Stimmen, die vor dem Eingriff in den Naturhaushalt warnen.

Von Katharina Aurich

Erst kam das große Hochwasser, dann wurde es heiß. Ideale Bedingungen für Stechmücken, vor allem in Überschwemmungsgebieten. Den Sommer 2013 werden die Bewohner der Ampertalgemeinden darum wohl nicht so bald vergessen, denn die blutsaugenden Plagegeister verleideten ihnen die lauen Sommerabende unter freiem Himmel. Der nächste Sommer kommt bestimmt. Und deshalb macht man sich schon jetzt Gedanken, ob man einer Mückenplage in dieser Region künftig vorbeugen will. Ein Möglichkeit wäre der Einsatz eines Giftstoffes auf natürlicher Basis. Die von dem Bacillus thuringiensis produzierten Bt-Toxine (BTI) werden bereits zur Schädlingsbekämpfung in der Land- und Forstwirtschaft und zur Bekämpfung von Stechmücken eingesetzt.

Bei einer Informationsveranstaltung mit dem Biologen Martin Geier haben sich die Bürgermeister und Gemeinderäte der Ampertalgemeinden darüber ein Bild machen können, ob eine Mückenbekämpfung mit dem Wirkstoff sinnvoll ist. Haags Bürgermeister Anton Geier hatte den Kontakt zu dem Biologen hergestellt und gemeinsam mit Kirchdorfs Bürgermeister Konrad Springer zu dieser Informationsveranstaltung eingeladen. Der Wissenschaftler ist Mückenexperte. Er forschte an der Uni Regensburg und hat sich dann selbständig gemacht, auch um Kommunen zu beraten. Die Bürgermeister und Gemeinderäte erfuhren viel Wissenswertes über die Biologie der Mücke. Ob die Tiere schon im Larvenstadium großflächig vernichtet werden müssen, hänge davon ab, wie schlimm die Plage von den Bürgern empfunden werde, sagte der Biologe.

Klar sei, dass ein solches Vorhaben nur gemeinsam Sinn mache, alle müssten an einem Strang ziehen. Fahrenzhausen, Kranzberg, Allershausen, Kirchdorf, Wolfersdorf, Zolling, Langenbach, Haag sowie die Stadt Freising haben ihren Willen zum gemeinsamen Handeln bereits durch ihren Zusammenschluss zum ILE (Integrierte ländliche Entwicklung) dokumentiert und zum Beispiel eine Radwegekarte herausgebracht. Aber sich auf eine gemeinsame Strategie in Sachen Mückenplage zu einigen, werde wohl schwierig. Da waren sich die rund 25 Bürgermeister und Gemeinderäte einig. Biologe Geier erläuterte zunächst die Entwicklung der Überschwemmungsmücke, die in stehenden, nur temporär vernässten kleinen Flächen in Wäldern oder auf Äckern ihre Eier ablegt. Diese sterben im Winter nicht ab, sondern nisten sich im Boden ein. Wenn der Boden das nächste Mal wieder durchfeuchtet wird, schlüpfen die Larven, die dann mit dem von dem Bakterium produzierten Gift vernichtet werden könnten. Das Präparat besteht aus einem Eiweißkörper, den die Larven fressen und der ihren Darm zerstört. Wenige Stunden nach seiner Ausbringung wird das Präparat wirkungslos und zersetzt sich. Natürlich sei das ein Eingriff in den Naturhaushalt, so der Biologe, und man müsse immer auch die mögliche Risiken abwägen. Die seien jedoch nach dem Stand der Wissenschaft gering. In der richtigen Dosierung wirkten die Bt-Toxine nur auf die Mückenlarven, so Geier.

Es sei einfach, die richtige Menge auszubringen, aber man benötige dafür viele Helfer und eine flexible Organisationsstruktur. Natürlich könne man Mitarbeiter dafür bezahlen, aber das sei zu teuer. Besser seien Freiwillige, die bei Hochwasser in die Wälder, in die Auen und auf die Äcker gehen und das Mittel auf den kartierten kleinen Flächen ausbringen müssten. Wenn genug Einsatzkräfte zur Verfügung stünden, werde ein Gutachten für die Kostenkalkulation erstellt und der Einsatz des Präparats bei der Naturschutzbehörde beantragt. Bis zu diesem Punkt hätten die Kommunen bereits einiges bezahlt, ohne zu wissen, ob das Ganze überhaupt genehmigt werde, gab Geier zu bedenken. Denn die Amperauen seien als FFH- oder Naturschutzgebiete ausgewiesen. Bei der Mückenbekämpfung mit BTI am Chiemsee beispielsweise hätten die Behörden nur mit Rücksicht auf die vielen Touristen ihr Einverständnis gegeben. Außerdem, so Haags Bürgermeister Geier, müsse der Einsatz des Mittels auch mit den Grundstückseigentümern abgesprochen werden.

Langenbachs Bürgermeister Josef Brückl hält gar nichts von der großflächigen Mückenbekämpfung. Dies sei zu aufwendig, überzogen und nicht nötig. "Wenn man an einem Gewässer wohnt, muss man das in Kauf nehmen", so seine private Ansicht. Der Langenbacher Gemeinderat hatte mehrheitlich beschlossen, sich über die Möglichkeiten der Bekämpfung zu informieren. Als nächsten Schritt wollen sich alle Ampertal-Bürgermeister nun zusammensetzen und über das weitere Vorgehen beraten.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: