Kreative Moosburger Wirte:"Fliegende Bauten" in der Stadt

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Weil in den Schankräumen wegen Corona weniger Platz ist, schaffen Wirte überdachte Freiflächen.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Der Moosburger Gasthof Drei Tannen bewirtet seine Gäste jetzt auch in einer Holzhütte im Garten. 45 Leute haben hier zusätzlich zum eigentlichen Schankraum Platz, damit kommt man schon fast auf die Platzzahl vor den Corona-Beschränkungen. Serviert werden natürlich Hütten-Schmankerl. (Foto: Johannes Simon)

Wer als Wirt in diesen schwierigen Zeiten mit viel Abstand und wenig Platz in der Gaststube über die Runde kommen will, muss kreativ sein und, wo es geht, auf's Freie ausweichen. Im Sommer bei den entsprechenden Temperaturen war das auch in Moosburg natürlich einfacher, zumal die Stadt den Gastronomen entgegenkam und mehr öffentliche Flächen für Tische und Stühle zur Verfügung stellte. Im Winter dagegen versprüht ein Sitzplatz im Freien eher weniger Charme. Doch Abhilfe ist möglich, das Zauberwort lautet: "fliegende Bauten".

Solche vorübergehenden Behausungen, etwa Zelte oder Hütten, darf man für gewöhnlich drei Monate lang genehmigungsfrei aufbauen. In diesem Herbst und Winter dürfen die Gastronomen solche Bauten sechs Monate lang ohne Genehmigung stehen lassen. Drei Moosburger Wirte nehmen diese Möglichkeit bislang wahr. Der Gasthof "Drei Tannen" hat seit Kurzem eine Hütte vor dem Lokal im Betrieb, das "Corner House" bewirtet seine Gäste seit Mittwoch auch in seinem Winterbiergarten, in dem nun ein beheiztes Zelt steht. Der Staudinger Keller, der derzeit noch Betriebsurlaub hat, werde dem Vernehmen nach ebenfalls etwas aufbauen, so Josef Mühlberger, der Geschäftsleiter der Stadt Moosburg.

Fliegende Bauten müssen Wirte nicht mal anmelden

Das Procedere ist denkbar einfach, die Gastwirte müssen ihre Bauten nicht einmal bei der Stadt anmelden. "Solange keine öffentlichen Straßen oder dergleichen zugebaut werden, ist alles in Ordnung", sagt Mühlberger. Die Genehmigungsbehörde ist das Landratsamt, "aber wir als Stadt versuchen zu unterstützen, wo wir eben können", so der Geschäftsleiter. "Für die Wirte ist es mit den ganzen Beschränkungen ja schwierig - nur fünf Leute an einem Tisch, eineinhalb Meter Abstand und momentan muss dann ja auch noch um 22 Uhr Schluss sein." Die Kommune suchte deshalb das Gespräch mit Landrat Helmut Petz, "und der war da sehr aufgeschlossen", sagt Mühlberger.

Den Gaststätten, zumal den kleineren, kommt das sehr entgegen. Im Irish Pub "The Corner House", in dem im Normalbetrieb vor der Corona-Pandemie im Innenbereich 40 bis 45 Menschen Platz fanden, seien es derzeit etwa noch 24 Plätze, sagt Inhaber Andreas Mühlbacher. Solange das Wetter passte und er seinen Biergarten noch in Betrieb hatte, konnte er das damit einigermaßen kompensieren. Für die kalten Monate musste er sich jedoch etwas anderes überlegen.

Infrarotstrahler sorgen für Wärme

Er habe auch schon über eine Hütte nachgedacht, sei dann aber bei der Variante mit dem Zelt gelandet, in dem 35 Gäste Platz finden. Das Zelt hat er gekauft, kann es also auch in den Nach-Corona-Wintern nutzen, so das Angebot gut angenommen wird. Das Zelt ist mit elektrischen Infrarotstrahlern ausgestattet, "damit die Leute nicht erfrieren", sagt Mühlbacher: "Das Ziel ist nicht, dass man da mit dem T-Shirt sitzen kann, ein Pulli wird schon nötig sein."

Der Wirt freut sich, dass sich in seinem kleine Pub mit dem begrenzen Platzangebot "die Reservierungssituation jetzt entspannt und auch spontane Besuche wieder möglich sind". Er denkt auch darüber nach - so, wie im Sommer im Biergarten - Live-Bands auftreten zu lassen. Dafür könnte man, falls das Gesundheitsamt mitspielt, für die Musiker einen Pavillon ans Zelt dran stellen. Sicher ist schon, dass er sein Getränke-Angebot der Location anpassen wird: Von November an schenkt er auch Glühwein und Glühbier aus.

Das "Drei Tannen" hat jetzt eine Holzhütte

Noch mehr zusätzliche Plätze als das "Corner House" hat das "Drei Tannen" dazu gewonnen. In der gemieteten Holzhütte haben 45 Besucher Platz. Zusammen mit den 45 Plätzen drinnen in der Wirtschaft komme er aber immer noch nicht ganz auf die normale Kapazität, sagt Wirt Lukas Kammermeier. Unter regulären Bedingungen passen in sein Lokal 100 Leute. Doch die Hütte bringe auch "eine Entlastung", um im Lokal in den Gängen mehr Platz zu haben und die Abstände leichter einhalten zu können. Auch Kammermeier hat sein Angebot der Umgebung angepasst und serviert an fünf Tagen der Woche wechselnde "Hüttn-Schmankerl", vom Schweizer Käsefondue über Burger, Schweinebraten und Spareribs bis zum "Reindl-Essen", bei dem deftige Schmankerl wie Wammerl oder Haxe in die Pfanne kommen.

Im Corner House setzt der Wirt auf ein Zelt. Damit es nicht zu ungemütlich wird, gibt es einen elektrischen Infrarotstrahler als Heizung. (Foto: Johannes Simon)

Bis jetzt habe er zum Hüttenbetrieb von seinen Gästen "lauter gute Rückmeldungen bekommen", berichtet Kammermeier. Wenn es weiterhin gut läuft, kann auch er sich gut vorstellen, in den kommenden Wintern wieder eine Hütte aufzustellen.

© SZ vom 24.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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