Moosburger Stadtrat:Zündstoff

Gegen den Willen von Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU) wird Josef Dollinger (Freie Wähler) zu ihrem Stellvertreter gewählt. Michael Stanglmaier (Grüne) übernimmt das Amt des Dritten Bürgermeisters

Von Alexander Kappen

Gleich das erste Zusammentreffen des neuen Moosburger Stadtrats hat für eine Menge Zündstoff gesorgt. Bei der konstituierenden Sitzung in der Schäfflerhalle wurde Josef Dollinger (Freie Wähler) am Montagabend mit 13 von 25 Stimmen zum ersten Stellvertreter von Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU) gewählt - gegen deren Wunsch. Meinelt hatte Dollingers FW-Fraktionskollegen Georg Hadersdorfer nominiert. Hadersdorfer scheiterte mit neun Stimmen jedoch schon im ersten Wahlgang, genauso wie der bisherige SPD-Vizebürgermeister Martin Pschorr (drei Stimmen). Keinen Gegenkandidat hatte dagegen Michael Stanglmaier von den Grünen, der mit 20 gültigen Stimmen in das nach mehrjähriger Pause wieder geschaffene Amt des Dritten Bürgermeisters gewählt wurde.

Die Einführung dieses Postens war zuvor vom Stadtrat mit breiter Mehrheit beschlossen worden. Bei einer Gegenstimme - der von Pschorr. Er sah keine Notwendigkeit für dieses Amt, das Meinelt mit neuen, zusätzlichen Aufgaben begründete, die etwa die Umsetzung des Stadtentwicklungskonzepts oder die geplante Zusammenführung der kommunalen Unternehmen mit sich brächten. Die entscheidende Frage sei aber, "ob man Aufgaben überhaupt an seinen Stellvertreter delegiert", sagte Pschorr und deutete an, dass das bei ihm offenbar nicht immer der Fall gewesen ist. Dennoch warf auch er seinen Hut noch einmal in den Ring. Die SPD stellt zwar nur noch drei statt wie bisher fünf Stadträte, aber Pschorr erzielte bei der Wahl im März die meisten Stimmen quer durch alle Gruppierungen. "Der Wählerwille drückt sich bei der Kommunalwahl nicht unbedingt im Parteienproporz aus", meinte Pschorr, der freilich wusste, dass er keine Mehrheit bekommen würde.

Das wusste - mit Blick auf ihren eigenen Wunschkandidaten - auch die Bürgermeisterin, wie sie am Dienstag sagte: "Mir war aus den Vorgesprächen schon klar, dass das nichts wird." Die Freien Wähler hatten sich auf Dollinger festgelegt , der in der Bürgermeister-Stichwahl an Meinelt gescheitert war. Die Bürgermeisterin hielt dennoch an der Nominierung Hadersdorfers fest, um damit ihren Standpunkt öffentlich zu untermauern. Die Zusammenarbeit mit ihren Stellvertretern müsse von Ehrlichkeit und Vertrauen geprägt sein - und mit Dollinger sei das "eindeutig schwieriger", sagt sie. Offiziell begründet sie das damit, dass Dollinger im Bürgermeisterwahlkampf sich Monate lang als ihr Gegenkandidat positioniert habe. Dollinger freilich ist zuversichtlich, "dass wir uns schon zusammenraufen werden". Er sei in den vergangenen zwölf Jahren im Stadtrat "sicher nicht der Lieblingskollege" Meinelts gewesen und habe ihr mit seinen unbequemen Standpunkten "manchmal vors Schienbein getreten". Aber die Wahl sei nun vorbei. Er wolle keine Opposition betreiben und sich konstruktiv einbringen, "wenn sie es zulässt". Er könne die Arbeit der Bürgermeisterin gut ergänzen, "zum Beispiel beim Straßen- und Tiefbau, wo zuletzt erhebliche Defizite zu Tage getreten sind". Dass Meinelt einen Kollegen bevorzugte, der ihr näher steht, ist in Dollingers Augen genauso legitim wie Hadersdorfers Kandidatur: "Er hat eine Chance gesehen und wollte sie nutzen - das war vorher einvernehmlich so abgesprochen." Die Freien Wähler standen jedoch hinter Dollinger, der sich laut früherer Aussagen zunächst nicht als Stellvertreter zur Verfügung stellen wollte, aber dann von vielen Leuten dazu ermuntert wurde, wie er berichtet. Außerdem habe Meinelt "mit allen Winkelzügen versucht, mich zu verhindern - das hat mich zusätzlich beflügelt".

Ähnlich lief es bei der Wahl des zweiten Stellvertreters, für den auch Johannes Becher im Gespräch war. Er war als Bürgermeisterkandidat der Grünen nur knapp an der Stichwahl vorbei geschrammt und wird in sechs Jahren, wenn Meinelt nicht mehr antritt, womöglich erneut kandidieren. Meinelt habe klar gemacht, dass sie ihn als Dritten Bürgermeister verhindern wolle, sagt Becher. Aber letztlich habe er sich "unabhängig vom Gusto der Bürgermeisterin dagegen entschieden". Sie habe, sagt Meinelt, den Grünen den Posten angeboten -für ihren Wunschkandidaten Michael Stanglmaier. Und das sei nicht unerheblich, "man darf ja nicht vergessen, dass ich die gewählte Bürgermeisterin bin". Die Grünen hätten sich im Gegensatz zu den freien Wählern mit ihr geeinigt. Zur Freude Stanglmaiers, der auf eine "vertrauensvolle, offene Zusammenarbeit" hofft

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