Moosburger Stadtrat:Kontroverse wegen Kita

Befreiungen vom Bebauungsplan für Sonnenhaussiedlung

Von Alexander Kappen, Moosburg

Der Bebauungsplan für die neue Sonnenhaussiedlung in der Moosburger Neustadt ist noch keine vier Monate alt - und schon führte er zu einer heftigen Kontroverse im Bauausschuss des Stadtrats. Auslöser war die Kindertagesstätte, für deren Verwirklichung es einiger Befreiungen vom eben erst beschlossenen Bebauungsplan bedarf. Während die einen das vehement ablehnten, befanden andere Stadträte die Pläne für gut und die nötigen Befreiungen als vertretbar. Letztlich stimmte das Gremium den Plänen, welche die Architekten Susann Weiland und Rolf Berninger in der Sitzung am Montag vorstellten, knapp mit 7:5 Stimmen zu.

Die Kita im Baugebiet der Firma Citrin Solar soll auf einem als Gemeindebedarfsfläche deklarierten Grundstück als dreigeschossiger Baukörper mit Flachdach und begrünten Dachterrassen errichtet werden. Die Kindertagesstätte mit fünf Gruppen ist im Erdgeschoss untergebracht. Darüber sind die sechs Wohnungen - auch für das Personal - geplant, die das erste Obergeschoss ausfüllen und jeweils einen Stock drüber noch einen quaderförmigen Aufbau haben, von wo aus man auf die Dachterrasse gelangt. "Der Kindergarten kommt zuerst, die Wohnungen müssen dem folgen", erläuterte Rolf Berninger die Prioritätensetzung, die der Architektur zu Grunde liegt. Ausgehend vom Kindertagesstättenkonzept des Bauwerbers und Betreibers, der Kiclub GmbH aus Starnberg, ergibt sich sozusagen der Rest des Gebäudes. Laut Berninger sind in der Kita auch allgemeine Spielbereiche, genannt "Piazza", für gemeinschaftliche Unternehmungen über die Gruppen hinweg geplant. Um das Gebäude soll eine 1,60 bis 1,70 Meter große Mauer gezogen werden, "um einen geschützten Bereich zu schaffen", so der Planer. Dafür sowie für die Anzahl der Wohneinheiten und die Grundfläche der Nebenanlagen sind laut Verwaltung die Befreiungen vom Bebauungsplan nötig. "Diese seien "ausführlich begründet und städtebaulich vertretbar", schreibt die Verwaltung. Evelin Altenbeck (Grüne) sah das komplett anders. "Die Tinte des Bebauungsplans ist noch nicht trocken - und schon soll er geändert werden." Von einer vorgesehenen "sozialen Komponente" des Gebäudes "kann mit den sechs Wohnungen keine Rede mehr sein". Die sechs Quader am Dach mit je vier Außenwänden seien "energetisch total unsinnig und in einer Sonnhaussiedlung nicht vermittelbar". Die Mauer lehnte sie ebenfalls ab: "Da können die Kinder nicht durchschauen." Auch Josef Dollinger (FW) fragte: "Was hat dieses Ding noch mit dem B-Plan zu tun, wo ist die soziale Komponente? Auf diesem Grundstück wird durch die Wohnungen einfach mehr Gewinn gemacht." Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU) fand es nicht fair, "jetzt den Planern den Schwarzen Peter zuzuschieben". Die Idee mit den Wohnungen fürs Personal sei schließlich bei einer Vorbesprechung aus den Reihen des Stadtrats gekommen. Gerd Beubl (SPD) wollte die Personalwohnungen "schon unterstützen", fand aber die Planung "zu verdichtet" und sprach von "erheblichen Befreiungen".

Martin Pschorr (SPD) meinte, "es sei nicht verwerflich", die Kita neben Personalwohnungen mit weiteren für den freien Verkauf - davon ging er aus - zu finanzieren. Karin Linz (CSU) fand "den Bau gut, ich glaube nicht, dass ein gewöhnlicher Flachbau schöner ist; und eine Mauer außen hat doch jeder Kindergarten". Erwin Weber (CSU) verwehrte sich gegen "energetische Belehrungen, das ist doch Sache des Eigentümers". Erwin Köhler (UMB) plädierte dafür, nicht unnötige Vorschriften zu machen, schließlich werde Wohnraum benötigt.

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