Moosburger Anton-Vitzthum-Grundschule:Kostspielige Grashalme

Begrüntes Dach auf einem Schul-Anbau würde diesen um eine halbe Million Euro teurer machen. Das weckt Zweifel

Von Alexander Kappen, Moosburg

Der Ausbau der Moosburger Anton-Vitzthum-Grundschule zur Ganztagsschule entwickelt sich im Stadtrat zum Dauerstreitobjekt. Nachdem es Anfang Juni zwischen Bürgermeister Josef Dollinger (FW) und der Grünen-Fraktion gekracht hatte, die entgegen der Ursprungsplanung mit Erfolg eine Dachbegrünung auf dem Anbau für den Ganztagsunterricht beantragt hatte, kam es am Montag erneut zum verbalen Schlagabtausch.

Auf Antrag von Martin Pschorr (SPD) waren die Funktionalität und Folgekosten der Dachbegrünung vom Planungsbüro noch einmal überprüft und erneut dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt worden. Die errechneten Mehrkosten von knapp einer halben Million Euro wurden jedoch nicht nur von den Grünen kritisch hinterfragt. Letztlich wurde das Thema zum Unmut des Bürgermeisters noch einmal vertagt.

Der Beschluss von Anfang Juni "ist finanziell abenteuerlich. Das war eine Bauchentscheidung ohne solide Grundlage", kritisierte Pschorr. "Hätten wir damals eine vergleichende Berechnung gehabt, hätte ich es ja noch verstanden." Bürgermeister Dollinger ist über sich selbst "nicht glücklich, weil ich den Punkt damals gar nicht hätte abstimmen lassen sollen - die Folgen waren nicht absehbar und die zusätzlichen Kosten nicht überschaubar".

Dritter Bürgermeister Michael Stanglmaier (Grüne) war "sehr erstaunt über diese Kostenaufstellung", diese sei "sehr zu hinterfragen, es geht gar nicht hervor, womit da gerechnet worden ist". Seiner Meinung nach sind die aufgeführten Mehrkosten wohl um 100 000 Euro zu hoch. Er plädierte dafür, an der Begrünung des Satteldachs festzuhalten "und eine belastbare Kostenberechnung zu machen und nicht nur eine Schätzung". Dollinger konterte: "Gut, nach Ihrer Rechnung wären es halt noch 400 000 Euro - für ein paar Grashalme ist das schon ein bisserl viel."

Verena Kuch (Grüne) dachte "bei dieser Kostenschätzung, das ist ein Scherz - 500 000 Euro für ein Grasdach, setzen wir da jeden Grashalm einzeln ein?" Sie berichtete von Dachbegrünungen in Hamburg, die im Schnitt die Gesamtkosten um 1,5 Prozent und höchstens 2,5 Prozent erhöht hätten. In Moosburg seien es etwa 15 Prozent. Zuletzt waren die Gesamtkosten mit 4,12 Millionen Euro beziffert worden. Kuch konnte nicht nachvollziehen, warum man an der Dachschräge eine zweite Stahlbetondecke über einer geplanten einziehen müsse. Die brauche man, weil ein begrüntes Dach andere Herausforderungen an die Bauteile habe "und die Gewichte ganz anders sind", so der Planer. Die darunterliegende benötige man, weil die Technik darin verbaut werde. Die genannten 1,5 bis 2,5 Prozent Mehrkosten für ein Gründach kamen ihm "sehr wenig vor".

CSU-Sprecher Rudi Heinz und seine Fraktion dagegen waren "sehr verwundert über 500 000 Euro für so ein Dach". Er schlug vor, prüfen zu lassen, ob man statt der Begrünung "nicht besser das gesamte Dach mit einer PV-Anlage versieht - dann tut man auch was für die Umwelt". Das sei in der ursprünglichen Planung vorgesehen gewesen, sagte Dollinger, der sich zudem der Kritik von Johannes Becher (Grüne) erwehren musste. Der monierte, dass im Ratsinformationssystem kurz eine Begrünungsvariante für 245 000 Euro hinterlegt gewesen und wieder verschwunden sei. Nun stehe da nur die für 489 000 Euro. "Das geht nicht, dass Unterlagen im System verschwinden. Das Ganze gehört vertagt und sauber berechnet." Dollinger argumentierte, die billigere Begrünung sei für ein Flachdach gewesen. Der Stadtrat habe aber nun mal ein Satteldach beschlossen.

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