Moosburg:Zwei Anwärter auf den Stellvertreterposten

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Michael Stanglmaier hat schon am Sonntagabend sein Interesse am Vizebürgermeisterposten in Moosburg bekundet. (Foto: Marco Einfeldt)

Sowohl Grüne als auch CSU würden in Moosburg gern den Zweiten Bürgermeister stellen

Von Alexander Kappen, Moosburg

Wäre es ein Fußballspiel gewesen, hätte man es so formuliert: Wenn die Partie noch fünf Minuten länger gedauert hätte, dann wären die Grünen mit ihrem Kapitän Michael Stanglmaier womöglich als Sieger vom Feld gegangen. Nach drei ausgezählten Wahllokalen lag Spielführer Josef Dollinger von den Freien Wählern in der Stichwahl um das Moosburger Bürgermeisteramt am Sonntag mit knapp 55 Prozent vorne. Aber es wurde immer knapper, Stanglmaier holte sozusagen Tor um Tor auf: Nach neun Wahllokalen lag Dollinger nur noch mit 52,1 Prozent vorne, nach 15 waren es 51,7 und nach 19 nur 51,6 Prozent. Dollinger rettete seine Vorsprung schließlich über die Zeit und lag beim Abpfiff mit 51,2 zu 48,8 Prozent in Führung.

Nun stellt sich die Frage, was sich aus dem extrem knappen Vorsprung von nur 208 Stimmen für die kommenden sechs Jahre ergibt. Die Stichwahl endete mit einem gefühlten Unentschieden, zumal der unterlegene Stanglmaier mit seinen Grünen sechs Sitze im Stadtrat hat - ebenso wie die CSU. Damit stellen sie die zwei stärksten Fraktionen. Dollinger, durch dessen Wahlsieg Ludwig Kieninger nachrückt und erneut in den Stadtrat einzieht, kommt mit seinen Freien Wählern auf fünf Sitze. Insgesamt gehören dem Gremium nun neun Parteien und Gruppierungen an.

Bis zur konstituierenden Sitzung des neuen Stadtrats im Mai wird man sich in sämtlichen Fraktionen sicherlich schon mal mit der potenziellen Besetzung von Ausschüssen und Referentenposten befassen. Josef Dollinger hatte da am Montagvormittag noch keine konkreten Vorstellungen. "Ich muss das erst mal setzen lassen und kann es selber noch nicht recht glauben, dass es jetzt so ist", sagte er zu seinem Wahlerfolg vom Vorabend. Prinzipiell sehe er keine Notwendigkeit, die Geschäftsordnung groß zu ändern, die auch die Referentenposten regelt. "Aber vielleicht kann man über den einen oder anderen Posten nachdenken oder einen dazu nehmen." Ob, wie bisher, drei Bürgermeister notwendig sind, "darüber muss man diskutieren", so Dollinger. Er selbst würde es sich "auch mit nur zwei Bürgermeistern zutrauen, weil ich viel selber machen will. Aber zwei Stellvertreter zu haben, hat auch seine Vorteile - ich könnte mir beide Varianten vorstellen". All das gelte es jetzt, zunächst mit der eigenen und dann mit den Vertretern der anderen Fraktionen, zu besprechen.

Bei diesen bringt man sich bereits in Position. Michael Stanglmaier hat schon am Sonntagabend sein Interesse am Vizebürgermeisterposten bekundet. Dass er die Stichwahl erreicht und dort nur ganz knapp verloren hat, wertete er als deutliches Zeichen dafür, wen die Menschen in Moosburg als Zweiten Bürgermeister sehen wollen. Er hoffe, das sehe man auch in den anderen Fraktionen so. "Ich hoffe, dass wir auch im Stadtrat künftig auf Augenhöhe und wertschätzend zusammenarbeiten und sich das Wahlergebnis der Stichwahl dann auch bei der Wahl zum Zweiten Bürgermeister widerspiegelt", schrieb auch der wiedergewählte Grünen-Stadtrat Johannes Becher auf Facebook.

"Gedanken und Wünsche gibt es einige", sagt Dollinger dazu. Aus seiner Sicht sei es zu früh, sich jetzt schon festzulegen. Er könne "mit allen in Frage kommenden Personen leben und gut zusammenarbeiten", sagt er, ohne konkreter zu werden. Dass ein Stellvertreter aus der CSU, in deren Reihen sich vor der Stichwahl einige für Dollinger ausgesprochen hatten, "in Frage kommt, liegt auf der Hand, sie ist ja auch bei der Stadtratswahl die stimmenstärkste Fraktion gewesen".

Das Interesse am Vizebürgermeisterposten "ist natürlich vorhanden", bestätigte der CSU-Ortsvorsitzende und Fraktionschef Erwin Weber am Montag. "Wir wissen natürlich, dass es völlig legitim ist, wenn die Grünen, deren Kandidat bei der Bürgermeisterwahl besser abgeschnitten hat, Ambitionen haben." Andererseits, darauf verweist auch er, "haben wir bei der Stadtratswahl etwas mehr Stimmen geholt". Am Montagabend wollten sich die Verantwortlichen der CSU in der Angelegenheit per Videokonferenz kurzschließen. Ein erster Anwärter hat sich aber bereits aus der Deckung getraut. Der im ersten Wahlgang gescheiterte Bürgermeisterkandidat Georg Hadersdorfer "hat intern sein Interesse bekundet", so Weber. Hadersdorfer, damals noch bei den Freien Wählern, wollte bereits vor sechs Jahren Vizebürgermeister werden. Er wäre auch der Favorit von Rathauschefin Anita Meinelt (CSU) gewesen, wurde dann aber von Dollinger ausgebremst und wechselte später zu den Christsozialen.

Bis der oder die Stellvertreterposten vergeben werden, dauert es noch. Bereits vorher muss der Stadtrat in alter Besetzung sich mit den Folgen der Corona-Krise beschäftigen. "Da muss zeitnah was passieren", so Dollinger. Er denke etwa daran, die Kita-Gebühren auszusetzen "und als Stadt den eigenen Mietern von Geschäftsräumen entgegenzukommen". Dass vergangene Woche millionenschwere Aufträge vergeben wurden, um den Hallenbadneubau fortzusetzen, sei aufgrund der bereits erfolgten Ausschreibung nicht nur rechtlich erforderlich gewesen, sondern prinzipiell richtig, "um als Kommune mit solchen Aufträgen einen Beitrag zur Stärkung der Wirtschaft und der Arbeitsplätze zu leisten", so Dollinger. "Dass wir das eine oder andere Projekt schieben oder abspecken müssen", sei aber auch klar.

© SZ vom 31.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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