Moosburg:Ziel erreicht

Beim internationalen Isar-Cup der Jugendfußballer geht es um Völkerverständigung und Partnerschaft, ein bisschen aber auch um sportliches Prestige, wie nicht nur der Torhüter aus Weifang weiß

Von Alexander Kappen

Sicher, in erster Linie ging es um interkulturellen Austausch, um Völkerverständigung, um partnerschaftliche Beziehungen. Aber nur zum Spaß waren sie ja auch nicht da. Diesen Eindruck vermittelte jedenfalls der Torhüter der U-17-Fußballer aus dem chinesischen Weifang. Im Eröffnungsspiel gegen die Schweizer vom FC Ellikon-Marthalen dirigierte er seine Vorderleute von der ersten Minute an sehr gestenreich und mit lautstarken Kommandos, die jedem - ob er nun gemeint war oder nicht - ins Mark gingen. Und wenn seine Anweisungen mal wieder wirkungslos verpufften und ein Schweizer Stürmer frei auf ihn zulief, warf sich der Keeper ein ums andere Mal wagemutig Ball und Gegner entgegen. Zumindest ein klein wenig ging es beim internationalen Isar-Cup in Moosburg schließlich auch ums sportliche Prestige. Und das Minimalziel, das Li Yuejing, der Präsident des Gesamtsportverbands Weifang, sehr bescheiden formuliert hatte: "Wir möchten nicht Letzter werden."

Der Plan ging auf. Zwar verlor Weifang das Auftaktspiel gegen Ellikon mit 0:1, bezwang nach drei weiteren Niederlagen denselben Gegner im Spiel um Platz sieben aber mit 5:4. Vorletzter Platz, Ziel erreicht.

Viel wichtiger war Sportverbandschef Li jedoch "die Freundschaft und dass wir bei dem Turnier dabei sind". Der Fußball sei "eine geeignete Mitte, um unsere Beziehungen noch enger zu binden" - die Beziehungen zwischen dem Landkreis Freising und der chinesischen Partnerstadt Weifang. Auf politischer Ebene besteht die Zusammenarbeit bereits seit vielen Jahren, aber sportliche Ereignisse wie der Isar Cup bieten nun eine Möglichkeit, die Partnerschaft an der Basis mit Leben zu füllen.

Im Vorjahr wurde die Delegation um Landrat Michael Schwaiger von einem Moosburger Jugend-Fußballteam nach Weifang begleitet, das dort an einem großen Nachwuchsturnier teilnahm. Der Isar Cup bot eine gute Gelegenheit, die chinesischen Fußballer zum Gegenbesuch einzuladen. In welchem Rahmen könnte man Völkerverständigung besser betreiben als bei diesem internationalen Turnier, in dem am vergangenen Wochenende knapp 70 Mannschaften aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Holland, Tschechien, Polen, Ungarn, Frankreich und eben China in sechs Altersklassen um Tore und Punkte kämpften.

Über den Euro-Sportring, der das Turnier zusammen mit der Junioren-Fördergemeinschaft (JFG) Team Moosburg organisierte, hatten sich Mannschaften aus ganz Europa für eine Teilnahme bewerben können. Das Team aus Weifang rutschte als nicht-europäische Mannschaft auf einem anderen Weg ins Teilnehmerfeld, praktisch als eine Elf des Gastgebers. "Sie gelten bei dem Turnier als lokale Mannschaft", sagte Johannes Becher. Das Vorstandsmitglied der JFG Team Moosburg war im Vorjahr ebenfalls mit dabei in Weifang und untermauerte nun den Status der Chinesen als "Local Heros", indem er sich bei der Eröffnungspartie zu den Spielern auf die Reservebank setzte. Seine Nebenleute filmten derweil alles ausführlich mit ihren Smartphones.

Moderne Technik kam ihnen nicht nur hier zugute. In ihren Moosburger Gastfamilien verständigten sie sich mit ein wenig Englisch sowie Händen und Füßen. Und wenn nichts mehr half, setzte man sich an den Computer und kommunizierte via Google-Übersetzungsmaschine. Vielleicht schickten sie gleich ein paar Grüße in die Heimat, wo viele Fußballer von einem Engagement in Europa träumen. "In China sind viele mit dem Fußball unzufrieden und sagen, dass chinesische Fußballer nie aus Asien rauskommen", scherzte Sportverbandspräsident Li, "aber wir haben es geschafft: Wir sind in Deutschland".

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