Am 29. April 1945 besetzten US-Truppen die Stadt Moosburg und befreiten das Stalag VII A, im Zweiten Weltkrieg eines der größten Kriegsgefangenenlager in Deutschland. Zum 75. Jahrestag der Befreiung hatte die Moosburger Journalistin, Kunsthistorikerin und Künstlerin Christine Fößmeier eigentlich eine große Gedenkfeier mit Musik, Kunst und internationalen Gästen geplant. Aufgrund der Coronakrise war vergangenes Jahr dann aber nur ein Gedenken in kleinem Rahmen möglich. Zwar hat die Pandemie das Land weiterhin im Griff, doch heuer wird am 29. April die Gedenkveranstaltung mit der Eröffnung einer Kunstausstellung unter dem Arbeitstitel "29.4.1945 - 75. + 1. Jahrestag der Befreiung des Stalag VII A Moosburg" nachgeholt. Auch das Pandemiegeschehen 2021 mache großen Veranstaltungsplänen einen Strich durch die Rechnung, heißt es in einer Pressemitteilung, doch Fößmeier trotze zusammen mit der Moosburger Volkshochschule Corona und gestalte das Haus der Bildung, den VHS-Sitz, künstlerisch "zu einem Mikrokosmos des Stalag VII A um". Weder werden viele Besucher zugelassen sein noch wird eine Vernissage im gewohnten Stil geben. Doch die Künstlerin will laut Ankündigung zusammen mit Nadine Sukniak, Fachbereichsleiterin Gesellschaft und Kultur an der VHS Moosburg, "Zeichen setzen und das gleich in mehrfacher Hinsicht". Zum einen wolle man klarstellen: "Kultur setzt sich durch und lässt sich auch von Pandemien nicht unterkriegen. Man muss nur machen." Oder wollen, so wie Sukniak, "die sich die Veranstaltung für ,ihr' Haus, das derzeit so leer und still ist, sehnlichst gewünscht hat". Unterstützt von VHS-Leiterin Gerda Fischer setze sie nun auf die reale Ausstellung im Haus der Bildung in Kombination mit der Präsentation im Internet. Erstmals wird es eine virtuelle Vernissage geben, mit Redebeiträgen und Rundgang durch die Ausstellung. "Alles Corona-konform und sicher", versprechen die Organisatoren.
Wichtig sei auch das Gedenken, "das sich, verknüpft mit einem für Moosburg und Tausende und Abertausende Menschen aus aller Welt so entscheidenden Tag, nicht einfach verschieben lässt", so Fößmeier. "Einerseits muss man sich gerade in Zeiten wie diesen freimachen von bestimmten Daten. Andererseits sind aber bestimmte Tage essenziell wichtig für die betroffenen Menschen. Darum kam über das ,75+1' keine weitere Verschiebung mehr in Frage", sagt sie. Der geplante "Musik-Event" zum Gedenktag soll dann nachgeholt werden, wenn es die Umstände wieder möglich machen. Kompositionen seien vorbereitet, etwa Georg Reindls Stalag-Zyklus "Befreiung".
Neben den Kunstwerken "Befreiung III" der Münchner Künstlerin Blanka Wilchfort, die aktuell für den SZ-Tassilo-Preis nominiert ist, und "Die Flucht" der Moosburger Kunstschmiede Johann Reif und Reinhard Reif, zeigt auch Fößmeier diverse Werke. "Große Installationen gestalten die Aula zum Gedenkraum um", heißt es in der Ankündigung. Die Erinnerung gerate im Haus der Bildung zum Mahnmal gegen den Krieg und gegen das Vergessen. "Und vergessen lässt die Künstlerin auch nicht den Umgang mit den letzten verbliebenen Baracken aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, einzigartige Denkmäler, deren Erhalt im Jahr 2021 noch immer keineswegs sicher ist".
Die virtuelle Vernissage findet live am Donnerstag, 29. April, um 20 Uhr mit Beiträgen von Nadine Sukiak (VHS Moosburg), Johanna Ankenbauer, Christine Fößmeier und der Liedertafel Moosburg unter https://tinyurl.com/VHSSTALAG statt. Die Ausstellung ist bis zum 17. Mai in der VHS Moosburg, Stadtplatz 2, zu sehen. Über die weitere Nutzung des Stalag-Geländes nach dem Krieg informiert Dominik Reithers Vortrag "Das amerikanische Internment Camp No. 6" am Mittwoch, 16. Juni. Nähere Informationen zum Vortrag und zur Ausstellung gibt es unter www.vhs-moosburg.de.