Es ist eine wiederkehrende Frage, in den Sitzungen des Moosburger Stadtrats wird sie regelmäßig gestellt – und bleibt stets unbeantwortet. Seit mehr als einem Jahrzehnt versucht man nun schon zu klären, wie es mit den letzten drei noch stehenden und denkmalgeschützten Wachbaracken des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Stalag VII A an der Schlesierstraße weitergehen soll. Ob und wie man dort eine Gedenkstätte einrichten könnte. Wie sich das mit den nötigen Erweiterungen der benachbarten Schulen vereinbaren lässt. Und vor allem: wer das alles federführend in die Hand nimmt und letztlich auch finanziert.
Weil sich die Stadt als Eigentümerin sowie diverse Denkmalschutzbehörden nun schon seit Jahren die Verantwortung zuschieben und im Kreis drehen, geht der Moosburger Stadtrat und Landtagsabgeordnete Johannes Becher (Grüne) jetzt in die Offensive und richtet eine offizielle Anfrage an die bayerische Staatsregierung. Im Wesentlichen geht es ihm darum, „welche historische Bedeutung der Freistaat Bayern dem Stalag VII A und den noch vorhandenen Baudenkmälern einräumt und welche finanzielle und organisatorische Unterstützung sich daraus ableiten könnte“.
Das Stalag VII A „war eines der größten Kriegsgefangenenlager Nazi-Deutschlands, welches nach dem Krieg als Internierungslager, später als Quartier für Heimatvertriebene und türkische Gastarbeitende diente“, heißt es in einer Mitteilung des Abgeordneten. Verblieben seien drei ehemalige Wachmannschaftsbaracken und eine Gefangenenbaracke. Ein Abrissantrag der Stadt Moosburg liege für zwei der denkmalgeschützten Gebäude seit vielen Jahren vor. Ohne Ergebnis.
„Seit Jahren wird diskutiert und nahezu nichts passiert. Das ewige Vertagen kann so nicht weitergehen. Es wird weder der Verantwortung für die Erinnerungskultur noch dem Erhalt der Baudenkmäler noch der Planungssicherheit für die Schulen gerecht“, sagt Johannes Becher.
Der Abgeordnete verweist unter Bezug auf eine Untersuchung aus dem Jahr 2023 auf „die bauhistorische Einzigartigkeit dieses Ortes und aller analysierten Baracken“. Die drei Wachmannschaftsbaracken hätten allesamt unterschiedliche Funktionen und die Geschichte der Gebäude, über die Nutzung als Kriegsgefangenenlager und Internierungslager bis zur Unterkunft für Heimatvertriebene, Gastarbeiter und Obdachlose, zeige „in plastischer Weise jahrzehntelange Sozialgeschichte. Diese Kombination dürfte weitgehend einzigartig sein“, heißt es in der Mitteilung weiter.

Zweiter Weltkrieg und die Folgen:Der Gefangene, der blieb
1942 kommt der serbische Offizier Nikola Naumovic ins Gefangenenlager nach Moosburg und bleibt auch nach dem Krieg. 80 Jahre später macht sich seine Enkelin Tina Naumovic auf die Suche nach seinen Spuren, die zu verschwinden drohen.
Für den Erhalt der Baracken sei natürlich die Stadt als Eigentümerin in der Verantwortung, sagt Becher, „aber sie wird das nicht alleine leisten können – weder finanziell noch organisatorisch“. Der Erhalt der Gebäude, die Konzeption und der Betrieb einer potenziellen Gedenkstätte überregionaler Dimension übersteige die Möglichkeiten der Stadt. Deshalb wendet er sich an die Staatsregierung, um Fördermöglichkeiten auszuloten und die nächsten Schritte zu konkretisieren.
Beantwortet werden muss auch die Frage nach der Bausubstanz
Die Frage nach der Bausubstanz der Baracken ist dabei ebenso relevant wie eine finale Entscheidung darüber, inwieweit die Baracken „als Baudenkmäler insoweit unter Denkmalschutz stehen, dass ein Abriss oder Teilabriss nicht in Frage kommt“, heißt es in der Mitteilung. In der Folge könne man sich vertieft mit der Erarbeitung eines realistischen Nutzungskonzepts beschäftigen.
Becher fragt die Staatsregierung nach Erfahrungen bei ähnlichen Projekten: „Welche Strukturen haben sich für die Planung und Umsetzung von überregionalen Gedenkstätten bewährt, wie etwa staatliche Stellen, Vereine oder Zweckverbände? Welche bestehenden Anlaufstellen empfiehlt die Staatsregierung zum Erfahrungsaustausch? Wie könnten Schule und Gedenkstätte sinnvoll miteinander verknüpft werden, etwa durch die Einbindung der sichtbaren Geschichte vor Ort in den Unterricht?“ Die Antwort der Staatsregierung wird in Absprache mit Becher Anfang April erfolgen.