Hallenbadneubau:Eine "komplette Katastrophe"

Hallenbadneubau: Bis das neue Moosburger Hallenbad in Betrieb gehen kann, wird noch einige Zeit ins Land ziehen.

Bis das neue Moosburger Hallenbad in Betrieb gehen kann, wird noch einige Zeit ins Land ziehen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Wegen des fehlerhaften Estrichs wird das Moosburger Hallenbad voraussichtlich frühestens im März 2024 fertig sein. Die Kostenprognose steigt auf 14,3 Millionen Euro. Im Stadtrat fragt man sich, ob man nicht früher hätte einschreiten können.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Im Moosburger Stadtrat übertrafen sie sich am Montagabend förmlich mit ihren Unmutsbekundungen. Als "komplette Katastrophe" und "Murks" bezeichnete Vizebürgermeister Georg Hadersdorfer (CSU) den Hallenbadneubau auf dem Freibad-Gelände in der Bonau. Gerd Beubl (SPD) sprach von einem "Fiasko" und "Pfusch". Weil die Estrich-Firma laut eines Gutachtens mangelhaft gearbeitet hat, musste die für vergangenen Herbst geplante Eröffnung verschoben werden. Und auch zur kommenden Winter-Saison wird der Neubau noch nicht betriebsbereit sein, wie Architekt Rainer Eckert am Montag in seinem Sachstandsbericht einräumte. Zudem steigen die prognostizierten Kosten auf jetzt gut 14,3 Millionen Euro an.

"Wir alle sind frustriert und in der Bevölkerung herrscht großes Unverständnis", fasste CSU-Fraktionssprecher Rudolf Heinz die Stimmung zusammen. Wenn von nun an alles glatt läuft, ist laut Planer eine Fertigstellung des Hallenbades im März 2024 möglich. Aber im Stadtrat will man nicht so recht glauben, dass der Termin zu halten ist. Beubl hält den März 2024 für eine "sehr optimistische Berechnung". Jörg Kästl (ÖDP) unkte gar: "Das Hallenbad wird der neue Stadtrat eröffnen." Und der wird 2026 gewählt. Bürgermeister Josef Dollinger (FW), sicherte zu, alles daran zu setzen, das alte Hallenbad für mindestens eines weitere Saison zu ertüchtigen.

Die Mitglieder des Stadtrats sind auch nicht überzeugt, dass bei den Kosten das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Hadersdorfer sprach davon, dass man wohl mindestens ein Drittel mehr zahlen müsse, als ursprünglich geplant war. Die Kosten stiegen bisher kontinuierlich an. Im August 2019 war man bei einer Zwischen-Bestandsaufnahme bereits von 12,7 Millionen Euro ausgegangen. Mitte 2022 waren es gar 13,8 Millionen. Und nun liegt die Prognose bei 14,3 Millionen - weitere Steigerungen nicht ausgeschlossen. An den 2,8 Millionen Euro, die man aus zwei öffentlichen Fördertöpfen als Zuschüsse bekomme, werde sich trotz der Kostensteigerung nichts ändern, betonte Dollinger: "Weitere Fördermittel bekommen wir nicht."

Für den mangelhaften Estrich habe man übrigens den größten Teil des dafür eingeplanten Geldes noch nicht ausbezahlt, so der Bürgermeister. Die Estrich-Firma habe eine Rechnung über 320 000 Euro gestellt, "wir haben ihr nur 90 0000 Euro zugestanden", erläuterte Architekt Eckert. Man habe festgestellt, "dass Rechnungen nicht mit dem zusammengestimmt haben, was ausgeschrieben war und was vor Ort gemacht wurde", sagte Eckert. Daher habe man die Firma mündlich und schriftlich ermahnt, aber diese habe "nicht gespurt". Im Februar 2022 habe man der Estrich-Firma dann gekündigt.

Hallenbadneubau: Der Gutachter warnt davor, im Inneren des neuen Hallenbads mit schwerem Gerät den gesamten Estrich herauszureißen.

Der Gutachter warnt davor, im Inneren des neuen Hallenbads mit schwerem Gerät den gesamten Estrich herauszureißen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Uwe Merz, der derzeit das noch nicht ganz fertige Gutachten über den Estrich erstellt, berichtete in der Stadtratssitzung von einer ganzen Reihe von Mängeln: "Die Probleme sind vielschichtig. Überall, wo man den Estrich aufmacht, findet man etwas Neues." So habe es Hohlräume gegeben, teilweise mürbe Schichten und Probleme mit dem Gefälle, das zu steil sei. Auch wurde offenbar nur eine Schicht Estrich aufgetragen statt der in Auftrag gegebenen zwei. Die Mängel zu beheben, sei eine "sehr aufwendige Geschichte", für die man wohl Spezialfirmen brauche. Der Gutachter rät, die fehlerhaften Stellen abzutragen und zu reparieren. Wenn man den kompletten Estrich mit schwerem Gerät rausreiße, um einen neuen zu verlegen, beschädige man womöglich anderer Gewerke und verursache einen noch größeren Schaden.

Apropos Schaden. Wer dafür aufkommen muss, wird letztlich wohl ein Gericht entscheiden. Die Stadt, so der Bürgermeister, prüfe Regressansprüche derzeit mit einem Fachanwalt. Viele Stadträte wollen übrigens auch den Architekten nicht ganz aus der Verantwortung nehmen. Dieser hätte während der einmonatigen Bauzeit, in der der Estrich auf einer Fläche von 1000 Quadratmetern aufgetragen wurde, entschiedener eingreifen müssen, monierten sie. Der Architekt bekomme "ein ordentliches Honorar, bei einer konsequenten Bauüberwachung muss ich doch vor Ort sein und die Mängel rechtzeitig erkennen", meinte Gerd Beubl. Er finde die Reaktion des Architekten auf die Mängel "nicht angemessen", sagte Jörg Kästl, die kritischen Nachfragen müsse er sich "schon gefallen lassen". Michael Stanglmaier (Grüne) fragte sich, ob man angesichts der Mängel nicht schon die erste Teilzahlung hätte einbehalten müssen, während Ludwig Kieninger (FW) meinte: "Man kann doch da nicht jemanden einen Monat lang einfach rumpfuschen lassen."

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