Süddeutsche Zeitung

Moosburg:Feuerwehr rettet Rehkitz

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Das Tier hatte durch einen schmiedeeisernen Zaun schlüpfen wollen und sich dabei verkeilt.

Von Kerstin Vogel, Moosburg

Das Opfer hat nach der Rettung wenig Dankbarkeit gezeigt, trotzdem dürfte der Einsatz der Moosburger Feuerwehr am Montag Eingang in ihre Chroniken finden: Ein junges Reh war in einem Gitterzaun an der Feuerdornstraße stecken geblieben. Das hatte die Leitstelle um 8.48 Uhr gemeldet - und die Moosburger Feuerwehr rückte "mit Hilfeleistungslöschfahrzeug und Einsatzleitwagen" aus, wie es in einer Mitteilung der Helfer heißt.

Tatsächlich wurde bei der folgenden Rettungsaktion dann schweres technisches Gerät benötigt, wie sich herausstellte: Das Rehkitz hatte offenbar durch einen schmiedeeisernen Zaun schlüpfen wollen und sich dabei verkeilt. Mittlerweile völlig verängstigt, konnte es sich nicht mehr befreien - und die Stunde der menschlichen Helfer hatte geschlagen. Um das Reh nicht zu verletzen, hielten die Einsatzkräfte das Kitz behutsam mit einer Decke fest. Weil dem massiven Zaun mit Bolzenschneider oder Säge nicht beizukommen war, musste auf einen hydraulischen Spreizer zurückgegriffen werden, wie es im Einsatzbericht heißt. Mit diesem Gerät, das sonst für eingeklemmte Personen nach Verkehrsunfällen verwendet wird, konnten die Zaunpfosten etwas aufgeweitet werden, wodurch das Jungtier "mit wenig Aufwand aus der misslichen Lage befreit war".

Kaum auf den Füßen, wollte das Tier zwar möglichst schnell weg, es musste allerdings noch eine kurze Untersuchung über sich ergehen lassen. Nachdem die Einsatzkräfte keine Verletzungen feststellen konnten, wurde das agile Jungtier in die Freiheit entlassen. Die Retter von der Feuerwehr nahmen den Mangel an Dankbarkeit gelassen: "Obwohl sich das Tier bei den eingesetzten elf Kräften nicht bedankt hat, ist davon auszugehen, dass es froh über die schnelle Rettung war."

"Alles richtig gemacht", sagt dazu Alfred Fuchs, Forstbetriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten in Freising. Geboren würden Rehkitze im Mai. Bis zum Herbst seien sie auf die Mutter angewiesen, erzählt Fuchs. Besonders in den ersten Wochen sollten Menschen Berührungen des Jungtiers meiden, da es den Geruch des Menschen annehmen und in Folge dessen von der Mutter verstoßen werden könnte. Im November aber, wenn das Rehkitz bereits alleine unterwegs sei, stelle das kein Problem mehr dar.

Es könne schon mal passieren, dass sich Rehe in die Nähe von Wohnsiedlungen verirren, so der Forstbetriebsleiter. Fuchs betont aber auch, dass für die Rettung eines Jungtieres nicht unbedingt die Feuerwehr gerufen werden müsse. Wenn Anwohner sich die Rettung eigenhändig zutrauen, können sie versuchen die Gitterstäbe eines Zauns händisch beiseite zu schieben und dem Kitz so zu helfen. "Das Tier selbst tut einem in der Regel nichts", so Fuchs. Vorsicht gilt dennoch: Wenn das Reh verängstigt ist, kann es austreten. Bei einer selbstständigen Rettung solle immer darauf geachtet werden, sich selbst nicht in Gefahr zu bringen. Im Ernstfall sei die Alarmierung der Feuerwehr aber der richtige Weg.

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Quelle:
SZ vom 17.11.2021
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