Harald Nestroy ist ein Moosburger mit vielen Kontakten. Und nicht nur das. Ingo Tielke aus München verdankt ihm sogar seine Existenz. Tielke ist Profi-Hacker und knackt schon mal "aus Spaß" das Netz des Bundesverteidigungsministeriums, während er ganz nebenbei auch noch einen Cyber-Angriff der NSA enthüllt. In Tielke schlummert also ein großes Talent, das in Moosburg seinen Ursprung hat. Allerdings existiert Tielke nur auf dem Papier, denn er ist eine Fiktion aus der Feder von Harald Nestroy . Im Oktober erschien sein erster Polit-Thriller: "Das Wahl-Komplott".
Es geht um Betrug, um organisierte Kriminalität, den Vatikan und skrupellose Politiker im heutigen Italien. Der berühmte Journalist Sergio ist gerade dabei, die raffinierteste Wahlfälschung in der Geschichte der Demokratie zu entlarven, da wird er von einem Auftragskiller ermordet. Seine Geliebte, Cosima, will das Komplott ebenfalls aufklären und steht bald selbst auf der Abschussliste. Trotz weiterer Morde versucht Cosima mit Ingo Tielkes Hilfe die Verschwörung ans Licht zu bringen.
Mit dem Roman möchte Harald Nestroy jedoch nicht die eigene Tasche füllen. Der Erlös aus dem Verkauf geht direkt an sein Lebenswerk: Den kleinen humanitären Verein Pro Bhutan der sich seit vielen Jahren mit Spendengeldern für Gesundheitsversorgung, Bildung und den Erhalt der Kultur des Entwicklungslands im Himalaja einsetzt. Nestroy hat ihn 1992 ins Leben gerufen, weil ihn das Land und seine Menschen nicht mehr losließen. Seitdem hat der Verein mit vier Millionen Euro ein Krankenhaus, eine Poliklinik, mehrere Schulen und Heime für blinde und hörgeschädigte Kinder gebaut. Besonders stolz ist Nestroy auch auf den Wiederaufbau einer historischen Brücke zur heiligen Klosterburg Punakhas, die bei einer Flut 1958 zerstört wurde. Weil die Wassermassen damals Teile des Ufers mit sich rissen und den Fluss verbreiterten, musste die neue Brücke deutlich länger werden. Mit 56 Metern Spannweite - statt der vormaligen 35 Meter - ist sie nun die weltweit längste Brücke der mittelalterlichen "Krag-Technik", die in Bhutan seit mehr als 100 Jahren nicht mehr zum Einsatz kam. Für seine Verdienste um das kleine Königreich hat der amtierende König Wangchuck Nestroy vor Kurzem mit dem höchsten Verdienstorden geehrt. Den kann er sich neben das Bundesverdienstkreuz hängen, das er ebenfalls besitzt.
Die Idee zum "Wahl-Komplott" kam ihm in Gaglietole, während eines Italienurlaubs. Im Landhaus eines Berufskollegen und seiner Frau wurde der Entschluss zum Buch gefasst, an dem Nestroy drei Jahre lang arbeitete. Erleichtern hat ihm das Schreiben sicher auch seine Karriere als Diplomat und Botschafter. Im Auswärtigen Amt leitete er zeitweise die humanitäre und Katastrophenhilfe. Seine vielen Einblicke hinter die Kulissen der Weltpolitik sammelte er unter anderem in Neu-Delhi, Bogotá, Kongo, den USA, Costa Rica, Malaysia und Namibia. Außerdem schrieb Nestroy über seine Erlebnisse im Ausland bereits Erzählungen. Den Plot für seinen Thriller entwickelte er zusammen mit seiner Frau Johanna, die unter anderem die Recherchen und das Redigieren übernahm.
Wem der Name Nestroy übrigens bekannt vorkommt, liegt richtig: Über mehrere Ecken ist der 78-jährige Moosburger tatsächlich mit dem österreichischen Schriftsteller Johann Nestroy verwandt. Mitte des 19. Jahrhunderts war es Nestroy selbst, der sich in der Politik Feinde machte und nicht bloß seine fiktiven Charaktere.
Ob den Nestroys mit "Das Wahl-Komplott" ebenfalls einen Kassenschlager gelungen ist, wird sich in fünf Wochen zeigen, wenn der Verlag die ersten Verkaufszahlen vorlegt. Wesentlich bedeutsamer ist für die beiden jedoch ohnehin die Arbeit für und mit Bhutan. Schon als er noch in Botschaften oder im Auswärtigen Amt tätig war, bot ihm das Engagement für Bhutan "eine ganz andere Befriedigung als der Diplomatenalltag", so Nestroy.
"Das Wahl-Komplott" erschien im Südwestbuch Verlag und ist auch als E-Book erhältlich. Nähere Infos gibt es im Internet unter www.Italien-Thriller.com und zum Verein unter www.probhutan.com.