Nahwärme in Moosburg:Weiterer wichtiger Schritt in Richtung Energiewende

Nahwärme in Moosburg: Bürgermeister Josef Dollinger, Netzbetreiber Ulrich Bader, Mittelschul-Konrektor Peter Kasper, Dritter Bürgermeister Michael Stanglmaier und Klimaschutzmanagerin Melanie Falkenstein freuen sich, dass nun auch das Schulzentrum Nord ans Moosburger Nahwärmenetz angeschlossen ist.

Bürgermeister Josef Dollinger, Netzbetreiber Ulrich Bader, Mittelschul-Konrektor Peter Kasper, Dritter Bürgermeister Michael Stanglmaier und Klimaschutzmanagerin Melanie Falkenstein freuen sich, dass nun auch das Schulzentrum Nord ans Moosburger Nahwärmenetz angeschlossen ist.

(Foto: Stadt Moosburg/oh)

Das örtliche Nahwärmenetz, einst von der Kommune selbst defizitär betrieben und 2016 an die Bader Energie GmbH veräußert, versorgt nun auch das Schulzentrum Nord. Der Betreiber strebt einen weiteren Ausbau an und arbeitet dabei mit Partnern aus Forschung und Technik zusammen.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Als der Moosburger Stadtrat im Juni 2020 darüber beriet, wie es mit der in die Jahre gekommenen Heizungsanlage des Schulzentrums Nord weitergehen soll, war Gas als Energieträger zumindest noch eine Option. Das Gremium entschied sich, auch mit Blick auf die angestrebte Energiewende bis zum Jahr 2035, damals jedoch mit breiter Mehrheit für einen Anschluss ans Moosburger Nahwärmenetz.

Inzwischen hat angesichts des Krieges in der Ukraine neben dem Umweltaspekt auch die Unabhängigkeit von russischen Gaslieferungen enorm an Bedeutung gewonnen. Darauf wies Moosburgs Bürgermeister Josef Dollinger (FW) kürzlich bei der offiziellen Inbetriebnahme des Nahwärmeanschlusses hin. De facto wird das Schulzentrum bereits seit Anfang Januar über das Nahwärmenetz versorgt, was für dessen Erweiterung ein wichtiger Faktor ist.

Schon bei der Entscheidung im Stadtrat hatte der Bürgermeister betont, dass es wichtig sei, größere Abnehmer wie die Schulen an das Netz anzuschließen, um dieses ausbauen zu können. Bei der offiziellen Inbetriebnahme sprach er nun vom Schulzentrum als "Ankerpunkt", durch den die Trasse habe verlängert werden können. Auch umliegende Häuser hätten die Gelegenheit, sich anzuschließen. Ulrich Bader, der private Betreiber des Nahwärmenetzes, griff den Gedanken vom Ankerpunkt für das Wärmenetz auf.

Dieses wird mit der Abwärme der städtischen Kläranlage sowie mit einer Biomasseheizung betrieben, die mit Holzhackschnitzel aus der Region befeuert wird. Die Biomasseheizung befindet sich zusammen mit dem Pumpenhaus am Bauhof an der Böhmerwaldstraße. Die Hackschnitzelheizung erhitzt Wasser, das über ein Rohrleitungsnetz zu den Verbrauchern gepumpt wird. Mittels einer Übergabestation mit Wärmetauscher wird die Energie übertragen.

1,5 Kilometer Leitungen wurden neu verlegt

Laut Bader wurden vergangenes Jahr bis zur Schule neue Leitungen in einer Länge von einem Kilometer verlegt. Zusammen mit den umliegenden Straßen waren es 2021 insgesamt 1,5 Kilometer. 2022 können somit 50 weitere Haushalte angeschlossen werden. Aktuell werden über das Netz an 40 Anschlüssen insgesamt 350 Wohneinheiten mit Wärme versorgt.

Wie die Bader Energie GmbH mit Sitz in Buch am Erlbach, Landkreis Landshut, auf ihrer Internetseite mitteilt, soll das Moosburger Wärmenetz in den kommenden Jahren sukzessive ausgebaut werden. Besonders wichtig sei dabei die Nachverdichtung am bestehenden Netz. Alle direkt an der Wärmeleitung liegenden Gebäude könnten sofort angeschlossen werden. "Für Häuser in Seitenstraßen zur Wärmetrasse bedarf es einer entsprechenden Wärmedichte, um eine Wirtschaftlichkeit des Ausbaus zu bekommen."

Die Wirtschaftlichkeit war übrigens auch der Grund, warum Bader Energie das Moosburger Nahwärmenetz im Jahr 2016 von der Stadt übernommen hatte. Diese hatte das Netz 2011 aufgebaut und über ein Kommunalunternehmen selbst betrieben. Nachdem man regelmäßig auf einem jährlichen Defizit von bis zu 200 000 Euro sitzen geblieben war, zog man 2016 die Reißleine und verkaufte das Netz für einen fünfstelligen Betrag, wie es damals hieß, an Bader Energie. Das Unternehmen, das bereits in Buch ein Nahwärmenetz in Betrieb hatte, verfügt über das nötige Know-how und die Strukturen, um auch das Moosburger Netz wirtschaftlich betreiben zu können. Seinerzeit waren in Moosburg 25 Objekte angeschlossen.

Dezentrale Solarthermie-Dachanlagen sollen künftig zusätzliche Energie liefern

Die Nahwärmeleitungen sollen auch in den kommenden Jahren verlängert werden. Zukünftig solle ein erhöhter Anteil von dezentralen Solarthermie-Dachanlagen Energie einspeisen, erklärte Melanie Falkenstein, Klimaschutzmanagerin im Moosburger Rathaus. Dabei arbeitet Bader Energie auch mit Partnern aus Forschung und Technik zusammen. Unter dem Titel "Moosburger Wärmenetz 4.0" sollen gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut, dem Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität und dem Planungsbüro DME Consult zusätzliche regenerative Wärmequellen erschlossen und in das Netz eingebunden werden. Ziel sei eine "zukunftsweisende, klimaneutrale Wärmeversorgung, an der möglichst viele Moosburger Bürgerinnen und Bürger teilhaben können", teilt das Unternehmen mit.

Nahwärme in Moosburg: Die Übergabestation für die Nahwärme hat eine vergleichsweise hohe Lebenserwartung und nimmt wenig Platz weg.

Die Übergabestation für die Nahwärme hat eine vergleichsweise hohe Lebenserwartung und nimmt wenig Platz weg.

(Foto: Stadt Moosburg/oh)

Aufgrund der regenerativen Wärmeerzeugung liege der Primärenergiefaktor des Nahwärmenetzes bei 0,0, betonte Klimaschutzmanagerin Falkenstein. Dieser Faktor bezieht sich auf den Energieverlust bei der Gewinnung, Umwandlung und Verteilung eines Energieträgers. Der Anschluss des Schulzentrums mit der Georg-Hummel-Mittelschule, der Theresia-Gerhardinger-Grundschule und der Dreifachturnhalle an der Albinstraße auf einer Gesamtfläche von 13 717 Quadratmetern bringt laut Falkenstein eine CO₂-Einsparung von 91 Prozent oder 278 Tonnen auf zirka 26 Tonnen pro Jahr. Das Schulzentrum hat einen jährlichen Gesamtwärmebedarf etwa 1,24 Millionen Kilowattstunden.

Die Lebenserwartung der Fernwärmeübergabestation, die verhältnismäßig wenig Platz in Anspruch nimmt, sei zirka doppelt so hoch wie die einer Gasbrennwertanlage, betonte die Klimaschutzmanagerin. Im Sinne der Energiewende sei es eigentlich eh "gegeben, dass das Schulzentrum nicht mehr mit fossilen Energieträgern beheizt werden soll".

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