Moosburg:Komödienstadl im Rathaus

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Während "Die verbotene Stadt" in Moosburg Premiere feiert, führt der Stadtrat im Rathaus Realsatire auf: Es geht um das Parkhaus am Bahnhof und die Frage nach Gebühren.

Alexander Kappen

In Moosburg ist Festspielzeit. Am Montagabend wurde auf der Freilichtbühne auf dem "Plan" die am Samstag wegen Regens abgesagte Vorstellung von "Die verbotene Stadt" nachgeholt. Es geht in dem Stück um blutige Kämpfe, Intrigen, Macht. Insgesamt eine eher ernste Materie.

Festspielzeit in Moosburg: "Die verbotene Stadt" feiert Premiere. Im Rathaus wurde währenddessen ein humoristisches Stück anderer Art aufgeführt. (Foto: Marco Einfeldt)

Doch auch Freunde der leichteren Unterhaltung kamen auf ihre Kosten - ein paar Meter weiter bei der Inszenierung auf einer anderen Bühne. Im Sitzungssaal des Rathauses brachten Bürgermeisterin Anita Meinelt und ihr Ensemble, der Stadtrat, ein humoristisches Stück zur Aufführung. Titel: ". . . denn sie wissen nicht, was sie tun."

Das Thema: Sollen das Parkhaus am Bahnhof und der angrenzende Parkplatz mit ihren 268 beziehungsweise 40 Stellplätzen bewirtschaftet werden und wenn ja, auf welche Weise? Schon bei ersterer Frage schieden sich die Geister, letztlich fand sich aber doch eine knappe Mehrheit für eine Bewirtschaftung. Als Argument dafür wurde unter anderem ins Feld geführt, dass sich die Betriebskosten auch ohne Bewirtschaftung auf jährlich bis zu 30.000 Euro beliefen, ohne dass man Einnahmen habe.

Dann folgte ein munterer Abstimmungsreigen, eine Art Verwechslungskomödie, in der am Ende niemand mehr wusste, wofür er eigentlich votiert hatte und warum. Die 18 anwesenden Stadträte stimmten zunächst mit 13:5 dagegen, im Parkhaus und auf dem Parkplatz jeweils eine Tagesgebühr von einem Euro zu verlangen. Und dann mit 12:6 dafür, einen Euro für drinnen und 50 Cent für draußen zu kassieren.

Für das Einziehen der Gebühren die bereits existierenden Schrankenanlagen zu verwenden, deren Wartung jährlich 12.000 Euro kostet, befürworteten nur neun der 18 Stadträte - abgelehnt. Die Alternative war die Anschaffung von sechs neuen Kassenautomaten. Gesamtkosten: 30.000 Euro. Allerdings fand auch diese Variante mit 5:13 Stimmen keine Mehrheit. "Das ist ja fast schon dramatisch", sagte Bürgermeisterin Anita Meinelt, "jetzt haben wir beschlossen, dass wir Geld verlangen, wissen aber nicht, wie wir es kassieren sollen".

Ein Blick in die Geschäftsordnung versprach einen Ausweg aus dem Dilemma. Man könne über einen bereits abgestimmten Punkt in derselben Sitzung nochmal abstimmen, wenn alle einverstanden seien, klärte die Bürgermeisterin auf. Der Haken war jedoch: Michael Stanglmaier und Johannes Becher von den Grünen votierten gegen eine Wiederholung der Abstimmung, die deshalb auf eine spätere Sitzung vertagt wurde. Eine passende Schlusspointe.

© SZ vom 21.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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