Er und seine Leute seien ja „schon ein bisserl Hochwasser-erprobt“, sagte der Moosburger Feuerwehrkommandant Gerhard Hochleitner. Aber in den vergangenen Tagen musste man zwischenzeitlich von einem sogenannten 300-jährigen Hochwasser ausgehen, habe daher auch schon den Worst Case durchgespielt und sich darauf eingestellt, „dass wir Teile aufgeben müssen, weil sie einfach nicht zu halten sind“, berichtete er am Dienstagnachmittag bei einer Pressekonferenz im Moosburger Feuerwehrhaus.
„Die Prognosen waren ja katastrophal“, sagte auch Bürgermeister Josef Dollinger – in dem Wissen, dass seine Stadt, Stand Dienstag, „im Vergleich zu anderen Orten wie Allershausen noch ganz gut weggekommen ist“.

Das Allerwichtigste sei, so der Bürgermeister, dass man beim aktuellen Hochwasser sowohl in der Bevölkerung als auch unter den Einsatzkräften „keine Personenschäden zu beklagen“ habe. Sicher sei es für die Betroffenen, deren Anwesen am Montag nach einem Bruch des Amperdamms beziehungsweise einer Überspülung des Damms bei der Wittibsmühle und am Langen Weg geflutet wurden, „auch sehr tragisch“. Aber oberste Priorität habe, dass niemand verletzt wurde.
Die Menschen aus den evakuierten Bereichen konnten am Dienstag noch nicht alle wieder zurück, die Anwesen standen teils noch unter Wasser. Bis wieder Normalität einkehrt, wird es ohnehin noch dauern. Zwar konnten die Kräfte am Tag vier des Einsatzes endlich mal ein bisschen durchatmen und auf eine ruhigere Nacht mit etwas mehr Schlaf hoffen. „Aber die Lage ist noch nicht beendet, bis Sonntag werden wir auf alle Fälle noch alles im Auge behalten, weil wir nicht wissen, was die Isar macht“, sagte Hochleitner.
Am Mittwoch treffe man sich zur nächsten Lagebesprechung, man habe auch noch immer Bereitschaft im Feuerwehrhaus und unternehme Kontrollfahrten. Der Pegel der Isar lag am Dienstag, 17.15 Uhr, bei 2,67 Meter. Bei diesem Stand habe man an der Isar aber „höchstens Probleme mit dem Grundwasser im Bereich Isar- und Tiefenbachstraße, aber nicht mit Oberflächenwasser“, gab sich der Bürgermeister zuversichtlich.
An der Amper, von der in den Tagen zuvor mutmaßlich die wesentlich größere Gefahr ausgegangen ist, war der Pegel am Dienstag leicht rückläufig. Es zeichnete sich ab, dass das Gröbste überstanden ist. „Mit viel Manpower haben wir es geschafft, Moosburg so weit wie möglich zu retten“, sagt der Feuerwehrkommandant und lobte, wie alle anderen anwesenden Vertreter der Einsatzkräfte, die gute Zusammenarbeit aller beteiligten Organisationen. Das reichte von anderen Feuerwehren aus dem Landkreis und von weiter her über das BRK, die Polizei, die Stadtwerke, das THW, den Bauhof und die DLG bis hin zur Bundeswehr.
Größter Brennpunkt, so Kreisbrandmeister Johannes Neumair, sei die Sicherung des Amperüberleitungskanals und der Schleuse gewesen. Nach dem Hochwasser 2013 wurde am Wehr laut Neumair schon ein Stück drauf gemauert. Und nun mussten die Einsatzkräfte das Ganze mit Sandsäcken noch mal erhöhen, um die Wassermassen abzuwehren. Zudem sicherte man den Bahndamm mit Planen und Sandsäcken, um ihn vor einer Unterspülung zu schützen.


Aus dem Kanal pumpte man unterdessen auch mit Unterstützung auswärtiger Kräfte am Flugplatz Kippe und am Schwimmbad Wasser in die Isar und den Mühlbach. Derzeit pumpt man 81 000 Liter pro Minute ab. „Momentan können wir den Kanal so halten, dass wir für die Bonau noch zuversichtlich sind“, sagte Kommandant Hochleitner. Wenn der Kanal mit seinem nach unten offenen Kiesboden volllaufe, drücke es in dem Wohngebiet das Grundwasser nach oben, erklärte Neumair. Der Bürgermeister zeigte sich erleichtert, „dass wir den Kanal haben sichern können und die Bonau nicht abgesoffen ist“. Der eine oder andere werde im Nachgang des Hochwassers erfahrungsgemäß aber vielleicht trotzdem noch etwas Grundwasser im Keller haben.
Bei Haag musste man drei Surfer aus dem Wasser fischen
Das Moosburger BRK war mit 70 Leuten im Einsatz, in der Spitze bis zu 50 gleichzeitig, bereitete insgesamt 2800 Essen für die Einsatzkräfte zu und baute in der Stadthalle eine Notunterkunft für 70 Leute und in der Schäfflerhalle eine Unterkunft für 35 auswärtige Einsatzkräfte auf. Die Wasserwacht, die in den Evakuierungsgebieten Leute mit Schlauchboten aus den Häusern holte, musste sich auch über einige Unverbesserliche ärgern. So habe man Richtung Haag drei Surfer aus dem Wasser fischen müssen, berichtete Wasserwachtleiter Stefan Aigner.
Zudem gab es einen Schwimmer und das eine oder andere Auto, das trotz Sperrung durchs Wasser fahren wollte. „So was bereitet uns viel Arbeit und ist wirklich gefährlich“, so Aigner. Das Schwimmen oder Bootfahren in den Hochwassergebieten sei unter Androhung strafrechtlicher Konsequenzen verboten, betonte Irlbauer.
Lob gab es von Gerhard Hochleitner unterdessen für die große Hilfsbereitschaft der Bevölkerung, die alle Einsatzkräfte stets mit allerlei Essen und Getränke versorgt habe. Wer jetzt noch helfen wolle, solle sich bitte nicht bei der Feuerwehr melden, sondern auf betroffenen Anwesen beim Aufräumen helfen.