Denkmalschutz in Moosburg:"Da muss ich jetzt durch"

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Monatelang war das Hudler-Haus hinter einem Gerüst verborgen. (Foto: Johannes Simon)

Johannes Becher hat bei der Sanierung seines 500 Jahre alten Hauses an der Leinbergerstraße - wie derzeit alle Bauherren - mit großen Preissteigerungen zu kämpfen. Das liegt vor allem an den Materialkosten. Mit den Arbeiten an sich liegt man jedoch absolut im Zeitplan, Ende 2023 soll alles fertig sein.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Wenn Johannes Becher derzeit all die Berichte über die immensen Kostensteigerungen im Baugewerbe liest, kann er sich da ganz gut hineinversetzen. "Mir geht es da, wie halt allen anderen Bauherren auch", sagt der Moosburger Stadtrat, Kreisrat und Grünen-Landtagsabgeordnete, der derzeit das auch als "Haus am Gries" oder "Hudler-Haus" bekannte, denkmalgeschützte Haus an der Leinbergerstraße 2 saniert. Die öffentlichen Zuschüsse für das Projekt - unter anderem 200 000 Euro von der Stadt Moosburg - "wachsen natürlich nicht auf gleiche Weise".

Die reinen Baukosten seien bereits um 300 000 Euro von zunächst angenommenen 1,3 auf jetzt 1,6 Millionen Euro gestiegen, berichtet er. Vor einem Jahr wurde noch das Gesamtprojekt inklusive Kaufpreis und Puffer mit 1,6 Millionen beziffert. "Jetzt sind wir halt bei Baukosten von 1,6 Millionen", sagt Becher. Aber an seiner Entschlossenheit und Begeisterung für das Projekt ändert das nichts: "Es ist noch stemmbar, da muss ich jetzt halt durch." Und die Arbeiten an sich, das versichert er im Gespräch mit der SZ, gingen gut und planmäßig voran.

Trotz hoher Baukosten hat sich an der Entschlossenheit und Begeisterung für das Projekt bei Johannes Becher nichts geändert. (Foto: Johannes Simon)
Der Dachstuhl des historischer Hudler-Hauses. (Foto: Johannes Simon)
Im Inneren gab es doch ziemlich viel zu tun. (Foto: Johannes Simon)

An seinem Ziel, dass Ende 2023 alles fertig ist, hält Becher fest. Seit den archäologischen Untersuchungen mit den ersten Grabungen vor einem Jahr sei in dem mindestens 500 Jahre alten Gebäude richtig viel vorangegangen. Es wurden "Mikropfähle gesetzt, viel Eisen ins Haus gebracht und eine neue Bodenplatte erstellt", schreibt er auf seiner Facebook-Seite. "Es wurden das Fundament ertüchtigt sowie Mauerwerk ausgetauscht, ersetzt, vernadelt und repariert. Die Statik wurde wieder hergestellt und ist heute besser denn je, nachdem so manche Überraschung im Bau uns nochmal aufgezeigt hat, wie schwierig das Projekt eigentlich ist."

Es gibt manche Überraschung, ein Türbogen etwa entpuppt sich als tragendes Element

Nach diesen "Überraschungen" gefragt, berichtet er etwa von der hinteren Tür des Hauses, die sich als tragendes Element entpuppt habe: "Als wir den Türbogen ausgebaut haben, haben wir mehrere Quadratmeter Mauer verloren." Auch das Kellergewölbe sei nicht gerade im besten Zustand gewesen. Aber so sei das nun mal. "Das ist ein altes Haus, da gibt es - trotz der Voruntersuchungen - dann immer ein paar bauliche Überraschungen." Deshalb habe man bei der Projektplanung natürlich einen finanziellen Puffer eingebaut. "Und den Puffer haben wir benötigt. Etwas mehr, als geplant", sagt Becher.

Egal wohin man sieht, hier der Durchgang im Erdgeschoss, man ahnt den Aufwand bei der Sanierung. (Foto: Johannes Simon)
Der 1. Stock des Hauses in der Leinberger Straße in Moosburg. (Foto: Johannes Simon)

Die Materialkostensteigerung sei so nicht vorhersehbar gewesen. So ist etwa der Preis für Kupfer enorm gestiegen - und davon benötigt Becher nun mal aufgrund der besonderen Umstände eine Menge. Um das Gemäuer des denkmalgeschützten Hauses künftig trocken zu halten, wird ein spezielles Temperierungssystem, benannt nach dem Erfinder Henning Großeschmidt, installiert. Denn "die Ziegelwände können, wie in den letzten 500 Jahren auch, Feuchtigkeit von unten ziehen", erläutert Becher. Mit dem genannten System werden viele Kupferleitungen an den Wänden verlegt, die dadurch erwärmt und getrocknet werden. Zudem strahlt die Wärme ins Innere des Hauses ab und heizt dieses. Unten im Erdgeschoss muss das System wegen der Feuchtigkeit das gesamte Jahr über laufen, im Rest des Hauses nach Bedarf.

Altes mit Neuem vereinen, das ist der besondere Charme

Die Besonderheiten eines solchen Bauvorhabens offenbarten sich auch am Dachstuhl, mit dem die Zimmerer bereits im letzten Quartal 2022 fertig wurden. Dort galt es, in dem Baudenkmal noch gut erhaltenes, 300 Jahre altes Holz mit neuen Balken zu vereinen. Altes mit Neuem zu verbinden, das sei auch etwas, "was den besonderen Charme dieses Projekts ausmacht", sagt Becher. Genauso wie bei den Baumeisterarbeiten brauche es dafür aber spezialisierte Firmen, die Erfahrung in diesem Bereich haben "und damit richtig umzugehen wissen, das ist schon eine Flickerei".

Neue Balken mussten eingezogen werden. (Foto: Johannes Simon)

Derzeit ruhen die Arbeiten auf der Baustelle. "Das ist die ganz normale Weihnachtspause, die Firmen machen 14 Tage Urlaub", sagt der Bauherr. Aber kommenden Woche solle es dann wieder weitergehen. Die Zimmerer machen mit den Zwischendecken weiter. Zudem beginnen im Januar und Februar die Heizungsbau- und Elektroarbeiten. Zwei größere Gewerke - die Schreinerarbeiten für Türen und Fenster sowie die Restaurationsarbeiten an der Fassade und im Haus - müssen noch ausgeschrieben und vergeben werden. Weil für das Verputzen und die denkmalgerechte Gestaltung der Fassade das bereits seit Jahren stehende Baugerüst noch benötigt wird, muss man auf der Leinbergerstraße noch eine Zeit lang mit Verkehrsbehinderungen rechnen. Ein paar Monate Geduld müsse man noch haben, bittet Becher. Er habe jedoch selbst großes Interesse daran, das Gerüst so schnell wie möglich abbauen zu lassen, denn neben der Verkehrsbehinderung sei es natürlich auch ein Kostenfaktor.

Apropos Kosten: Dass er noch weitere, weitreichende Preissteigerungen verkraften muss, glaubt Johannes Becher nicht: "75 Prozent der Gewerke sind schon ausgeschrieben oder vergeben, eine gewisse Kostensicherheit ist damit schon da." Er geht die Sache also weiterhin mit großer Zuversicht an - verbunden mit der Hoffnung, nicht nur sein eigenes Projekt zu einem positiven Abschluss zu bringen, sondern auch anderen sanierungswilligen Denkmaleigentümern ein Vorbild sein zu können. Denn: "Solche denkmalgeschützten, ortsprägenden Gebäude sind die Gesichter unserer Städte und Dörfer."

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Von Alexander Kappen

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