Gewerbegebiet Degernpoint:Stadtrat befürchtet einen Verkehrsinfarkt

Kreuzung

Vor allem am späten Nachmittag ist in den Straßen rund um Degernpoint auch für Anwohner kein Durchkommen mehr.

(Foto: Lukas Barth)

Moosburger Stadtrat lehnt Bauantrag für ein weiteres Logistikzentrum in dem Gewerbegebiet ab.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Als der Moosburger Bauausschuss im vergangenen Dezember grünes Licht gab für die Ansiedlung des Internetversandhändlers Amazon im Gewerbegebiet Degernpoint, da gab es auch schon kritische Stimmen. Letztlich ging das Vorhaben jedoch mit klarer Mehrheit durch. Als am Montagabend im Stadtrat der Antrag für den Bau eines Logistikzentrums der Firma Garbe auf der Tagesordnung stand, hatte sich die Stimmung jedoch gedreht. Das Gremium lehnte den geplanten Neubau mit drei Hallen und einem anschließenden Bürogebäude ab.

Noch ein Logistiker in Degernpoint mit Drei-Schicht-Betrieb und vielen An- und Abfahrten verursache auf den ohnehin schon stark belasteten Straßen rund um das Gewerbegebiet ein Verkehrschaos, lautete die Kritik. Der positiv formulierte Beschlussvorschlag der Verwaltung fand zunächst ganz knapp mit 11:11 Stimmen keine Mehrheit. Anschließend lehnte der Stadtrat in einem zweiten Beschluss den Antrag mit 13:9 Stimmen noch einmal explizit ab. Offizielle Begründung war, dass die Planung den Festsetzungen des Bebauungsplans nicht entspricht. So wären etwa Befreiungen bei der Wand- und der Sockelhöhe, den Werbeanlagen, der Einfriedung und der Freiflächenplanung erforderlich gewesen. Und für diese Befreiungen verweigerte das Gremium die Zustimmung - wenngleich Bauamtsleiter Herbert Held darauf hinwies, dass das Vorhaben im Wesentlichen dem Bebauungsplan entspreche und es bereits in unmittelbarer Nachbarschaft Bezugsfälle gebe. Bei Amazon, das daneben seine Logistikhalle baut, wurden die beantragten Befreiungen vom Bebauungs seinerzeit genehmigt.

Vizebürgermeister Josef Dollinger: "Wir haben jetzt schon ein Verkehrschaos"

Im aktuellen Fall ging es den Stadträten freilich vornehmlich um den Verkehr. "Wir haben ja jetzt schon ein Verkehrschaos", sagte Vizebürgermeister Josef Dollinger (FW), "die Aicher jammern, dass sie ab vier Uhr am Nachmittag nicht mehr in die Stadt rein kommen". Dollinger bezeichnete es übrigens auch als "Fehler, dass wir damals nicht zumindest versucht haben, Amazon zu verhindern, auch wenn es rechtlich vielleicht nicht zu verhindern gewesen wäre". Jörg Kästl (ÖDP) ist "der erhebliche LKW-Verkehr ein Dorn im Auge, ein Drei-Schicht-Betrieb ist in dieser Situierung schwierig". Dritter Bürgermeister Michael Stanglmaier (Grüne) hielt wiederum den Verzicht auf eine Fassadenbegrünung an dem Gebäude für nicht vertretbar: "Aus Lärmschutzgründen, der blanke Beton reflektiert den Schall stärker." SPD-Fraktionssprecher Gerd Beubl verwies auf die baurechtliche Möglichkeit, das Vorhaben zu verhindern, "indem wir die Befreiungen vom Bebauungsplan nicht erteilen". Freilich hatte auch er "das Verkehrschaos" im Sinn: "Zwischen vier und sechs Uhr am Nachmittag staut es sich bis zum Ausgleichsweiher hinter."

Der Verkehr "ist ein Fiasko, da draußen", meinte auch Ludwig Kieninger (FW), der selbst in der Gegend wohnt. "An der Uppenbornstraße stehe ich von der Garage weg im Stau." Dass es derzeit besonders schlimm sei, hänge womöglich auch mit der Sperrung in Wang und der Baustelle auf der Autobahn zusammen, mutmaßte er. Dennoch wisse er nicht, "wie zusätzlicher Verkehr da aufgefangen werden soll". Kieninger brachte ein Verkehrsgutachten ins Spiel, das der Garbe-Projektentwickler Claas Dorner prompt als Entgegenkommen seiner Firma anbot. "Wir verursachen ja nur fünf Verkehre pro Stunde und weichen nicht wegen des Verkehrs vom Bebauungsplan ab", argumentierte er zwar. "Wir können aber ein Verkehrsgutachten erstellen lassen, wie Ihre Straßen entlastet werden können, und das der Stadt zur Verfügung stellen." Womöglich wird das Gutachten nun mit einem erneuten Antrag mit eingereicht.

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