Moosburg: Firma Jungheinrich:Krise noch nicht überwunden

Der Gabelstaplerfirma Jungheinrich in Moosburg mangelt es trotz Wirtschaftsaufschwung an Aufträgen. Eine gute Nachricht für's Personal: vorerst soll nicht entlassen werden.

Petra Schnirch

''Ein großes Aufatmen" geht derzeit durch die Belegschaft von Jungheinrich - so fasste Betriebsratsvorsitzender Werner Rauch die Stimmung am Standort Moosburg zusammen. Das Unternehmen verzichtet weiterhin auf betriebsbedingte Kündigungen, auch wenn die 24-monatige Kurzarbeitsphase Ende Mai ausläuft. Gibt es nicht genügend Aufträge, kann die Arbeitszeit von 35 auf 29 Stunden reduziert werden. Das Eckpunktepapier gilt bis Ende 2014. ''Es ist wichtig, dass wieder Ruhe reinkommt", sagte Geschäftsführer Bernd Tüshaus bei einem Pressegespräch.

Jungheinrich kehrt in die Gewinnzone zurück / Operativer Turnaro

Noch geht es nicht nach oben: Der Firma Jungheinrich fehlen am Sitz in Moosburg immer noch genügend Aufträge. Personal soll deshalb aber erst einmal nicht entlassen werden.

(Foto: obs)

Die Situation zu Beginn der Wirtschaftskrise vor zwei Jahren beschrieb er als dramatisch. Der Markt sei um über 50 Prozent eingebrochen, in einigen Bereichen sogar um 70 Prozent. Schon damals sah das Unternehmen, das auf die Produktion von Gabelstaplern und Lagertechnik spezialisiert ist, von Kündigungen ab - zumindest bei der Stammbelegschaft. 150 Leiharbeiter aber mussten gehen. In Moosburg sind derzeit noch 845 Mitarbeiter beschäftigt, vor der Krise waren es über 1000. Vor allem bei Gabelstaplern mit Dieselmotoren war die Nachfrage abrupt zurückgegangen.

Das Auslaufen der Kurzarbeit und damit das Ende der Beschäftigungsgarantie schwebte laut Rauch wie ein Damoklesschwert über den Beschäftigten. ''Und das dämpft die Moral." Viele befürchteten, dass es nun zu einem Personalabbau kommen werde. Denn obwohl die Konjunktur wieder angezogen hat, ''sieht jeder, dass die Aufträge noch nicht wieder hereinpurzeln". Deshalb blühten die Gerüchte in Moosburg mit zum Teil kuriosen Folgen.

Rauch schilderte, dass beim Betriebsrat interne Stellenausschreibungen anderer Unternehmen landeten, Firmen-Chefs fragten an. Rückblickend bilanzierte Tüshaus aber, es sei richtig gewesen, die Mitarbeiter zu halten. Wer in der schwierigen Zeit gespart habe, ''muss nun viel investieren, um wieder aufzuholen". 50 Beschäftigte hätten sich zudem mit Unterstützung der Agentur für Arbeit weiter qualifiziert. Gute Nachrichten gibt es auch für die 78 Auszubildenden: Sie sollen - zum Teil befristet - übernommen werden. ''Das ist unsere Basis", sagte Tüshaus.

Der Moosburger Jungheinrich-Geschäftsführer hofft, dass das Werk von Juni an wieder normal ausgelastet sein wird. ''Wir brauchen aber etwas Flexibilität", um leichte Schwankungen ausgleichen zu können. Das Absenken der Arbeitszeit sei dafür ein geeignetes Instrument.

Um die finanziellen Einbußen für die Beschäftigten zu begrenzen, einigten sich Geschäftsführung und Betriebsrat auf eine Ausgleichsprämie. Gerade in diesem Punkt seien die Verhandlungen sehr schwierig gewesen, räumte Rauch ein. Auch mit Blick auf Japan sei er froh, dass das Eckpunktepapier unter Dach und Fach sei. Denn ob von dort weiterhin alle benötigten Teile geliefert werden könnten, sei bisher nicht absehbar.

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