Alte Wachbaracken:Moosburg als Erinnerungsort

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Die Journalistin Christine Fößmeier will mit einem Online-Vortrag die aktuelle Diskussion über das Kriegsgefangenenlager Stalag VII A und den Erhalt der Wachbaracken beleben.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Lange Zeit ist um das ehemalige Moosburger Kriegsgefangenenlager Stalag VII A nicht viel Aufhebens gemacht worden. Doch seit einigen Jahren ist die Angelegenheit in der Stadt sehr präsent. "Das Thema Stalag VII A lässt keinen kalt, der einmal damit konfrontiert war", meint die Moosburger Journalistin, Kunsthistorikerin und Künstlerin Christine Fößmeier. Wie mit den letzten drei Wachbaracken und der einzigen noch verbliebenen Gefangenunterkunft des Stalag VII A weiter verfahren werden soll, ist umstritten. "Die letzten Gebäudereste sollen mal verschwinden, dann doch erhalten bleiben", schreibt Fößmeier in der Ankündigung für ihren Online-Vortrag "Mit Erinnerung umgehen - das Stalag VII A historisch und aktuell besehen", mit dem sie am Dienstag, 2. Februar, um 19.30 Uhr "die aktuelle Diskussion beleben" will.

"Der Umgang mit den Relikten aus dem Zweiten Weltkrieg erscheint zwiespältig", schreibt Fößmeier, die sich stark im Stalag-Verein engagiert und zu dem Thema schon Bücher geschrieben, Ausstellungen organisiert und Videobeiträge produziert hat. Während die Einen, zu denen Fößmeier selbst gehört, "für den unbedingten Erhalt plädieren, wollen die Anderen die unliebsame Vergangenheit in jeder Hinsicht nicht anschauen müssen". Wobei Letzteres ein wenig relativiert werden muss. Nicht jeder, der gegen den Erhalt der denkmalgeschützten Baracken ist, tut das, weil er die Konfrontation mit der Vergangenheit scheut. Auf dem Gelände an der Schlesierstraße, auf dem die letzten drei Wachbaracken stehen, ist die nötige Erweiterung des Schulzentrums Nord - vor allem für Mittagsbetreuung und Mensa - geplant.

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Noch immer ist der Moosburger Stadtrat uneins beim Thema Erhalt der verfallenden letzten Baracke im Lager Stalag VII A.

Von Alexander Kappen

Eine Wachbaracke soll weichen

Die Wachbaracke Nummer 1, das ist beschlossene Sache, soll stehen bleiben, um darin ein Stalag-Dokumentationszentrum zu errichten. Die Baracke 3 könnte für schulische Zwecke umgebaut werden. Wachbaracke Nummer 5 dagegen soll weichen, weil auf dem Gelände noch ein Sportplatz vorgesehen ist. Es gibt im Stadtrat aber auch Stimmen, die ein anderes Grundstück für die Schulerweiterung präferieren. Die stark verfallene Gefangenenunterkunft an der Egerlandstraße, als Sabathiel-Baracke bekannt, ist zwar mittlerweile überdacht worden, um sie vor weiteren Witterungseinflüssen zu schützen. Nach einer Ortsbegehung im September meinte Bürgermeister Josef Dollinger (FW) jedoch, weitere Investitionen in die Instandhaltung seien Verschwendung von Steuergeld.

Während der Bürgermeister an der Schlesierstraße "für den Abriss von zwei der drei denkmalgeschützten Wachmannschaftsbaracken plädiert, schwärmen Experten von der Dichte und Wucht der einstigen Lagerkaserne", schreibt Fößmeier in der Ankündigung für ihren Vortrag. "Doch vielleicht birgt die Kontroverse auch Chancen, letztlich sogar auf überregionaler oder gar internationaler Ebene." Die Planungen "für das Stalag-Dokumentationszentrum- und/oder -Museum laufen ohnehin", schreibt sie und fragt: "Kann sich die Dreirosenstadt langfristig gar als ,Erinnerungsort Moosburg' etablieren?"

Es gibt bereits Anmeldungen aus anderen Bundesländern

In Johanna Ankenbauer hat sie für ihren VHS-Vortrag im Netz "eine interessante Co-Referentin mit einem frischen Blick auf das Thema gefunden", meint Fößmeier. Eine Anmeldung bei der VHS Moosburg ist unter der Telefonnummer 0 87 61/722 50, auf der Homepage ( vhs-moosburg.de) oder per Mail an buero@vhs-moosburg.de zwingend notwendig. Danach gibt es einen Link für Veranstaltung über Zoom. Es gebe mittlerweile sogar schon Anmeldungen aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, berichtet Fößmeier. Die Gebühr für den Vortrag beträgt zehn Euro.

© SZ vom 26.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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