Schon seit Wochen und Monaten wird in Moosburg der halbe Stadtkern umgegraben, um Glasfaserleitungen zu verlegen. Während sich die Bewohner dort auf schnelles Internet freuen dürfen, ist genau das jedoch der Grund, warum die Menschen in den Randbereichen und außerhalb gelegenen Ortsteilen wohl so schnell nicht in den Genuss des Selbigen kommen werden. Die Deutsche Giganetz GmbH, die im März 2023 einen Kooperationsvertrag mit der Stadt geschlossen hatte, zieht sich aus Moosburg zurück.
Giganetz hatte vor, "ein "flächendeckendes Glasfasernetz für ganz Moosburg aufzubauen, das sowohl die Stadt selbst als auch ihre Randgebiete gleichermaßen abdeckt", heißt es in einer aktuellen Mitteilung des Unternehmens: "Geplant war der homogene, einheitliche Gesamtausbau eines Glasfasernetzes. Aufgrund des überraschenden Konkurrenzausbaus der ökonomisch attraktiven Wohn- und Geschäftseinheiten eines Wettbewerbers in der Kernstadt von Moosburg ist allerdings eine wirtschaftlich tragbare Realisierung des Gesamtausbaus von Seiten der Deutschen Giganetz nicht mehr möglich."
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Mit anderen Worten: Weil die Telekom bereits im Kerngebiet ihr Glasfasernetz verlegt hat oder noch verlegt, ist für Giganetz das Projekt wirtschaftlich nicht mehr rentabel. Problematisch für die außerhalb gelegenen Bereiche der Stadt ist: Im Gegensatz zu Giganetz hat die Telekom offenbar nicht vor, auch alle Ortsteile ans Glasfasernetz anzuschließen.
Wie es in der Mitteilung von Giganetz heißt, sollten "alle Bürgerinnen und Bürger der Kommune daran partizipieren - und somit von den Vorteilen der neuen Technologie profitieren, wie schnelles Internet, reibungslose Video-Telefonie, hochwertiges Streaming, Telemedizin, Gaming und KI-Anwendungen". Durch den Netzausbau der Telekom im finanziell attraktiven Kerngebiet der Stadt "wird die derzeit durchgeführte Nachfragebündelung beendet und der flächendeckende Ausbau der Kommune durch die Deutsche Giganetz somit nicht realisiert", schreibt das Unternehmen.
"Es braucht zur eigenwirtschaftlichen Finanzierung von aufwendig zu erschließenden Gebieten natürlich auch den Ausbau von rentablen Stadtbereichen - wie hier die Kernstadt von Moosburg", wird Soeren Wendler, Geschäftsführer der Deutschen Giganetz, in der Pressemitteilung zitiert. "Und da wir als Unternehmen ganz klar an unserer Strategie festhalten, keine Glasfasernetze zu überbauen, um unnötigen Ressourcenverbrauch zu vermeiden, ziehen wir uns nun zurück", so der Geschäftsführer weiter. Jede Kommune brauche grundsätzlich immer nur ein Glasfasernetz. Ein Teilausbau durch Konzentration auf lukrative Kerngebiete - das sogenannte "Cherry Picking" - und die einhergehende Vernachlässigung der Randbezirke, die jedoch genauso zu einer Kommune zählten, seien kontraproduktiv auf dem Weg zu einer flächendeckenden Glasfaserinfrastruktur, die Deutschland dringender denn je benötige, bedauert Wendler.
Der Giganetz-Regionalleiter spricht von einer digitalen "Zweiklassengesellschaft"
Anton Hoefter, Regionalleiter Süd bei der Deutschen Giganetz, zeigt sich ebenfalls verwundert über die Entwicklung in Moosburg. "Die Kooperation zwischen einem Telekommunikationsanbieter und einer Kommune sollte immer dazu dienen, die Bedürfnisse aller Bürgerinnen und Bürger zu erfüllen und die lokale Wirtschaft anzukurbeln", meint er. In dieser Hinsicht "bedauern wir es sehr, dass ein Ausbau im Stadtkern von Moosburg eines Wettbewerbers vorgenommen wird, während die weniger lukrativen Randlagen auf absehbare Zeit nicht berücksichtigt werden". Das bedeute für die Bürger eine Zweiklassengesellschaft in der digitalen Teilhabe.
Alle Kundinnen und Kunden, die bereits Verträge mit der Deutschen Giganetz unterzeichnet haben, müssen laut Mitteilung nichts weiter tun. Die Betroffenen bekommen die Vertragsbeendigung in den kommenden Wochen automatisch per Post zugesandt.