Jubiläum in Moosburg:Launige Abende, Lust am Feiern und Landwirtschaft

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Herbstschau 1950, eine Zeit, als es in Moosburg noch eigene Brauereien gab. Das Bild zeigt Festwirt Johann Mayer, Staudinger Bräu, mit Familie und Bedienungspersonal und die Oberlandlerkapelle Hans Richter aus Landau an der Isar. (Foto: ©Karl A. Bauer/oh)

Die Moosburger Herbstschau wird heuer 100 Jahre alt. Die Vorläufer des traditionellen Volksfestes reichen sogar bis ins Jahr 1862 zurück. Gefeiert wurde damals noch nicht am Viehmarktplatz, sondern auf der Schloss-Asch-Wiese.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Wenn die Festwirtsfamilie Krämmer am Freitag, 13. September, zusammen mit geladenen Ehrengästen, dem Kolping-Spielmannszug, den Königlich-privilegierten Feuerschützen, dem Gebirgstrachtenverein Isartaler und Bürgermeister Josef Dollinger zum Viehmarktplatz zieht, wo Letzterer das erste Fass Bier anzapfen wird, dann ist das der Beginn einer besonderen Herbstschau. Das größere der beiden Moosburger Volksfeste feiert heuer sein 100-jähriges Bestehen. Bereits seit 1924 firmiert die Herbstschau unter diesem Namen.

Ihre Anfänge reichen allerdings noch 62 Jahre weiter zurück. Das erste nachweisbare Volksfest in Moosburg habe im Jahr 1862 stattgefunden, schreibt der Moosburger Lokalhistoriker Karl A. Bauer auf seiner Internetseite alt-moosburg.de. Durch den großen Stadtbrand 1865 gab es dann erst mal eine Volksfestpause, ehe 1869 die nächste Auflage folgte. Laut Bauer mit einem Bierpreis von acht Kreuzern oder umgerechnet 23 Pfennigen pro Mass.

Die Moosburger Volksfeste hatten schon seit jeher einen starken Bezug zur Landwirtschaft, firmierten mal als „Landwirtschaftliches Vereins- und Volksfest“, mal als „Landwirtschaftliche Bezirks-Tierschau und Volksfest“. Zum Programm gehörten seinerzeit neben großen Festzügen auch Trabrennen und Springreiten. Die landwirtschaftliche Komponente gehört bis heute zur Herbstschau. Bei der Jubiläumsauflage in diesem Jahr wird am 19. September die traditionelle Gerstenschau in der Schäfflerhalle am Festplatz eröffnet.

Am Viehmarktplatz werden die Moosburger Volksfeste übrigens erst seit 1922 gefeiert. Bis dahin war die Schloss-Asch-Wiese der Ort des Geschehens. Zwei Jahre später, im Jahr 1924, wurde das Volksfest dann erstmals Herbstschau genannt. Damals wie heute mit dabei: die Isartaler, die als „Volks- und Gebirgstrachten-Erhaltungsverein Isartaler“ bereits 1924 am Herbstschau-Festzug teilnahmen.

Große und kleine Trachtler: Der Volks- und Gebirgstrachten-Erhaltungsverein Isartaler, das Bild entstand an der Bahnhofstraße, war schon beim ersten Herbstschau-Festzug 1924 dabei. (Foto: © Karl A. Bauer/oh)
Bis heute, hier ein Auftritt im Jahr 2019, sind die Isartaler fester Bestandteil der Herbstschau, etwa beim Auszug des Festwirts. (Foto: Marco Einfeldt)

Ein großer Festzug gehörte, wie der Bezug zur Landwirtschaft, über all die Jahre zur Herbstschau dazu. Nach dem Rekord-Umzug 2022 zur 1250-Jahr-Feier der Stadt steht auch der Festzug heuer mit dem Titel „100 Jahre Herbstschau“ unter einem besonderen Motto. Passend zum Thema gibt es in der Schäfflerhalle am 19. und 22. September eine Ausstellung mit Plakaten aus 100 Jahren Herbstschau. Das Heimatmuseum lädt die Besucher zudem zu einem Streifzug „durch ein Stück Moosburger Heimatgeschichte“ ein.

Herbstschau unter dem Hakenkreuz: Auch während der düsteren Jahre der Nazi-Diktatur, hier 1934 die Ausstellung landwirtschaftlicher Maschinen beim Viehmarktplatz, wurde das traditionelle Volksfest gefeiert. (Foto: © Karl A. Bauer/oh)
Der Motivwagen des damaligen Moosburger Setz-Bräu beim Herbstschau-Festzug 1958 in der Herrnstraße vor der Sattlerei von Karl Beringer. (Foto: © Karl A. Bauer/oh)
Gruppenbild mit Dame (von links): Franz Mayer, Friseur Rudolf Kapfelsberger und Lehrer Michael Seidl, allesamt bereits verstorben, bei einem geselligen Herbstschauabend 1988 im Festzelt. (Foto: © Karl A. Bauer/oh)

Zur Geschichte der Herbstschau gehört neben zahlreichen festlichen Umzügen, geselligen Abenden im Bierzelt sowie vergnüglichen Stunden in den Fahrgeschäften und an den Buden am Festplatz auch ein tragisches Erlebnis aus dem Jahr 1955. „Während der Probe des Festbieres“, so steht in der Ausgabe des Freisinger Tagblatts vom 12. September, die auf Bauers Website zu sehen ist, kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen einem Ordner und einem jungen Krawallmacher, den er des Herbstschauzeltes verwies. Der junge Mann holte sich daraufhin zu Hause eine Pistole, mit der er nach seiner Rückkehr aufgrund einer Verwechslung den Bruder des genannten Ordners erschoss. Nach einer Verfolgungsjagd mit der Polizei erschoss er sich schließlich selbst.

Ein Mord überschattete die Herbstschau 1955. (Foto: © Karl A. Bauer/oh)

Der Vorfall aus dem Jahr 1955 war freilich eine unrühmliche Ausnahme. Die Herbstschau steht bis heute für Lebensfreude und Lust am Feiern, für gesellige Nachmittage und Abende im Bierzelt und im Vergnügungspark im Freien. Und für zahlreiche Ausstellungen und andere Aktionen und Veranstaltungen rund um das Volksfest. Sei es genannte Gerstenschau oder die Ausstellung der Hobbykünstler im Zehentstadel, die heuer ebenfalls wieder zum Programm gehört. Oder der „Isarman“-Triathlon des RGSV Moosburg und das große Feuerwerk auf der Schloss-Asch-Wiese. Also dort, wo alles begann, als die Herbstschau noch nicht Herbstschau hieß.

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