Moderne Stadt:Neues Stadtwappen für Freising

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Eine Arbeitsgruppe hat sich mit dem Erscheinungsbild des Freisinger Wappens beschäftigt. Der Bär darf natürlich bleiben, soll aber künftig das moderne Freising widerspiegeln. Endgültig entscheiden muss der Stadtrat.

Von Kerstin Vogel, Freising

Der Bär sieht tatsächlich wenig bärig aus. Auf unförmigen Tatzen mit langen roten Krallen und mit seltsamen Proportionen tapst er unter Rauten über die Fassung des Freisinger Stadtwappens, die seit den 1970er Jahren verwendet wird. Er trägt ein rotes Päckchen mit silberner Verschnürung, weil es das ist, was die Legende will. Die besagt, dass der Freisinger Bischof Korbinian auf einer Pilgerfahrt nach Rom einst einem Bären begegnet sei, der die Frechheit besaß, ein Lasttier des Reisenden zu verspeisen. Weil der Heilige noch die Alpen zu überqueren hatte, wurde er ärgerlich, zähmte den Bären und bürdete ihm dann sein Gepäck auf.

Dass der Bär deshalb das Wappen der Stadt Freising ziert, war am Montag im Finanzausschuss des Stadtrats unstrittig. Dass man aber über die Ausgestaltung so eines Wappens trefflich diskutieren kann, stellen die Verantwortlichen in der Stadt seit 2015 in wechselnden Gremien unter Beweis. Damals hatte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher ein Urteil über das Erscheinungsbild des Stadtwappens gefällt: "Unklar und überarbeitungsbedürftig".

Das Grafikbüro "Typneun" wurde zur Gestaltung des Wappens hinzugezogen

Weil da wohl niemand widersprechen konnte, wurde noch im selben Jahr eine Arbeitsgruppe zusammengestellt, in der Stadtbaumeisterin Barbara Schelle, die Leiterin des Stadtmuseums, Ulrike Götz, und Hauptamtsleiter Rupert Widmann mit dem OB einen "gründlichen Gestaltungsprozess" in Gang setzten. Später wurde das Freisinger Grafikbüro "Typneun" hinzugezogen und man erarbeitete für insgesamt 2500 Euro Vorschlag um Vorschlag mit dem Ziel, dem Wappen mehr Klarheit und Modernität zu verschaffen. Es soll künftig in allen Größen, in Farbe ebenso wie in Graustufen und Schwarz-weiß verwendbar sein - und einmal wesentlicher Bestandteil der "Corporate Identity" werden, die sich die Stadt Freising in ein paar Jahren verpassen will.

Dabei mussten sich die Gestalter - darunter inzwischen auch die Mitglieder des Ältestenrats und die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns - natürlich an die Vorgaben der Heraldik für das Wappen halten: "Unter Schildhaupt mit den bayerischen Rauten in Gold ein schreitender Bär, der auf dem Rücken ein mit silbernen Bändern verschnürtes rotes Bündel trägt." Vorgeschrieben ist zudem, dass der Bär "heraldisch nach rechts" schreitet, dazu muss man allerdings die Perspektive des Schildträgers wählen; heraldisch rechts heißt: bei Draufsicht nach links.

Ein weiterer Wunsch der Gestalter war es dann noch, den Bären etwas natürlicher zu gestalten - doch inwieweit das gelungen ist, daran schieden sich im Finanzausschuss die Geister. Stadtrat Benno Zierer etwa sah in dem vorgelegten Entwurf "einen Vorstehhund, der Pfötchen gibt" und kritisierte zudem, dass dieser auch nicht besonders unterwürfig aussehe. Nachdem Korbinian den Bären der Legende zufolge jedoch "gefügig gemacht" habe, passe das nicht mehr zum historischen Vorbild.

"Bären laufen so", sagt Oberbürgermeister Eschenbacher. Man habe zahlreiche YouTube-Videos von Bären angeschaut

"Bären laufen so", hielt der Oberbürgermeister dem entgegen und verwies auf "zahlreiche YouTube-Videos von Bären", die man extra deshalb angeschaut habe. Man habe bewusst eine Variante gewählt mit einem Bären, "der nach vorne schreitet und die moderne Haltung der Stadt spiegelt". Auch Stadträtin Maria Lintl (FSM) warb für den "dynamischen Bären", während Kollegin Eva Bönig (Grüne) wissen ließ, dass es ihr "relativ wurscht ist, wie der Bär geht". Mit dem Entwurf sei sie nicht ganz einverstanden - "aber er ist okay".

Anders sah das Rudi Schwaiger (CSU), dem der Entwurf zu simpel war: "Wenn ich den Auftrag einem Viertklässler gebe, macht er das zumindest ähnlich", kritisierte er. Guido Hoyer (Linke) wiederum, ging die Sache historisch an: Theodor von Hallberg-Broich habe einst süffisant geschrieben, dass sich die Freisinger nur deshalb so schnell von Korbinian hätten taufen lassen, weil sie Angst gehabt hätten, von dem bösen Bären gefressen zu werden. Deshalb sehe dieser auf der aktuellen Fassung des Wappens aus wie ein Wolf, scherzte Hoyer: "Und es ist gut, wenn der wegkommt."

Nach weiteren Scherzen über einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Aussehen des Bären und dem Freisinger Haushalt und der daraus resultierenden Option, in finanziell mageren Jahren ein entsprechend gestaltetes Tier auf dem Wappen zu zeigen, stellte Benno Zierer schließlich den Antrag, die Entscheidung zu vertagen, fiel damit aber durch. Nun wird sich der Stadtrat noch einmal mit dem Vorschlag befassen, bevor das moderne Wappen umgesetzt und dann eben auch in ein "angemessenes grafisches Gesamterscheinungsbild der Stadt" integriert werden kann. Für den Entwurf dieser künftigen "Corporate Identity" soll ein kleiner Wettbewerb durchgeführt werden.

© SZ vom 31.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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