Moderne Landwirtschaft in Eching:Die Wunder-Beere

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Die Aronia- und die Haskap-Ernte war gut heuer, noch immer hängen Beeren an den Sträuchern. Für Josef und Magdalena Kurz sind die Früchte es ein vielversprechendes weiteres Standbein in ihrem Betrieb. (Foto: Marco Einfeldt)

Magdalena und Josef Kurz betreiben nicht nur den ersten Biobauernhof in der Gemeinde Eching. Sie sind jetzt auch Pioniere in Bayern bei der Einführung eines neues Lebensmittels

Von Alexandra Vettori, Eching

Magdalena und Josef Kurz haben es versucht - und es schaut gut aus. Das Ehepaar, beide Mitte 30, hat aus seinem Bauernhof nicht nur den ersten Biobetrieb in Eching gemacht, sondern sie sind jetzt auch Pioniere in Bayern bei der Einführung eines neues Lebensmittels - der Haskap Beere; auf ihrem Feld auf einem Hügel zwischen den Ortschaften Ottenburg und Deutenhausen wachsen die Sträucher in langen Reihen zwischen den Aronia-Beeren-Sträuchern. Aronia kennt man schon länger, aber Haskap? Das sagt kaum jemandem etwas.

Kein Wunder. Schließlich ist die "Wunder-Beere" oder die "Beere des langen Lebens", wie sie in Russland heißt, erst seit Dezember 2018 in der Europäischen Union als Lebensmittel zugelassen. Der Strauch gehört zur Familie der Geißbartgewächse und ist in Japan, Sibirien und Polen verbreitet - und sehr beliebt. Die bis zu zwei Zentimeter lange Beere schmeckt wie eine Mischung aus Heidelbeere und Brombeere und soll reich an Antioxidantien sein. Außerdem enthält sie Vitamin C, A und E, Eisen, Magnesium, Phosphor und Kalzium.

Moderne trifft Tradition: Der Echinger Pfabhof wurde erstmals 1671 erwähnt. Nach einem Brand 1900 wurde er in der heutigen Echinger Bahnhofstraße wieder aufgebaut. Doch in den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich Eching rasant, bald lag der Hof mitten im Zentrum. 2010, da hatte Josef Kurz, gerade 25 Jahre alt, den Hof schon übernommen, stellte sich ihm die Frage: Aussiedeln oder Aufhören. Auf einem Hügel bei Ottenburg hatte sein Uropa einst ein Grundstück gekauft, ein idealer Standort für einen Aussiedlerhof. Magdalena und Josef Kurz entschieden sich dafür und bauten auf dem Hügel.

Nach wie vor lebte man vom Ackerbau, Weizen, Roggen, Braugerste. "Aber es hat was gefehlt", beschreibt Josef Kurz die Stimmung damals. Er hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, auf Bio umzusteigen. Nur - in ganz Eching gab es keinen Bio-Betrieb, es fehlten Vorbilder. Als 2015 das erste Kind auf die Welt kam, "war das für mich der Moment, wo ich gesagte habe, jetzt ist Schluss mit dem Gift". Ängstlich habe er sich stets ausgezogen, wenn er vom Feld kam, darauf geachtet, dass keine gebeizten Saatkörner herumlagen. 2018 war Umstellungsjahr und heute wissen die beiden, dass es die richtige Entscheidung war, nicht nur wegen der besseren Preise. "Für unsere Kinder gehören Hof und Halle als Spielplatz dazu." Und: Das Wissen um die natürlichen Zusammenhänge macht Josef Kurz zufrieden.

Die Geschichte mit den Beeren entwickelte sich parallel. Seine Mutter hatte von einem Landfrauenausflug einen Aronia-Strauch mitgebracht, den pflanzten sie am neuen Hof. Aus dem Strauch wurden viele, und dann kam noch Haskap dazu, auf das sie bei einer Messe stießen. "Das brachte so eine Entschleunigung im Vergleich mit dem Ackerbau", betont Kurz. Aronia kennt man auch in Deutschland, die Beere stammt aus Nordamerika. Heuer wurde zum zweiten Mal geerntet, die Ernte fiel reich aus. Eine rechte Plackerei ist es aber, denn noch geschieht es rein händisch und oft im Knien. Denn die Sträucher, die bis 1,50 Meter hoch werden, sind noch klein. Dazu kommt, dass die Haskap-Beere eine dünne Schale hat. "Haskap braucht Samtpfötchen", sagt Magdalena Kurz lachend. Aus den Früchten stellt sie Beeren, Marmelade, Säfte und Obstessig her. Zu kaufen gibt es all das auf Märkten, die sie besucht, im Onlineshop unter www.pfabhof.de und noch in diesem Jahr auch im Hofladen. Der nämlich gehört zu den nächsten Plänen des Paares. Wenn im Advent wieder der Christbaumverkauf auf dem Hof stattfindet, natürlich mit ungespritzten Bäumen aus der Region, wird der Laden fertig sein.

Beim Blick auf die noch grünen Sträucher, die bald ihre Blätter verlieren, fällt Josef Kurz noch ein weiterer Vorteil der neuen Beeren ein: Es gibt keine Schädlinge, nicht einmal die Vögel haben sie bisher geklaut. "Entweder es liegt an den Sitzstangen für Greifvögel, die ich aufgestellt habe oder sie kennen die Beeren einfach noch nicht", sagt er und lacht.

© SZ vom 02.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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