Frischer Kaffee aus Mittermarchenbach:Der Self-Made-Röster

Frischer Kaffee aus Mittermarchenbach: In einer ehemaligen Garage röstet Frank Pospisil Kaffee. Jede Kaffeebohnencharge schmecke anders, sagt er.

In einer ehemaligen Garage röstet Frank Pospisil Kaffee. Jede Kaffeebohnencharge schmecke anders, sagt er.

(Foto: Marco Einfeldt)

Frank Pospisil ist hauptberuflich Bundespolizist am Flughafen. Seine Leidenschaft aber gehört dem Kaffee, den er in einer ehemaligen Garage in Mittermarchenbach selbst herstellt. Dort lagern Säcke mit Bohnen aus Brasilien, Guatemala und Uganda.

Von Katharina Aurich, Haag

Er sei süchtig nach Kaffee und trinke nur noch solchen, den er aus seinen selbst gerösteten Bohnen zubereite, erklärt Frank Pospisil. Acht doppelte Espressi aus einer Siebträgermaschine, in die nur frisch gemahlenes, genau abgewogenes Kaffeemehl komme, genieße er über den Tag verteilt. Wenn er unterwegs sei, vermeide er es, schnell mal einen Kaffee-to-go zu trinken, denn was aus einem Vollautomaten in die Becher fließe, schmecke ihm nicht, sagt der 49-jährige Bundespolizist, der am Flughafen arbeitet und sich vor drei Jahren entschloss, nie mehr auf guten Kaffee zu verzichten.

In Mittermarchenbach in der Gemeinde Haag begann Pospisil 2019, sich in einer ehemaligen, heruntergekommenen Garage eine kleine Rösterei einzurichten. Inzwischen bietet er im Internet, in der Haager Bäckerei Wagner und über Mund-zu- Mund-Propaganda seinen "Dorfkind Espresso" oder seinen "San Andres" Biokaffee aus Guatemala an. Die Nachfrage steige stetig, um Werbung mache er sich keine Gedanken, sagt Pospisil entspannt. "Kaffeesucht" nannte der Self-Made-Röster seine Marke, "weil ich süchtig nach Kaffee bin", lacht der Vater zweier sechs und acht Jahre alten Jungs. Er sei ein ganz normaler Kaffeetrinker gewesen, der sich jeden Tag sechs Cappuccini aus dem Vollautomaten füllte. "Das war meine Ernährung", erinnert sich Pospisil. Eines Tages aber hatte er genug davon. Damals wohnte er noch in München und suchte nach einer kleinen Rösterei, denn er wollte geschmackvolleren Kaffee.

Die Garage baute Pospisil mithilfe von Youtube-Videos aus

Der Geschmack hänge von der Bohne, von der Röstung, vom Mahlgrad und von der Art der Zubereitung ab, sagt Pospisil. In Dachau fand er eine kleine Rösterei und deckte sich dort regelmäßig mit Bohnen ein. Als er dann nach Mittermarchenbach zog, war ihm das zu weit, und er entschloss sich, selbst in die Rösterei einzusteigen. Zum Glück befand sich auf dem Hof, wo er lebt, eine ungenutzte alte Garage. Er baute sie komplett aus, mithilfe von You-Tube-Videos lernte er, wie man Wände verputzt und andere handwerkliche Fähigkeiten. Obwohl er möglichst alles selbst mache, sei ein großer Teil seines Privatvermögens in sein Projekt geflossen, berichtet der Kaffeefan. Seine erste Röstmaschine fasste nur 500 Gramm Kaffeebohnen, inzwischen hat er ein größeres Modell gekauft, in dem ein Kilo Bohnen hinein passen.

Die Kaffeebohnen bezieht Pospisil von einem Händler aus Hamburg, der genau nachverfolgen könne, woher die Bohnen stammten, das sei ihm wichtig. In seiner Rösterei liegen Säcke aus Brasilien, Guatemala und auch aus Uganda, daher komme sein Lieblingskaffee. "Ich würde gerne auch mal Bohnen aus Indien oder Indonesien rösten", sagt Pospisil, der gerne Neues ausprobiert. Jede Kaffeebohnencharge schmecke anders, auch wenn sie aus demselben Anbaugebiet stamme, denn jedes Jahr bringe einen anderen Geschmack hervor, sagt der Kaffeegenießer.

"Das Kaffeerösten ist ein ständiger Lernprozess"

Das Rösten habe er rasch gelernt, man müsse genau hinhören, was in dem Röstgerät passiere, schildert Pospisil. Beim Röstprozess verdampfe das Wasser aus der Bohne, nach ungefähr 15 Minuten höre man ein leises Knistern. Dies bedeute, dass die Zellstruktur der Bohne zerbreche. Diesen Moment dürfe man keinesfalls verpassen, dann seien die Bohnen fertig geröstet. "Manche Bohnen sind anspruchsvoll zu rösten, bei entkoffeinierten Bohnen hört man zum Beispiel das leise Knistern nicht, da braucht man Fingerspitzengefühl, um den richtigen Zeitpunkt für das Ende des Röstens zu treffen," so Frank Pospisil. Er selbst trinke jede Tasse Kaffe ganz bewusst, "ich muss ja mein Zeug immer wieder testen", schmunzelt der Fachmann.

Seine Bohnen enthielten wenig Säure, daher seien sie gut verträglich, gesundheitlich mache sich sein Kaffeekonsum nicht negativ bemerkbar, erklärt er. Frank Pospisil informiert sich laufend im Internet über den Kaffeeanbau und tauscht sich auch in Foren mit anderen Röstern aus. "Die Community ist super kommunikativ und das Kaffeerösten ist ein ständiger Lernprozess, mit Kaffee bist du nie alleine", schwärmt er.

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