Mitten in Moosburg:Wünsche ans Christkind

Was Stadträte und Bürgermeisterinnen ins Sternenzimmer treiben könnte

Von Alexander Kappen

Nun greifen sie in Moosburg also zum allerletzten Mittel. Wenn die Stadtkasse leer ist, die Wünsche aber nicht weniger werden, kommt man mit überstürzten, irrationalen Panikreaktionen wie, sagen wir mal, Sparen auch nicht weiter. Was man sich nicht leisten kann, muss man sich eben schenken lassen - und darum haben sie sich in der Dreirosenstadt kurzerhand ein eigenes Christkindl zugelegt.

Die Marketing-Genossenschaft hat es heuer erstmals engagiert, damit es dem Moosburger Advent neuen Glanz verleiht, festliche Reden und besinnliche Lieder zum Besten gibt, Geschichten im Sternenzimmer der Stadtbücherei vorliest und dort - das ist der springende Punkt - Wunschzettel entgegennimmt. Ursprünglich dachte man bei der Aktion eher an die Kinder. Aber besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Wenn schon die Grundsteuer erstmals seit 25 Jahren erhöht werden muss, um wenigstens ein paar der städtischen Haushaltslöcher zu stopfen, dann wird sich in der kommunalen Christkindlverordnung ja wohl auch irgendwo ein Paragraf finden lassen, der es Stadträten und Bürgermeisterinnen gestattet, sich im Sternenzimmer mit ihren ganz persönlichen Wunschzetteln in die Warteschlange einzureihen. Kann ja schließlich nicht sein, dass so eine Finanzkrise den ganzen Laden lahmlegt.

Gut möglich also, dass das Christkindl dieser Tage nicht nur Zettel von ein paar Halbwüchsigen entgegennimmt, die sich "ein kuhles Kompjutaspiel" oder eine "Wois-of-Tschermäni-CD" wünschen, sondern auch Nachrichten wie diese: "Liebes Christkind, unser Hallenbad hat nach 50 Jahren so mittelüberraschend die Grätsche gemacht. Jetzt brauchen wir natürlich eine neue Schwimmhalle. Wegen der Lebensqualität und so. Aber die Kommune ist gerade ein bisserl knapp bei Kasse und unter meinen Stadtratskollegen gibt es halt immer so ein paar finanzpolitische Schattenparker, die nur Geld ausgeben wollen, das wir auch haben. Also schenke uns bitte ein schickes Hallenbad (wo du's hinstellst, kannst du dir aussuchen, aber bitte nicht auf den "Plan", den brauchen wir als Parkplatz). Falls das Hallenbad dein Weihnachtsbudget sprengen sollte, kannst du wahlweise auch dafür sorgen, dass das mit der Erderwärmung ein bisserl zügiger voran geht. Dann lassen wir einfach das Freibad das ganze Jahr auf - und sparen uns nebenbei das Geld für unser Klimaschutzkonzept, weil's dann eh schon wurscht ist."

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