Mitten in Moosburg:Wenn der Verstand Auszeiten nimmt

Wie Moosburger und Freisinger feiern . . .

Kolumne von Alexander Kappen

Natürlich sollte man den Tag nicht vor dem Abend loben. Und die Herbstschau nicht vor dem Kreisbauerntag - respektive dem zweiten und abschließenden Sonntag, an dem er stattfindet. Theoretisch können am kommenden Wochenende ja noch irgendwo ein paar böse Buben (oder Mädchen) aus der Deckung kommen und irgendwelchen Unfug machen. Aber zumindest die Zwischenbilanz lässt kaum Raum für Interpretationen: Die Moosburger Herbstschau 2018 ist absolut friedlich. Im Halbzeitbericht der Polizei tauchte keine einzige Körperverletzung auf. Auch sonstige nennenswerte Streitereien oder Raufhändel wurden darin nicht erwähnt.

Das war nicht immer so. Zu Handgreiflichkeiten kam es im Moosburger Festzelt immer wieder mal. Glücklicherweise ging es nicht jedes Mal so tragisch aus wie im Jahr 1955. Damals eilte ein streitsüchtiger junger Mann nach einer Auseinandersetzung mit einem Ordner nach Hause und holte eine Pistole, um seinen Widersacher niederzuschießen. Durch eine Verwechslung tötete er jedoch dessen Bruder, ehe er sich nach einer Verfolgungsjagd mit der Polizei selbst erschoss.

Gar so wild ging es in den Folgejahren nicht weiter, aber wo viel Alkohol im Spiel ist, nimmt sich der Verstand halt immer wieder mal eine Auszeit. Im vergangenen Jahr etwa sprühte ein Streithansel seinem Kontrahenten Pfefferspray ins Gesicht. Ein anderer schlug und bespuckte im Umfeld der Herbstschau eine junge Frau. Und ein weiterer warf bei einem Streit mit einem Masskrug, hatte aber wohl nicht genügend Zielwasser getrunken und traf Gott sei Dank niemanden.

Und heuer? Da überlassen die Moosburger Schurken das Schlägern lieber den Freisingern, wo es zuletzt am Volksfest hoch her ging, und konzentrieren sich auf ihre Kernkompetenz: Drogen. Moosburg eilt ja seit Jahren der Ruf voraus, dass dort das eine oder andere verbotene Betäubungsmittel konsumiert wird oder den Besitzer wechselt. Und so war es bezeichnenderweise auch ein Rauschgiftdelikt, das die Polizei in ihrer Zwischenbilanz noch als interessantesten Fall herauspickte. Einen Herbstschaubesucher, der seinen Masskrug zwar löblicherweise nicht als Wurfgeschoss benutze, ihn aber - was ebenfalls verboten ist - mit nach Hause nehmen wollte. Und als die Polizei ihn deshalb anhielt, fand sie bei ihm Drogen. Dumm gelaufen . . .

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