Süddeutsche Zeitung

Mitten in Freising:Wettervorhersage ist Glückssache

Algorithmus des Laptops und die Wirklichkeit stimmen nicht immer überein

Glosse von Petra Schnirch

Das Aprilwetter im Juli, die dichte Folge von Unwettern, schlägt mit der Zeit aufs Gemüt, nicht nur bei uns Menschen. Das Laptop im heimischen Büro, wissend um die erneut stundenlange Zusammenarbeit, bemüht sich deshalb sichtbar, als Stimmungsaufheller zu wirken.

Es ist ein weiterer Regentag, tristes Grau dringt von draußen in das Büro im Keller. Doch kaum ist der kleine technische Helfer angeworfen, strahlt in der schmalen Leiste ganz unten eine gelbe Sonne. Herrliches Wetter, 23 Grad, meldet das Gerät und löst damit tatsächlich ein Lächeln aus, wenn auch ein eher ungläubiges. Egal. Doch nur Minuten später resigniert auch das kühne Helferlein angesichts der grauen Tatsachen. 17 Grad, Regenschauer heißt es nun plötzlich. Zurück in der Realität.

Nur wenige Tage später. Offenbar leidet inzwischen auch das empathische Laptop an der Aprilwetter-Kellerdepression. Zur Abwechslung ist draußen morgens schon strahlender Sonnenschein, kein Unwetter hat die Nachtruhe gestört. Doch die Anzeige in der Taskleiste verkündet unbeeindruckt: 18 Grad, bewölkt. Erst Stunden später blinzelt verschämt eine Sonne hinter dem Wolkensymbol hervor, um dann gleich wieder zu verschwinden. Vermutlich ein typischer Fall von Montagsblues nach einem arbeitsfreien Wochenende. Da hilft nur noch ein sanftes Streicheln über die Tasten. Bloß nicht taktlos darauf einhämmern.

Vielleicht lässt sich der rechteckige Partner ja auch noch überreden, die Datumsanzeige etwas kreativer zu gestalten. Dann könnte der Urlaub morgen schon beginnen.

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Quelle:
SZ vom 15.07.2021
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