Das Beruhigende vorweg: Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten. Also in dem Fall wirklich nicht. Ganz ehrlich. Aber das ändert auch nichts daran: Freising ist eine geteilte Stadt. Das ist offensichtlich. Spätestens dann, wenn es zu dämmern beginnt. Dann gehen in der Altstadt die Lichter an - und es zeigt sich, jetzt, in der Adventszeit, dass Licht nicht gleich Licht ist.
Auf der einen Seite, im Bereich der Unteren Hauptstraße, dort, wo die Innenstadt schon umgebaut und aufgehübscht ist, hängen diese großen, modernen und stylischen Stern-von-Bethlehem-Imitate über der Straße. Das macht was her. Und auf der anderen Seite, an der Oberen Hauptstraße, dort, wo das große Graben, Buddeln und hast du nicht gesehen erst noch so richtig los geht, da gibt es - äh, also: auch ne Beleuchtung. Die ist schon auch weihnachtlich. Irgendwie. Also es gibt Sterne mit Glühbirnen dran. Und dazu diese einen eher subtilen Charme versprühenden grünen Kunststoff-Tannen-Girlanden, die ein wenig lustlos über der Straße abhängen. So in der Art, wie man sie auch beim Schützenfest in Hinterbrunzelheimbergtalgroßkleinhausen an die Wand tackert.
Aber irgendwie muss man ja - auch bei Nacht - sehen, wo Vorher und Nachher ist. Wo die Innenstadt schon neu und schön und wo sie noch alt und nicht ganz so schön ist. Beim Blick auf den Boden kann man das ja unter Umständen nicht immer so gut erkennen. Entweder in der Nacht, wenn es dunkel ist. Oder im Hellen, wenn man der Ansicht ist, dass das Nachher-Straßenpflaster irgendwie auch nicht hübscher ist als der Vorher-Belag. Wer also die Hauptstraße entlang schlendert und sich nicht sicher ist, ob er jetzt schon im neuen und schönen Freising unterwegs ist oder noch im alten und nicht ganz so schönen, der schaut einfach nach oben. Und dann weiß er: Hier Betlehem, dort Hinterbrunzelheimbergtalgroßkleinhausen.