Mitten in Freising:Wann kommt der ALEX?

Warum die Verständigung mit Einheimischen manchmal ein wenig schwierig sein kann

Von Maximilian Gerl

Menschen, die zum ersten Mal nach Freising kommen, geraten bei ihrem Besuch oft ins Schwärmen. Wie schön doch alles ist: der Domberg! Die Altstadt! Weihenstephan! Anstatt von den Sehenswürdigkeiten erzählen die Touristen daheim dennoch lieber die wunderlichsten Geschichten über die Einheimischen: Die sind nämlich irgendwie sonderbar.

Auch eine Freundin berichtet von einem verstörenden Erlebnis. Sie steht am Bahnsteig in Freising und wartet auf den nächsten Zug nach München, ihr erster Ausflug in die Domstadt hat sie hellauf begeistert. Bis ein älterer Herr vorüber kommt, der Hilfe sucht. "Entschuldigung, wann kommt denn der ALEX?", fragt er höflich. Die Besucherin ist vollkommen überrumpelt. Sie ist ortsfremd, nicht mal aus Bayern. Im Umkreis von mindestens 20 Kilometern kennt sie keine Menschenseele, geschweige denn einen Alex. Sie entscheidet sich daher spontan für die diplomatischste aller möglichen Antworten. "Der Alex kommt bestimmt gleich", sagt sie, in der Hoffnung, dass tatsächlich gleich ein ominöser Mensch erscheinen möge, den verkalkten Knacker sacht am Arm nimmt und mit sich führt.

Dem Mann reicht die vage Auskunft jedoch nicht. "Wann kommt der ALEX?", hakt er nach. "Gleich", sagt sie. "Wann genau?" - "Gleich." - "Wann?" - "Gleich!" Sie schreit schon fast vor Verzweiflung. "In wie vielen Minuten?" - "Weiß ich nicht, aber er kommt bestimmt gleich!" Bevor der Mann noch einmal fragen kann, flieht sie den Bahnsteig hinauf. Spinner! Hoffentlich kommt bald der Zug. Tatsächlich fährt kurz darauf der ALEX in den Bahnhof ein - und erlöst sie aus der peinlichen Situation.

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