Mitten in Freising:Träumen von der Bahn im Tunnel

Das Projekt würde Jahrzehnte in Anspruch nehmen, doch die Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen

Von Johann Kirchberger

Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen, hat Helmut Schmidt einmal gesagt. Aber Träume, Träume müssen erlaubt sein. Träumen wir also davon, dass in Freising irgendwann einmal die Bahnlinie unter die Erde verlegt wird, von den Schlüterhallen bis hinter Neustift. Sicherlich ein sehr teures Unterfangen, und bei der Vielzahl der Mitwirkenden eines, das Jahrzehnte in Anspruch nehmen würde, sollte es überhaupt jemals ernsthaft angestoßen werden. Trotzdem, ein solches Projekt würde sich lohnen, würde Freising ungeheure Vorteile bringen, wäre ein Meilenstein in der Entwicklung der Stadt. Und niemand müsste sich mehr darüber ärgern, wenn nachts alle zehn Minuten ein Güterzug laut ratternd durch die Stadt fährt.

Die Liste der Vorteile einer "Bahn im Tunnel" ist lang. Vom Neubaugebiet an der Angerstraße her ist aktuell eine Unterführung zu den Schlüterhallen geplant. Die könnte man sich sparen. Die viel kritisierte Verbindung von der Angerstraße zum Seilerbrückl, die jetzt für Fußgänger und Radfahrer nur durch einen schmalen Tunnel erfolgt, wäre Geschichte. Sie könnte oberirdisch erfolgen. Zugleich ließe sich problemlos eine Radwegeverbindung von der Stadt zu den Schlüterhallen und damit zum neuen Kino realisieren. Der Ledererbuckel könnte abgerissen werden.

Der Bahnhof müsste natürlich auch unter die Erde verlegt werden. Das hätte zur Folge, dass die immer wieder mal vorgestellten Pläne, eine unterirdische Verbindung von der Saarstraße unter der Münchner Straße und dem Bahnhof hindurch zum Park-and-Ride-Platz zu schaffen, in den Schubläden verschwinden könnten. Diese Verbindung, die so wichtig wäre für den Anschluss von Lerchenfeld an die Innenstadt und von der vor allem der Freisinger Stadtbusverkehr enorm profitieren würde, könnte ganz bequem zu ebener Erde erfolgen.

Weiter geht es zum ehemaligen Bahnposten 15. Hier plant die Stadt bereits konkret eine Verbreiterung der Unterführung für Fußgänger und Radfahrer, sozusagen als Eingangstor zur Innenstadt. Wegen der schwierigen Eigentumsverhältnisse und der nahen Moosach ein höchst kompliziertes Vorhaben, das sich erübrigen würde. Und schließlich noch der beschrankte Bahnübergang in Neustift. Auch dessen immer wieder mal versprochene Beseitigung würde sich erledigen.

So ganz nebenbei würden durch den Wegfall der Bahntrasse und des Bahnhofs auch noch wertvolle, mitten in der Stadt gelegene Grundstücke frei. Hier könnten jede Menge Wohnungen, Geschäfte oder auch öffentliche Einrichtungen entstehen. Ideal gelegen, weil zentrumsnah. Wenn, ja, wenn es eines Tages dazu käme, dass die Bahngleise unter die Erde verlegt werden. So wie in Ismaning und Unterföhring. Was dort möglich war, sollte auch in Freising möglich sein. Allerdings müssten dafür Eisenbahn-Bundesamt und Stadt an einem Strang ziehen und eng zusammenarbeiten. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall, wie das Beispiel des ehemaligen Güterbahnhofs zeigt. Dort hätte die Stadt einmal ein Kino bauen und Gewerbe ansiedeln wollen. Aber nach 20 Jahren vergeblicher Gespräche wächst dort auf ungenutzten Gleisen noch immer das Unkraut.

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